Zunächst schrieb Nicole Krauss Gedichte, das merkt man ihren Sätzen an. Heute vergleicht sie ein Gedicht mit einem Zimmer. Die Abmessungen sind definiert, der Raum ist klein: „You can make it perfect, and shut the door.“ Anders der Roman. Er sei wie ein Haus. Irgendetwas sei immer kaputt, die Türen seien offen und das Risiko, Fehler zu machen, sei immer gegenwärtig. „Die Frage ist nur: Wie groß werden die Fehler sein? Welche Form wird das Haus beim Schreiben annehmen? Das ist für mich Schreiben – etwas zu bauen, das dann mein Zuhause wird.“ Ein Zimmer perfekt einzurichten ist nicht mehr ihre Sache. Sie will Häuser bauen. Weil sie die offene Form des Romans reizt, den sie als längere Geschichte definiert, die einen Anfang und ein Ende hat und dem Autor darüber hinaus, anders als ein Sonett, keine Grenzen setzt. / Verena Lueken, FAZ