29. Müritz Triathlon: weites Land, Träumereien & Zielspurt – Teil II

Das Schwimmen war natürlich wie immer nur die erste Disziplin, laufen durfte ich währenddessen dennoch ganz schön viel während eines Strandstarts und einem Landgang nach der Hälfte der Strecke. Aufsteigende Nachmittagshitze sorgte für Ofenatmosphäre im Neoprenanzug. Das selbst der Hauch von Wind auf dem Rad für wenig Abkühlung sorgen würde, war am Morgen noch nicht abzusehen. Vielmehr rechnete ich mit strömendem Regen. Stattdessen wehte ein laues Sommerlüftchen, in dem wir uns beim Laufen von Wasserstation zu Wasserstation hangelten.

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Irgendwann fand ich meinen Platz in der Wechselzone, auch wenn es bis dahin wieder einmal etwas länger dauerte und zahlreiche Athleten schon lange auf dem Rad saßen. Der Wechsel ging bis auf das Schließen des Helms wirklich ganz schnell. Wie ich es trotz zeitweiliger Panik beim Schwimmen und diesem Landgang doch noch dort hin geschafft habe, könnt ihr in Teil I nachlesen.   Alle Bilder könnt ihr zur Vergrößerung anklicken.  
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In der Wechselzone gab es erst einmal einen großen Schluck Tee aus meiner kleinen Trinkflasche. Trotz des Wasserschluckens hatte ich richtig Durst. Die Wärme hatte vermutlich alle Athleten mit Neoprenanzug leicht angeköchelt. Schnell die Söckchen und Radschuhe an, Startnummernband angelegt, Helm auf und Helm zu. Helm zu!

Die Kampfrichterin in der zweiten Reihe starrte mich an. Helm zu! Ja, aber… Dieser Helm! Er will nicht zugehen. Der Metallring an dem der Plastikverschluss haften sollte, rutschte mir immer wieder aus meinen nassen Fingern. Irgendwann klappte es zum Glück doch. Der Helm war zu und die Kampfrichterin lächelte. Ich schob mit meinem Rad los.

Zwei Kampfrichter achteten kurz vor der Radstrecke auf alle Kleinigkeiten und wünschten viel Glück. Ich hob mein Rad hoch, zwei breite Stopper sorgten nicht nur dafür, dass alle Athleten vor der Wechselzone vom Rad sprangen, sondern auch dafür, dass so manches Fahrrad zum Losfahren rüber gezerrt werden musste. Hochheben schien mir und einigen anderen Athleten die einfachste Möglichkeit.

Irgend so ein Scherzkeks ruft mir hinterher, dass ich die erste Disziplin geschafft hätte und ich nun nur noch so rund 100 Athleten aufholen müsste. So falsch lag er gar nicht. Der Besenwagen stand bereits in seinen Startlöchern und folgte mir beim Radfahren so nah wie nie. Dennoch bin ich motiviert. Ziehe mich an jeden, der vor mir auftaucht heran und muss mich nur von zwei Athleten überholen lassen.

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Etwa zehn Kilometer ging es für uns durch Waren. Wir ließen einen Kreisverkehr und eine Brückenüberführung hinter uns, bevor es raus aufs Land ging. Der Asphalt wurde grob und mit allerlei Flicken zu einer rütteligen Angelegenheit. Die ruhigen Dörfer. Leere Fußwege. Viel war nicht los. Es herrschte Ruhe, die durch einen Vater und Sohn im Gartenstuhl an der Straße kurz unterbrochen wurde. An einer Weggabelung standen einige Helfer und ein Sanitäter Team. Die Straßen wurden weiter draußen besser und ich brause vor mich hin. Wenig Kurven, fast immer geradeaus. Das weite Land.

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Ich beginne zu träumen, werde aber schnell wieder in die Realität zurückgeholt, als ich abbremsen muss. Ein netter Herr hatte mich überholt und meinte, er müsse kurz vor mir direkt in seine Einfahrt kullern.

Die Straßen sind nicht gesperrt. Dennoch bleibt es meist ruhig. Ein Traktor wartete an einem Feldweg bis ich vorbei bin und tuckert mir hinterher. Etwas mehr Autos sind erst in der zweiten Runde unterwegs. Bis zur Wende ging es ganz flüssig. Die ersten Athleten kamen mir schon nach zehn Kilometern wieder entgegen. Kurz bevor es zurückgeht, sehe ich all die, die ich später noch eingeholt habe. Der großzügig gestaltete Versorgungs- und Wendebereich war genau auf eine Buswendeschleife gelegt und bot so ausreichend Platz zum Umkehren und um die Verpflegung zu greifen.

