3. Advent 2013

„Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder hammm …“, skandierte klein Guido mit dem Kakatöpfchen aus Plastik auf dem Kopf, als er am 3. Adventssonntag um 6 Uhr ins Schlafzimmer seiner Eltern hinein marschierte. „Mit nem Bart, mit nem Bart, mit einem sooooo langen Bart!“ Vater blickte unwirsch, weil Sonntagmorgens um 6 die einzige Zeit der Woche war, in der er mit seiner Frau ungestörte Leidenschaften ausleben konnte. Es war nicht feststellbar was seine Frau ob der Störung empfand, da sie unter der Bettdecke ihrer Leidenschaft des Zuckerstangenlutschens nachging.

„Guido! Geh in Dein Zimmer! Es ist Sonntag!“
„… mit nem Baaaart …“
„Guido!“
Zerknirscht machte Guido kehrt und verzog sich in sein Zimmer.

Mit feinen Schokoladenflecken bedeckt tauchte Mutters Hand unter der Bettdecke auf und stopfte Vater einen Dominostein in den Mund. Zufrieden gaben sich beide den vorweihnachtlichen Leckereien der Zuckerbäcker hin, glücklich keiner anderen, energieraubenden Tätigkeit nachgehen zu müssen. Wie segensreich das Wirken der Deutschen Regierung bis in den kleinsten Winkel des Bürgerlebens eindrang, so dachten beide. Anno 2010, zwei Jahre nach Guidos Geburt, begann die gesetzliche Freistellung vom Unaussprechlichen, gipfelnd in der endgültigen Freisprechung von derartigen Zwängen. Ach, wäre des Gesetzgebers Fürsorge doch nur eine kleine Zeitspanne vorher ergangen, wäre ihnen die gerade erlittene Störung erspart worden. Aber zum Glück kam der Erlass gerade noch rechtzeitig, bevor der aus geistiger Verwirrung heraus entstandene Gedanke Wirklichkeit werden konnte, klein Guido eine Ursula folgen zu lassen.

Adventssonntag 2013. Ein reines, beschütztes und gelenktes Volk räkelte sich in den Kissen der Gerechtigkeit. Es war eine geniale Idee, das Deutsche Volk per Gesetz moralisch sauberer als den Vatikan und Mutter Amerika werden zu lassen. Zum Schutz von Kindern wurden Kinder, sozusagen als Grundübel des Ganzen, zunächst asexualisiert, um in den kurz darauf folgenden Gesetzen deren Entstehung industriell zu regeln. Schließlich konnte bis dato auch niemand nachweisen, dass der Weihnachtsschinken vom oberbayrischen Wiesenschwein besser schmeckt, als ein polnisches Mastprodukt. „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder hammm …“, skandierte klein Guido erneut, nun das Kakatöpfchen mit einem Kochlöffel traktierend, im Türrahmen des elterlichen Schlafzimmers.


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