30. September 2010, Ein Geheimnis wird gelüftet, 6.06 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Schrieb Gustav vom Textem-Verlag eine Mail, er schrieb zurück, ich beugte mich zur Seite, streckte den Arm, erwischte die Mail noch mit meinem Schläger und gab sie wieder zurück. Ich hob den Kopf. Hatte ich die Mail über die Platte geschlagen? War sie in der Hecke dort drüben gelandet, nein, schon kam eine Mail auf mich zurück, so ging es gestern hin und her, es war ein Mail-Match ohne Gegner, denn wir sichteten und lasen, soll doch beim Textem-Verlag bald eine Erzählung von mir erscheinen, es war also ein reines Freundschaftsspiel.

(Sie wollen wissen, wie die Erzählung heißt, wie man sie anzureden habe, wenn man ihr über den Weg laufen sollte, dann kommen Sie ein wenig näher, ich verrate es Ihnen, aber behalten Sie es noch für sich, noch näher, so nah auch wieder nicht, sie heißt, hm, sie heißt, eine kurze Geschichte der Brandstifterei, haben Sie es verstanden, aber kein Wort, betrachten Sie sich als Geheimnisträger, auf der anderen Seite, jetzt ist der Titel raus, jetzt sollte man sich zurück lehnen und sein Treiben auf der freien Wildbahn betrachten. Wird er viele Freunde finden, wird es Nachwuchs geben, ja, man muss sich nur ein Fernglas besorgen und den literarischen Wildpark beobachten. Da hat man zu tun. Wahrscheinlich bis zum Ende dieses entzückend-erbärmlichen Lebens.)

Wenn die Erzählung dann erst einmal geschlüpft ist, wird man abwarten müssen, wie sie sich entwickelt; man sorgt sich immer um die Kinder, vor allem wenn sie einsam in der Ecke einer Buchhandlung verkümmern.
Da hoffe ich dann auf Melusine, die so tiefsinnig „Blut ist ein Fluss“ besprach, Melusine, Sie wissen nun also, was zu tun ist, Sie gehören zur Gedankenfamilie und die Familie lässt man nicht im Stich. (Ja, man muss nur eine Familie haben, dann kann nichts passieren. Sollte man mein Leben dereinst verfilmen, dann sollte mich unbedingt (der leider verstorbene) Marlon Brando spielen. Ich sehe es vor mir. Er würde als Don Rohm in diesem Arbeitszimmer hocken und Leser empfangen: „Du hast meine letzte Geschichte also nicht gelesen? Ich bin enttäuscht, Alfredo, sehr enttäuscht. Behandelt man so den Don? Du wirst jetzt mit einem meiner Männer eine Bootstour machen. Leb wohl, Alfredo, leb wohl.“)

So verspielte ich den gestrigen Tag also mit zahllosen Mails, da ging dann noch eine an einen Verlag, den ich noch nicht benennen will, weil der Vertrag über meinen neuen Roman noch nicht unterzeichnet ist, aber die mündliche Zusage habe ich, was sollte da also schief gehen, na alles, entgegnet meine alttestamentarische Seite, du könntest an Krebs erkranken, vor ein Auto laufen, in einen Krieg geraten, einen Stein auf den Kopf bekommen, der Himmel könnte hinab stürzen, das Universum könnte bersten, ja, jetzt reicht es aber, rufe ich, trinke einen Schluck Kaffee, und verbiete dieser düsteren Stimmung fortan den Zutritt. (Du wirst mich nicht los, du wirst mich nicht los, singt eine Stimme vom Grund meines Seins, wie das klingt, furchtbar, und das habe ich auch nicht geschrieben, weil ich den Grund des Seins überhaupt nicht bestimmen könnte, das hat diese andere Person geschrieben. Ich muss vorsichtiger werden, sie überrennt mich, steuert gar mancher meiner Handlungen. – Da fällt mir ein, die Parallelpathologie müsste wieder einmal bedient werden.)

Jetzt reicht es, ich werde noch einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …



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