98. Literatur, Unter­grund und Kneipe

Irgend­wie sehen sie sich doch ein bisschen ähnlich, Rock’n-Roll-Legende Lemmy Kilmister und Bert Papenfuß. Papenfuß hinter der Bar, Kilmister an der Wand: Papen­fuß eine Berliner Lyrik­legende – auch Rock’n Roll, nur eben lite­rarisch – prägt den Lite­ratur­unter­grund der Haupt­stadt konse­quent und seit Jahr­zehnten. Dass er sich dabei nicht um Trends schert und die Yuppisierung des Viertels irgendwie an ihm abzu­perlen scheint, macht die Idee der Rumbalotte noch sympa­thischer. In der Kneipe Torpe­dokäfer hat Papen­fuß 1994 zusammen mit Stefan Döring zum ersten Mal das Konzept Kneipe und Lite­ratur aus­pro­biert, erzählt er, setzt sich und zündet sich die erste ( von vielen) Zigaretten an. Zusammen grün­deten sie auch die Zeit­schrift Sklaven, die befreundete Autoren aus den 70er, 80er Jahren mit neuen Stimmen des litera­rischen Unter­grunds zusam­men­brachte. Im Torpedo­käfer fanden Lesungen statt. Hier trafen sich Autoren, Verleger von unab­hän­gigen Kleinst­ver­lagen und Zeit­schriften­heraus­geber. Als es dort nicht weiterging, hat Papenfuß viel aus­probiert, andere Lese­reihen in anderen Kneipen, unge­zählte Magazine, Zeit­schriften, Projekte. Mal mehr, mal weniger schräg, doch immer politisch. Allein, in der Gruppe, im eigenen Verlag. Das Tra­ditions­lokal Kaffee Burger hat er auch mal mit­betrie­ben, aber als Berlin Mitte dann Szene wurde und die Lesungen immer mehr zu Partys, ist er aus­gestiegen. »Die Gentri­fizierung hat mächtig zuge­schla­gen«, sagt Papenfuß. »Es war dann eher ein Amüsier­schuppen.« Eigent­lich habe er mit dem Geld durch den Verkauf erstmal Pause machen wollen. »Nach zwei Jahren habe ich mir dann gedacht, eigent­lich gibt es gar keinen Ort mehr für so eine Art Literatur. Subkultur oder Under­ground in Anfüh­rungs­strichen.« …

»Literatur, Unter­grund und Kneipe habe schon immer zu­sammen­gehört. Da hat sich im Prinzip wenig dran geändert«. Jeden­falls nicht in der Rumbalotte continua. Es gibt wohl kaum einen geeig­neteren Ort für diese Art von Literatur. Außer einem Haufen Lite­ratur­zeit­schriften, schrägen Fanzines und Lyrik­antho­logien aller Art kann man noch ein paar Er­kennt­nisse mit nach Hause nehmen: Es gibt sie noch, die künst­lerische Sub­version. Sie muss nicht im Abbruch behei­matet sein und lite­rarischer Rock’n Roll geht auch im Prenzlauer Berg noch ganz gut.

/ Johanna Hemkentokrax besuchte für die aktuelle Ausgabe des Magazins poet (nr. 11) vier literarischen Kneipen und Cafés und hielt ihre Eindrücke in einer Reportage fest.



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