38. Lyrikpapyri

Tim Voß (ehemals der Voß von Reinecke & Voß) macht jetzt Bücher bei Horlemann – Edition Voß. Dazu gehört auch die Reihe  Lyrikpapyri, die von Mathias Jeschke herausgegeben wird.

Aus einem Gespräch mit Mathias Jeschke:

Lieber Herr Jeschke,


Buchhandlungen bestellen und vertreiben kaum noch Lyrikbände. Gehen Sie wirklich davon aus, dass die von Ihnen herausgegebene Reihe LYRIKPAPYRI es verdient hat, einem breiten Publikum vorgestellt zu werden?

Ja, na klar! Ich gebe ja meinen Kindern, nur weil sie danach schreien, auch nicht ausschließlich Süßigkeiten und Pommes, sondern ernähre sie mit Gesundem und Nahrhaftem. Andere, besonders junge, unabhängige Verlage, haben sich bereits erfolgreich um das Aufleben der Lyrik verdient gemacht. Und wir wollen auf dem Gebiet der modernen deutschsprachigen Lyrik jetzt kräftig mitmischen. Gedichte gehören nun mal zu den grundlegenden Lebensmitteln von innerlich lebendigen und mit Vorstellungskraft begabten Menschen. Manche wissen das schon, andere werden wir noch gewinnen.

Wie kommt es eigentlich zu dem Reihentitel LYRIKPAPYRI? Das klingt doch irgendwie antiquiert…
Der klangvolle Reihentitel mit seinem Rückgriff auf den Papyrus, die Vorform des Papiers, die – ebenso wie die Lyrik übrigens – bereits seit über viertausend Jahren bekannt ist, benennt so etwas wie ein Gegenprogramm zu den ja gerade eben erst hochgepoppten allgegenwärtigen Applikationen für den Hirnstamm, den electronical devices. Er betont damit gleichzeitig die durchschlagende Beständigkeit und damit die Aktualität der Kunstform Gedicht. LYRIKPAPYRI heißt, Gedichtbände sind und bleiben erlebbar, klingend, duftend, haptisch, unplugged.

Was reizt Sie daran, gerade die Autoren Däubler, Münzner und Rautenberg herauszugeben? Was ist so besonders an ihnen?
Gregor Däubler ist ein junger, wagemutiger Poet, der in seinem bei uns erscheinenden Debut das Vexierspiel zwischen Form und Inhalt verheißungsvoll zur Sprache bringt. Andreas Münzner besitzt die seltene Gabe, indem er in großer Ruhe und changierend zwischen humorvoller Distanz und emotionaler Nähe ein ziemlich welthaltiges Tableau erschafft, mit seinen Gedichten Lebensuhren zu justieren. Und Arne Rautenberg ist der sympathischste Kunstspieler, den ich kenne. Völlig respektlos überrumpelt er nicht nur die Sprache selbst, sondern damit auch unsere eingefahrenen und eingefrorenen Denkweisen und Blickwinkel. Es lohnt sich unbedingt, alle drei zu lesen!

(…)


Und wie sieht die Zukunft der LYRIKPAPYRI aus?
Der Verlag und ich als Herausgeber planen bereits die Titel für das nächste Jahr. Es wird wohl in jedem Programm etwa drei neue Bände geben. Und wir sind fest davon überzeugt, dass es genügend Buchhändler, Literaturvermittler, Kritiker und Leser (m/w) gibt, die unsere Begeisterung teilen werden für das, was wir hier in die Welt setzen.

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