Irgendwie sehen sie sich doch ein bisschen ähnlich, Rock’n-Roll-Legende Lemmy Kilmister und Bert Papenfuß. Papenfuß hinter der Bar, Kilmister an der Wand: Papenfuß eine Berliner Lyriklegende – auch Rock’n Roll, nur eben literarisch – prägt den Literaturuntergrund der Hauptstadt konsequent und seit Jahrzehnten. Dass er sich dabei nicht um Trends schert und die Yuppisierung des Viertels irgendwie an ihm abzuperlen scheint, macht die Idee der Rumbalotte noch sympathischer. In der Kneipe Torpedokäfer hat Papenfuß 1994 zusammen mit Stefan Döring zum ersten Mal das Konzept Kneipe und Literatur ausprobiert, erzählt er, setzt sich und zündet sich die erste ( von vielen) Zigaretten an. Zusammen gründeten sie auch die Zeitschrift Sklaven, die befreundete Autoren aus den 70er, 80er Jahren mit neuen Stimmen des literarischen Untergrunds zusammenbrachte. Im Torpedokäfer fanden Lesungen statt. Hier trafen sich Autoren, Verleger von unabhängigen Kleinstverlagen und Zeitschriftenherausgeber. Als es dort nicht weiterging, hat Papenfuß viel ausprobiert, andere Lesereihen in anderen Kneipen, ungezählte Magazine, Zeitschriften, Projekte. Mal mehr, mal weniger schräg, doch immer politisch. Allein, in der Gruppe, im eigenen Verlag. Das Traditionslokal Kaffee Burger hat er auch mal mitbetrieben, aber als Berlin Mitte dann Szene wurde und die Lesungen immer mehr zu Partys, ist er ausgestiegen. »Die Gentrifizierung hat mächtig zugeschlagen«, sagt Papenfuß. »Es war dann eher ein Amüsierschuppen.« Eigentlich habe er mit dem Geld durch den Verkauf erstmal Pause machen wollen. »Nach zwei Jahren habe ich mir dann gedacht, eigentlich gibt es gar keinen Ort mehr für so eine Art Literatur. Subkultur oder Underground in Anführungsstrichen.« …
»Literatur, Untergrund und Kneipe habe schon immer zusammengehört. Da hat sich im Prinzip wenig dran geändert«. Jedenfalls nicht in der Rumbalotte continua. Es gibt wohl kaum einen geeigneteren Ort für diese Art von Literatur. Außer einem Haufen Literaturzeitschriften, schrägen Fanzines und Lyrikanthologien aller Art kann man noch ein paar Erkenntnisse mit nach Hause nehmen: Es gibt sie noch, die künstlerische Subversion. Sie muss nicht im Abbruch beheimatet sein und literarischer Rock’n Roll geht auch im Prenzlauer Berg noch ganz gut.
/ Johanna Hemkentokrax besuchte für die aktuelle Ausgabe des Magazins poet (nr. 11) vier literarischen Kneipen und Cafés und hielt ihre Eindrücke in einer Reportage fest.