39. Über Rhythmus

Jan Kuhlbrodt sprach mit Asmus Trautsch über Literatur und Musik. Eine gekürzte Version steht im Poetenladen, das komplette Gespräch soll im “Poet” erscheinen. Ein Auszug:

J. Kuhlbrodt: Wenn du schreibst, wie achtest du auf den Rhythmus? Erzähl, wie es bei dir funktioniert, wie der Rhythmus sich quasi ins Gedicht schmuggelt. Ich habe zum Glück keine durchgehend traditionellen Strukturen in deinen Texten entdecken können.

A. Trautsch: Manchmal spiele ich damit. Natürlich lässt einen jedes aus der Romantik vertraute Schema der Verteilung von Akzenten, von Vers­maßen, Rhyth­men und Reimen die Anten­nen des Miss­trauens aus­fahren. Es ist ja gerade, wie ich finde, eine Qua­lität der zeit­ge­nös­sischen Lyrik, Homo­­genität und Gleich­mäßigkeit in der Form zu ­vermeiden. Aber natürlich kann man auch mit den Elementen der Regelmäßigkeit des Rhyth­mus, der Gegenläufigkeit von natürlicher Silben­betonung usw. arbeiten. Es ist nicht so, dass ich mir wie in der Nach­folge Hölder­lins bestimmte antike Versmaße vornehme, die dann als Schema über dem Gedicht stehen, das habe ich nie gemacht. Den Rhyth­mus zu finden, ist für mich zum großen Teil eher ein unbe­wusster Vorgang – oder vielleicht ein Prozess zwischen Unbe­wusstem und Bewusst­sein.

Beim Schreiben eines Verses, bei der Tempostimmung eines ganzen Gedichts, oder, mikroskopisch, bei einer bestimmten Wort­konstruktion ist das Ver­hältnis von längeren Vokalen, die etwas im Klang verharren, und kurzen, auch gerade mit Konsonanten sehr stark abgekürzt wirkenden Silben, überhaupt auch von Konso­nant­enhäufung oder Vokal­häufung eine form­gebende Kraft, die auf verschiedenen Be­deutungs­ebenen wirkt: Welches Bild, welche Metapher kann man z.B. durch eine be­stimmte auch vom Klang getragene Wort­kombi­nation finden, wie entfaltet sich dabei der sound zwischen Vokal und Konsonant und welche Betonungen, welche Intensitätsgrade gibt es, die maß­geblich auf die Imagination zurück­wirken? Manch­mal merke ich erst im Nach­hinein, bei einem Text, den ich geschrieben habe, wie das Verhältnis von aus­klingenden Silben oder von kürzeren und abge­hackten, man könnte musikalisch sagen: wie das Ver­hältnis von Dauerwerten und von Arti­kulations­weisen wie tenuto und staccato verteilt ist. …



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