Joumana Haddad bricht gern Tabus. Als Dichterin und Journalistin kämpft sie im Libanon für die Freiheit der Frauen. Auch mit einem Erotikmagazin. Ist sie eine Feministin? Freitag fragte sie:
Auf dem Cover des Erotik-Magazins, das Sie in Beirut gegründet haben, sieht man nackte Männer und Frauen. Sie brechen damit Tabus. Reine Provokation?
Ich lebe in einem scheinheiligen Land: Auf den Plakaten am Straßenrand von Beirut findet man kaum etwas anderes als entblößte Körper und den Versuch von Sinnlichkeit. Aber man ist bei uns unfähig, ein erotisches Kulturmagazin zu akzeptieren. Der Blick fällt auf das Foto eines Künstlers oder das Bild eines Malers, und man sagt: Pornographie. Man kann überall den Playboy kaufen, mein Magazin ist dagegen in den meisten arabischen Ländern verboten. Man kann täglich ins Internet gehen und auf fragwürdige Webseiten klicken. Ich werde jedoch bedroht.
Sie sind eine arabische Frau.
Eine, die anzügliche Literatur liest, provokante Verse dichtet und auf die Machos und das Patriarchat spuckt. Das macht deren Attacken gegen mich umso bitterer und gewaltsamer. Aber wer mir anonyme Hass-Mails schickt, hat einfach nicht die Courage, mir in die Augen zu schauen. Der fühlt sich offenbar selber bedroht.