31. Oktober 2010, Was für ein Theater, 9.09 Uhr

Der Rohm war im Theater, nicht schlecht, nicht schlecht, murmelt er, der Rohm eben, der noch müde ist, sein Wellensittich, Freddie genannt, schreit sich den Frust eines ganzen kurzen Vogellebens aus der kleinen engen Brust, wohlan, es wird Zeit für den täglichen Eintrag, schreit ihm der Vogel zu, ist ja gut, ich mach schon, mault der Maulheld Rohm, der die Augen kaum aufbekommt, der gerade mal (vor einigen Minuten) eine Mail an Runhard Sage raus bekommen hat, so mit vielen Achs, dafür keinem Krach, war ja nur eine Mail, denn der Runhard schlug ihm vor, seine neue Erzählung, Eine kurze Geschichte der Brandstifterei, bei getidan zu bewerben, Werbung ist gut, sagte der Rohm zur Seraphe und freute sich über das Angebot, vielleicht verkaufen wir ein paar Hefte mehr, und nun sitzt der Held des Tages wie ein nasser Sack an seinem Tisch, ist ein Glastisch, drauf die Tastatur liegt, auch sein Handy, neben der Tastatur steht der Kaffee, der ist ihm noch jeden Tag kalt unter der morgendlichen Schreibrei geworden, in der Küche unterhalten sich die Seraphe und die Kinder über schulische Angelegenheiten, nimm doch die zwei Hefte mit, das war jetzt ein Originalauszug aus dem eben ablaufenden Gespräch, die Seraphe und die Kinder frühstücken, während der Rohm seinen täglichen Eintrag verfasst, weil die Leute drauf warten, mindestens die Leutchen vom Theater, aber ganz bestimmt die Frau Müller-Münch, denn der Rohm und die Seraphe waren gestern Abend auf einem Theaterabend in der Red Corridor Gallery, da spielten sie ein Stück namens „Scheiterhaufen“, der Rohm dachte vorher, Gott, lass diesen Abend an mir vorüber gehen, denn er ist mit Vorurteilen gesegnet wie ein jeder Sterbliche unter der Sonne, Fuck, der Vogel geht mir auf die Nerven, er findet heute gar keine Ruhe, da soll man sich konzentrieren können, also wir saßen in der überhitzten Galerie und sahen uns das Stück an, Hitze passt in einem solchen Augenblick, immerhin geht es in dem Stück ja auch um die Merga Bien, um Hexenverfolgungen, um die dunklen Triebe der Verfolgung, deshalb dachte ich auch das ganze Stück über, es wäre gar nicht schlecht, wenn sie nicht in historischen Kostümen auftreten würden, sondern AUCH in historischen Kostümen, aber eben AUCH den feinen Zwirn des modernen Geschäftsmanns tragen würden, um zu zeigen, die Verfolgung als Instrumentarium der Macht gab es schon immer, wird es immer geben, der Rohm saß da, dachte, wie lange geht das Stück überhaupt, da fing es an, und er war ganz überrascht darüber, was er da zu sehen bekam, denn da war DIESES erste Bild des Stückes, es zeigte das dörfliche Leben und wie eine Frau zur Hexe gemacht wird, Musik wurde eingespielt, die Inszenierung des dörflichen Leben, grandios, das dachte der Rohm, das war für Fuldaer Verhältnisse schon ganz großes Theater, da wurde nicht gesprochen, da wurde im Takt der Musik gearbeitet, ein Ballet des Alltags, das war dem Stummfilm geschuldet, da hatte sich einer mit dem Medium Theater auseinander gesetzt, das gefiel dem Rohm schon ausnehmend gut, in der Küche ist Ruhe eingekehrt, die Kinder sind in ihr Zimmer hinüber, auch der Vogel belässt es bei einem gelegentlichen Krächzen, jetzt fehlt mir Krach, wie soll man denn da arbeiten, weiter also mit dem Theaterabend, die nächsten Szenen kamen, die gefielen mir mal besser, mal schlechter, das Stück, man mag es mir verzeihen, hat nichts mit großer Literatur zu tun, da ist kein Satz hängen geblieben, das ist ein Lehrstück, dachte der Rohm, eine Demonstration, Doku-Theater mit teils zu klaren Fronten, aber die Inszenierung konnte sich immer wieder sehen lassen, so gut wie im ersten Bild wurde sie leider nicht noch einmal, auch wenn mich der „Chor“ der eingekerkerten Frauen doch sehr bewegte, jetzt herrscht völlige Ruhe, so kann ich nicht arbeiten, also will ich zum Ende kommen, ich trinke einen Schluck von meinem Kaffee, ich werde noch eine Zigarette rauchen und dann …



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