1988 begegneten sie sich das erste Mal: Ralph Grüneberger aus Leipzig, der zu einer Lesung als „Arbeiterdichter“ nach Osnabrück reisen durfte, und Wolfgang Rischer, damals noch Lehrer. Er lebt in Süpplingen bei Helmstedt. Nahe am einstigen Grenzübergangspunkt. … Später – da war der Schampus vom 9. November 1989 längst geflossen – wurden die beiden Dichter aus Sachsen und Niedersachsen Freunde. …
Die beiden pflegen eine fast nüchterne, nachdenkliche, aber farbige Sprache beim Dichten, lassen die Bilder und Eindrücke entstehen und lassen die Hintergedanken, die sie dabei haben, anklingen oder auftauchen. Je nachdem. Bei Grüneberger kommt das fast lakonisch. Er weiß, dass man Worte nicht aufbrezeln muss, damit sie sich entfalten. … aufgelackt, die / Wieneuwagen. Wie Kadaver / stehen daneben / Die verlassenen Karossen …“
Die beiden sind in ihrer Sprache zu Hause, auch in ihren Doppeldeutigkeiten. Wie hier, wo Grüneberer eben auch über „westblech“ spricht, aber eben das, das ab 1990 über ostdeutsche Straßen flutete und die „peinliche Technik / Der Duroplastindustrie“ verdrängte. Und die Fahrer der „Plastikbomber“?
„Unter neuem Kennzeichen fahren sie fort.“ Eine ernüchternde Feststellung. So trocken und so wahr. / Ralf Julke, Leipziger Internet-Zeitung
„Wunder ganz in der Nähe“, ein deutsch-deutscher Gedichtdialog von und mit Ralph Grüneberger und Wolfgang Rischer. Musikalische Intermezzi: Die Lyrischen Saiten, Hörwerk Leipzig, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86189-938-9, 9,95 Euro