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Auf der Rücktour wurde es spannender. Nicht nur, dass ich einen Athleten mit Trinkrucksack sah und dessen zahlreiche Bändchen nur so im Wind wirbelten. Zurück ging es bei auffrischendem Wind stetig aufwärts. Dennoch brach die zweite Runde schnell an. Ich greife eine halbe Banane. Ich habe keinen Hunger auf meine Riegel, nehme dazu nur ein Gel und trinke so viel ich nur kann. Ich habe das Gelernte umgesetzt. Füllte Wasser an den Verpflegungspunkten nach und meine zweite Flasche wurde hin und wieder zum Abkühlen genutzt. Aber irgendwie läuft es nicht rund. Die Wärme sorgte für Lustlosigkeit.

Und wo bitte bleibt der Spaß?!?

Und wo bleibt DER Spaß?!?

Ich entdeckte wieder einen Athleten vor mir. Sieht aber komisch aus. Irgendwie voll bepackt. Er stellt sich als Radtourist mit komplettem Radoutfit heraus. Trotz seines voll gepackten Gepäckträgers strampelt er ein anständiges Tempo weg. Aber überholen sollte ich den ja wohl können. Gedacht und getan. Doch was war das? Er gibt Gas, setzt sich neben mich und stellt mir gefühlt einhundert Fragen. Was wir hier machen? Genau. Triathlon. Richtig. 80km sollen das hier mal werden, wenn wir fertig sind. Was dann noch folgt? Natürlich Laufen. Ob es mir Spaß macht. Ja, klar und wie. Genau, da war der Spaß. Es folgt noch Laufen. Ich freue mich. Aber soll ich jetzt höflich sein und weiter plaudern? Ich entschuldige mich und fahre schnell weiter. Es geht aufwärts. Mit beidem. Meinem Gefühl und mit der Straße. Aber so weit war es ja nicht mehr. Noch knapp zwanzig Kilometer. Dann wäre auch das geschafft.

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Der kleine Junge vom Anfang der zweiten Runde saß immer noch mit baumelnden Beinen auf der Mauer vor seinem Zuhause. Ich winkte natürlich erneut. So viel Zeit muss sein, bevor es wieder nach Waren hineingeht. Die Brückenüberführung hinauf, Kreisverkehr hinter mich lassen, rechts abbiegen und dann? Ob ich wohl jetzt noch richtig bin. Immer auf der verlassenen Hauptstraße entlang. Ob das stimmt?

Zum Glück. An einer unscheinbaren Kreuzung taucht plötzlich jemand mit Warnweste auf und schickt mich auf die letzte Gerade zum Strandbad hinab. Das Rad wieder leicht anheben und in die Wechselzone gehievt. Der Kampfrichter belohnt mich mit einem ‘prima‘.

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Endlich laufen. Also einen zügigen Wechsel von gerade einmal zwei Minuten hingelegt. Radschuhe aus, Laufschuhe an. Helm runter, Visor und Sonnenbrille auf. Wieder einen Schluck aus meiner Trinkflasche. Dazu einige Salztabletten in den Mund und einige in die Hand. Für unterwegs. Blöde Idee. Kleben total an den Fingern. Aber die müssen mit! Dazu gibt es ein Gel, das ich bis zum Ende nicht brauche. Keinen Hunger. Einfach nur Durst. Immerzu. Ich laufe durch die leere Wechselzone. Greife dahinter noch schnell ein Wasser. Zur Sicherheit.

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Die ersten zwei Kilometer bis zur nächsten Wasserstation verflogen nur so, obwohl kein Schatten in Sicht war. Ich versuchte mich weiter an dem ein oder anderen Athleten vorbeizuschieben. Währenddessen höre ich genau in mich hinein. Noch einmal solche Krämpfe wie bei der olympischen Distanz in Berlin Treptow vor einigen Wochen, wollte ich nicht mehr erleben. Es zieht hier und da. Aber das sind nur die üblichen Leiden, die der Körper erfindet, wenn er keine Lust hat. Schon gar nicht bei diesen Temperaturen.

Die erste Wasserstation sehnte ich herbei und nehme von da an immer ein Wasser abwechseln mit einem Becher Iso und wie mir die kleinen Helfer am letzten Tisch der Verpflegungspunkte erklärten, einen weiteren Wasserbecher, der mir als Wasserdusche verkauft wird. Alles klar. So kann das dann weiter laufen. Dazu gibt es dann immer eine Salztablette. Ab und zu wird mir auch ein Schwamm gereicht, den ich liebend gern annehme.

