Die Preistrophäe war aus Schokolade und der Scheck von 15000 Euro war nicht dabei. Die Verleihung des Arabischen Romanpreises an den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal, den letztjährigen Träger des deutschen Friedenspreises, in den Räumen des Pariser Verlagshauses Gallimard war ein rein symbolischer Akt. Die 2008 geschaffene, von den arabischen Botschaften in Paris gestiftete und am Institut du Monde Arabe vergebene Auszeichnung war in diesem Frühjahr dem Algerier Sansal zuerkannt worden für seinen jüngsten Roman ‘Rue Darwin’, der im September bei Merlin auf Deutsch erscheinen wird. Ziel des Preises ist die ‘Festigung des Kulturdialogs’ mithilfe von literarisch hochwertigen Werken aus der arabischen Welt. …
Die für Anfang Juni vorgesehene Verleihung des Prix du roman arabe an Sansal wurde von den Stiftern aber kurzfristig abgesagt. Offiziell war von diversen Spannungen die Rede. In Wirklichkeit hing es damit zusammen, dass Sansal inzwischen im Mai als Gast am Internationalen Schriftstellerfestival in Jerusalem teilgenommen hatte. Die Hamas kritisierte diesen Israel-Besuch als eine Legitimierung der Besetzung Palästinas und als einen Affront gegen das palästinensische Volk. Die Pariser Preisstifter ließen sich in die Polemik hineinziehen und widerriefen die Wahl. Sie wiesen die Preisjury an, sich neu zu versammeln.
Die Jury, der unter dem Vorsitz von Hélène Carrère d’Encausse von der Académie Française unter anderen die Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, Vénus Khoury-Ghata, Paule Constant, Danièle Sallenave oder der Intellektuelle und palästinensische Unesco-Botschafter Elias Sanbar angehören, widersetzte sich aber dieser Anweisung. / Süddeutsche Zeitung 23.6.