Abraham Geiger (1810-1874), eine ebenso schillernde wie in seiner Zeit umstrittene Persönlichkeit, war Wissenschaftler und Theologe, gläubiger Mensch und Rabbiner und nicht zuletzt gilt er als „Vater“ des Reformjudentums. Er versuchte zeitlebens eine Definition jüdischer Identität zu finden, die Glaube, religiöse Instanz und historische Wissenschaftlichkeit in sich vereinen konnte. Eine Lithografie des jungen Geiger haben wir derzeit an die Wiesbadener Casino-Gesellschaft entliehen. Diese veranstaltet von 16. Januar bis 10. April 2015 eine Ausstellung mit dem Titel „Wiesbaden – Die nassauische Residenzstadt im Biedermeier“.
Zwischen 1832 und 1837 lebte und wirkte er in Wiesbaden als Rabbiner und Herausgeber wissenschaftlicher Schriften. Das ist wohl einer der wichtigsten Gründe, weshalb die Wiesbadener Casino-Gesellschaft bei uns eine Lithografie des jungen Abraham Geiger angefragt hat.
Unter dem Titel „Wiesbaden – Die nassauische Residenzstadt im Biedermeier“ soll die Präsentation ein ganzheitliches Bild des Wiesbadener Biedermeier aufzeigen. Das höfische und bürgerliche Leben werden ebenso thematisiert wie Kunst und Kultur. Und Teil dieses großen Ganzen ist nun ein Porträt Abraham Geigers, Kennerinnen und Kennern nicht unbekannt, so ziert es unter anderem häufig Buchtitel oder taucht immer dort auf, wo die Rede von Abraham Geiger ist.
Das Präsentationsumfeld allerdings ist neu, zeigt es doch den Allrounder im Rahmen des Biedermeier; einerseits wenig überraschend, da insbesondere Lithografien und Stiche die darstellende Kunst dieser Zeit auszeichnen, andererseits dennoch bemerkenswert, zumal man Abraham Geiger nicht in erster Linie als Gallionsfigur des Biedermeier kennt.
Lilian Harlander