Schon jetzt kommt mir die führende Athletin entgegen. Frisch aus Neuseeland eingeflogen. Sie hält ihren unglaublichen Vorsprung auch bis zum Ziel durch. Ich überholte derweil erst einmal einen Mitstreiter mit Sonnenhut und raste wie selbstverständlich in den schattigen Park schräg rechts. Er schreit mir hinterher wo ich denn bloß hin möchte. Na durch den Park natürlich. Aber die Athleten laufen alle Straße. Achso?! Dann also wieder zurück in die Sonne. Freund gefunden. Immer jemand da zum Anlachen. Obwohl er jede Runde eher aussah, als würde er mich auslachen. Hätte er mich laufen lassen, wäre ich sicher quer durch Waren geirrt.

Ich staune nicht schlecht als nach einem Kilometer ein weiterer Erfrischungspunkt folgt. Von da an wird es aber irgendwie zäh. Quer den Hafen entlang. Es wechseln sich Kopfsteinpflaster, klein und groß, Platten schräg und gerade angeordnet, Fußweg, Sandweg, Schotterweg, Waldweg ab. Hier wird jeder Läufer seinen Lieblingsuntergrund finden.

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Vom Hafen geht es durch ein kleines Wohngebiet – etwas weg von der Müritz. Am Ende der Straße warten die Wegweiser. Ja wo lang denn nun? Es geht nur rechts rum. Aber die nette Dame sagt links. Wie jetzt? Aha. Ein kleiner Weg tut sich links hinter der rechten Ecke auf. Es geht in den Wald, aber immer am See entlang. Schwüle macht sich breit. Ich muss meinen Anzug hinten öffnen und meinen Zopf ganz dringend höher setzen. Der klebt sonst noch am Rücken fest.

Der schmale Weg schlängelt sich unendlich weit am See entlang. Ich wollte nicht die gesamte Müritz umrunden. Es sollten doch nur fünf Kilometer bis zum Wendepunkt sein. Wie üblich setzt mit der Erschöpfung unwillkürlich die Rechnerei ein. Ob das noch etwas werden kann mit den fünf Stunden? Aber erst einmal wieder einen Becher Wasser nehmen, um den Wendekegel laufen und der netten Dame im Gartenstuhl, die alle Athleten abhakt, die Startnummer bestätigen. Sie möchte noch mehr wissen. Ich bete alle meine Daten herunter. Ja. Nein. Sie wollte doch nur die Stadt wissen, aus der ich komme. Aja, dann kann ich ja nun weiterlaufen.

Es ging durch die Schwüle zurück und ich überhole weiter die vor mir laufenden Mitstreiter. Ich setzte mir Ziele und bin froh, dass die nächste Verpflegungsstation so nahe ist. Wasser. Iso. Schwamm. Mehr Wasser.

Ich erreichte bald darauf das erste Mal die Wechselzone und war froh, dass die ersten zehn Kilometer endlich vorüber waren. 50 Minuten. Na prima. Das wird dann jetzt nichts mehr mit fünf Stunden. Ich verpasse das Ziel sicher um einige Minuten und damit schwindet auch irgendwie mein Kampfgeist erheblich. Es half auch die tolle Motivation der Helfer nicht. Ich starrte auf meine Uhr und die Geschwindigkeit. Irgendwie frustrierend, aber ich konnte doch nicht auch noch langsamer werden. Also wenigstens das Tempo halten. Das sollte wohl drin sein.

Von der Verpflegungsstelle in der Wechselzone zur nächsten auf der Strecke war es wirklich nicht weit. Ich kämpfte mich dort hin vor, griff nach Cola. Ja, eine Cola und gleich zwei Becher Wasser. Der Zuckerschock muss überwunden werden. Die Finger kleben. Wie ich das hasse. Wirklich. Ich weiß, es gibt sicher andere Dinge, an die man in diesem Moment denken sollte – wie die Zeit – aber ich kann echt so nicht laufen. Mein Anzug war tropfnass und muss zum Abwischen herhalten. Igitt! Der Kopf wurde etwas klarer und die Rechnerei ging weiter. Ich schaute quer über den kleinen Hafen von Waren und sah vor mir zwei Läuferinnen. Unmöglich sie zu erreichen. Oder doch nicht?

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Einer Zuschauerin erklärte ein kleiner Junge, was wir da eigentlich gerade machen. Was ihr aber ein Rätsel blieb, waren diese großen roten Dinger am Fußgelenk. Sie rief mir nach, was das wohl sei. Ich drehte mich wackelig um und erzählte ihr eiernd etwas von Zeitmessung. Ob sie das jetzt verstanden hatte?

