Abwesenheitsnotiz

Abwesenheitsnotiz Titel: Abwesenheitsnotiz
Originaltitel: Not working
Autor: Lisa Owens
Genre: Belletristik
Verlag: Piper Verlag
Format: Hardcover, 288 Seiten
ISBN: 978-3492057479


Kauft doch wieder mal in der örtlichen Buchhandlung ein!

Inhalt:
Claire ist Mitte zwanzig, lebt in London und hat einen Freund, der selten zu Hause ist, weil seine Arbeit ihn so fordert, sie hingegen ist jetzt ständig zu Hause. Sie hat ihren Job gekündigt, weil er einfach nicht mehr zu ihr gepasst hat, aber was zu ihr passt, dass weiß sie jetzt auch nicht so genau. Unendlich viele Möglichkeiten, dass Claire fast erschlagen davon wird und so nimmt sie sich die Auszeit, beobachtet die Leute die arbeiten gehen und sucht ihren Platz, an dem die Gedanken schweigen und sie zufrieden ist. Die Frage drängt sich schnell auf – gibt es diesen Platz überhaupt?

Meine Meinung:
Selten habe ich eine Protagonistin so sehr gehasst, wie es bei Claire der Fall war. Nicht weil sie ein anstrengender Mensch wäre, sondern einfach ihre Situation, die Bekanntheit von dieser. Sie bringt den Mut auf und kündigt ihren Job, was in der heutigen Zeit wirklich mutig ist, würde die Gesellschaft sagen, weil die Arbeitslosigkeit steigt und steigt. Allerdings, so muss man denken – eine Arbeit bis zur Rente machen, meist um die 40 Jahre lang und dann ständig dorthin quälen, freundlos, macht das Sinn? Schon auf den ersten Seiten stellt man sich diese Frage. Zuerst klingt die Freiheit verlockend, kein täglichen Verpflichtungen, doch schnell versumpft Claire im Nichts. Was sie heute nicht macht, dafür hat sich doch morgen noch genug Zeit und morgen, naja, es gibt doch wieder einen nächsten Tag.
Jetzt mag man sich fragen, warum ich sie jetzt genau dafür hasse, nun, es ist wohl, weil ich ihre Gefühle komplett nachempfinden kann. Auch ich treibe momentan in der Welt, in eine okayen Job, aber es fehlt etwas, irgendetwas, was allerdings ich auch nicht benennen kann.

In der Fülle von Möglichkeiten verliert man sich schon mal selbst, hält auch nach nicht unbedingt alltäglichen Berufsmöglichkeiten ausschauen, warum nicht mal über die Betreuung von Denkmälern nachdenken? Vermutlich ist es der Satz „Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst.“ der Schwierigkeiten bereitet, wenn man eben nicht weiß was man möchte, weil alles ist dann doch ein ziemlich großer Bereich.

Wer jetzt aber denkt, alle würden Claire in ihrer Auszeit unterschützen, der irrt gewaltig, sie sprechen eben an, dass man sichere Arbeit nicht einfach so hinschmeißen „darf“, weil die Zeiten einfach viel zu unsicher sind und dieses Thema nimmt das ganze Buch ein, wie viele Abstriche muss man für sein berufliches Glück machen? Die perfekte Arbeit, nun ja, die wenigsten werden sie jemals haben, irgendwas stört den Frieden immer, aber ist es nicht manchmal wichtig, auf sich selbst zu hören, wenn das Herz wirklich im Schraubstock steckt? Fragen, die sich auch Claire stellt, beständig, und vermutlich hasse ich dieses Buch auch deswegen so sehr, weil es unbeantwortet bleibt. Ohne vorgreifen zu wollen, aber am Ende ist man klug wie zuvor und gleich verwirrt, wenn nicht sogar ein Stück mehr, doch obwohl ich diesen Schluss hasse, dürfte es kein anderer sein. Warum? Weil das Leben nicht immer eine Antwort auf eine Frage liefert, es manchmal so viel länger braucht, als knapp 300 Seiten. Ein Expresshappyend, das wäre jedenfalls unpassend gewesen, die Andeutung einer Möglichkeit entspricht der Wahrheit schon viel mehr.

Fazit:
Man hasst sich durch die Seiten, einmal wegen seiner eigenen Gefühle, dann weil man sich vergeblich nach Antworten sehnt und letztlich, weil man bemerkt, dass es einfach zu viele Möglichkeiten gibt und zu wenig Ideen, welche zu einem passen könnten.



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