37. Greguerías

Das Pfeifen des Zuges dient nur dazu auf den Feldern Melancholie zu verbreiten. – Wie reagieren wir? Wir lächeln zustimmend, sind ›amüsiert‹, verstehen, was der Autor humorvoll (nicht humoristisch) ausdrücken wollte. Und das, weil wir Erinnerung besitzen an Pfeifen des Zuges, Felder und Melancholie. Der Aufbau des Satzes ist grammatisch und logisch vollkommen korrekt, klingt vertraut. Was verblüfft, ist das Neuartige (schon sind wir im Begriff das ›Phantasievolle‹ zu sagen), das Unerwartete, Überraschende der Wortverknüpfung und damit die Aussage des Satzes. Offenbar handelt es sich um Poesie.

Der zitierte Satz ist ein Beispiel für die literarische Kleinform, die ihr Erfinder, der spanische Dichter Ramón Gómez de la Serna (1888–1963) GREGUERÌAS – Kauderwelsch – genannt hat. Die erste Sammlung von Greguerías erschien 1917, weitere Ausgaben folgten, bis zur letzten im Jahre 1962, die 13 000 Einträge enthält. Die formalen Merkmale der Greguería sind Prosaform, extreme Kürze, kontextuelle Unabhängigkeit sowie nichtdiskursive Aussage. Die beabsichtigte Wirkung einer Greguería besteht in der Vermittlung einer neuen, überraschenden Perspektive mit oft humorvoller Pointierung. Die Greguería changiert zwischen Aphorismus und Lyrik. Die Kurzformel, die Gómez de la Serna selbst zur Charakterisierung seiner Erfindung gewählt hat, lautet: Greguería = Humor + Metapher. – Man hat festgestellt, daß die Frauen, die im Bus stricken, dessen Geschwindigkeit herabsetzen. / Maximilian Zander, KuNo

 

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