400 Jahre überleben, ohne zu verschimmeln

Die Energie des Machens: Fjodor Dostojewski

Die Energie des Machens: Fjodor Dostojewski

Nachdem ich vor kurzem wieder Dostojewski gelesen habe, habe ich mich gefragt, woran es liegt, dass er auch nach 150 Jahren völlig unverstaubt und unverwest daherkommt. Er hat so gar nichts von der Patina angesetzt, mit der seine deutschen Zeitgenossen schon seit langem überzogen sind: und das in einem Genre – dem Roman – das eigentlich sonst keine besonders lange Halbwertszeit hat.

Shakespeare ist auch so ein Kandidat. Er hat zwar das deutlich langlebigere Genre Drama bedient, ist aber auch schon dreimal so lange tot wie der Russe. Und steht trotzdem kraftstrotzend vor uns wie kein anderer Autor seiner Zeit.

Bach ist ein ähnlicher Fall im Bereich der Musik. Seit 250 Jahren tot – und die monumentale Kraft seiner Musik ist unverändert.

Woher kommt das?

Neben all den Unabdingbarkeiten, die man jetzt hier floskelhaft auflisten könnte (Qualität ihres Handwerks, Zeitlosigkeit ihrer Themen, Blabla ihres Huhuhus…), ist denke ich vor allem eines ausschlaggebend: Man spürt SOOOO klar, dass sie einfach RIESENSPASS beim Schreiben hatten! Sie waren Macher durch und durch, kamen aus der Praxis und schrieben für die Praxis – nicht NUR, aber immer AUCH.

Man hätte Shakespeare um drei Uhr nachts aus dem Bett holen können und ihm sagen: “Hey, der Saal ist voll, geh auf die Bühne und unterhalt die Leute!” – und er hätte es problemlos gemacht. Man hätte Dostojewski um drei Uhr wecken können und ihm zurufen: “Hey, wir haben noch fünf leere Seiten in der Zeitschrift, schreib mal was, um neun gehts in den Druck!” – und er hätte es getan. Man hätte Bach in der Nacht zum Sonntag wachrütteln können und ihn anbrüllen: “Hey, wir können deine Kantate vom letzten Jahr nicht mehr finden, du musst schnell was neues schreiben!” – und er hätte sich rangesetzt.

Das heißt nicht, dass diese Leute nicht reflektiert oder konstruiert hätten. Sie haben es getan, nicht zu knapp, und das ist auch unabdingbar, um etwas wirklich großes herzustellen. Aber diese unbändige Kraft, mit der ihre Werke die Jahrhunderte überdauert haben, die kommt nicht daher. Die kommt aus der wilden, anarchischen Freude des Machens.

Wer diese Freude nicht hat, der ist arm dran. Er nennt sich womöglich “kritisch”, “reflektiert” oder “intellektuell”, im Grunde aber ist es ein armer Wurm…


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