97. Crashkurs Klagenfurt

derStandard.at: Wie wurden Sie in Klagenfurt aufgenommen?

Krampitz: Sehr freundlich, wirklich sehr freundlich.

Wawerzinek: Jetzt fängt Karsten wieder an zu schwärmen. Bei Kärnten wird er immer larmoyant. Dabei ist die Freundlichkeit, die einem vorgespielt wird, nichts weiter als eine Fassade, die einstürzt, sobald man auseinander gegangen ist. Die Kärntner sind einfach nicht liebesfähig. Die können gar nicht streicheln. Trotz der nach außen gezeigten Freizügigkeit herrscht eine verklemmte Haltung wie in den sechziger Jahren vor.

derStandard.at: Unmittelbar nach Verleihung des Bachmann-Preises meinten Sie: „Ich bin ein wenig Österreicher.“ Auch in einem Ihrer ersten Briefe in „Crashkurs Klagenfurt“ geben Sie sich milde, betonen, dass Sie die Stadt einmal auf sich wirken lassen wollten, um „erst später zu befinden“. In Ihren letzten Briefen wirken Sie jedoch nachgerade anklagend, mitunter verbittert.

Wawerzinek: Das mag sein. Ich habe mit der Zeit schon versucht, mich der professionellen Umarmung zu entziehen, ja, mich sogar ein wenig dumm zu stellen. Damit bin ich eigentlich am besten gefahren. Dazu kam, dass die Leute dort offenbar immer dem neuesten Zirkus hinterher laufen. Bei meiner Antrittslesung waren 70 Leute, drei Monate später kamen nur noch 25.

derStandard.at: Immerhin hat Ihnen die Stadt Klagenfurt freie Kost und Logis gewährt, dazu ein Stipendium in Höhe von 1200 Euro. Der Band „Crashkurs Klagenfurt“ wird vom Land finanziell unterstützt. Kärnten war auch gut zu Ihnen.

Wawerzinek: Gewiss. Aber vonseiten der Politik hatte ich den Eindruck, dass ein Stadtschreiber einfach als notwendiges Übel gesehen wurde. Bei den Menschen hat das Stadtschreiber-Dasein natürlich auch Neid ausgelöst. So frei zu sein, nonchalant dahin zu leben, das irritiert natürlich.

Krampitz: Andererseits sind wir von den Klagenfurter Schriftstellern enorm unterstützt worden. Das hat uns wirklich überrascht. In Berlin ist das ganz anders. In Klagenfurt hingegen kam etwa ein Egyd Gstättner sofort auf mich zu. Den konnte ich immer um Rat fragen. Auch einen Josef Winkler. / Der Standard 12.12.

Crashkurs Klagenfurt, Poesie und Propaganda. 128 Seiten. 17,90 Euro. Das Buch erscheint am 14.12. bei der Edition Meerauge.

Was dürfen die in Kärnten? Textauszug aus Crashkurs Klagenfurt.



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