Ich kam erneut zum Wohngebiet und schneller als gedackt zum Wäldchen. Der Dunst der ersten Runde hatte etwas nachgelassen und es lief etwas besser. Mir kamen kurz vor dem Wendepunkt die beiden Läuferinnen entgegen. Also die letzte sollte ich doch wohl kriegen! Aber erst heißt es Wasser trinken. Die wenige Kohlensäure der Cola hüpfte im Bauch hin und her.

Die nette Dame mit dem Notizzettel hakte mich freundlich ab und fragte nach meinem Namen auf dem Visor. Wieso, weshalb, warum. Ein junger Helfer wünscht mir viel Erfolg, entschuldigt sich, dass er keine Eiswürfel hat und freut sich auf das nächste Jahr. So so! Nachdem wir uns ausgequatscht haben, starre ich auf die Uhr. Wieder einige Minuten verloren, aber dafür sehr schön gelacht und Motivation getankt.

Fünf Kilometer. Die kann ich schnell in 20 Minuten und langsam sollten ja vielleicht 23 Minuten möglich sein. Die erste Hälfte der zweiten Runde muss sehr flüssig gelaufen sein. Denn wenn ich jetzt den fünfer Schnitt einfach halte, könnte es doch noch hinkommen. Als hätte ich frische Schuhe angezogen, geht es weiter. Immer die Uhr fest im Blick. Ich folge meinem Schatten, meinem wippenden Zopf.

Was bitte machen meine Schultern da?! Die stützen doch wohl nicht etwa meine Ohrläppchen! Wie war das? Die Arme machen das Tempo, wenn die Beine nicht mehr wollen. Wir laufen schön, wenn wir nicht mehr können… Ja, dann mal los. Füße und Oberschenkel kochten. Ich versuchte locker zu werden, die Schultern fallen zu lassen. Ich dachte an das Läuferdreieck der Arme, die gefühlt rotierten und den Beinen irgendetwas von schneller versuchten zu vermitteln. Ich rauschte im Hafen ein. Wenige Zuschauer. Mehr Eisesser.

Da ist sie. Ich ziehe mich an die erste Läuferin vor mir heran. Sie sagte etwas zu mir, als ich neben ihr auftauchte. Ich verstand sie aber irgendwie nicht. Ich eilte weiter. Bloß nicht wieder überholen lassen. Die Läuferin davor ist gefühlt aus weiter Ferne. Hätte ich gewusst, dass sie nur wenige Sekunden vor mir war, hätte ich vielleicht noch etwas mehr gebissen. Aber eigentlich ging es auch wirklich nicht schneller.

Ich ließ die letzte Wasserstation aus. Nur noch knapp zwei Kilometer, die in der Nachmittagshitze zur Qual wurden. Ich ignoriere alles um mich herum bis auf die Frau eines Athleten, den ich passierte. Sie rannte immer etwas vor, um Fotos von ihm zu machen. Ich hängte mich an sie heran und lief und lief. Als ich um die letzte Ecke biege und den Zielbogen sehe, sind die zahlen ganz verschwommen. Aber es ist ganz sicher noch keine fünf zu sehen. Die Badegäste des Strandbades starren mich an. Ja, man kann so laut atmen.

Ich hoffe inständig, dass niemand dieses Zieltor verschiebt. Nicht einen Meter!

Noch ein Schritt und stopp. Sofort. Nach 04:59:35 ist es vollbracht – 2,2km Schwimmen – 80km auf dem Rad – 20km Laufen – und ich hatte mich bis auf Platz sieben von fünfzehn herangekämpft. Mein Kopf ruft Wasser und Ohnmacht. Aber was war das? Es erwartet mich ein kleines Mädchen. Ich möchte mich setzen. Sie zog mich ein Stück weiter. Wo war meine Medaille? Gibt es nicht?

Das einzige was ich wirklich neben der perfekten Organisation am Wettkampftag anprangere, sind die nicht vorhandenen Medaillen. Wo war meine Medaille? Für die ersten Plätze gab es kleine Geschenke und sogar Preisgelder. Später gab es eine Rose und eine Urkunde. Aber Medaillen gab es nicht. Stattdessen hat die Kleine einhundert Fragen und gibt sich als wahre Kennerin aus! Sie gratuliert mir. Denn ich bin unter fünf Stunden geblieben und dann noch als Frau. Sie reichte mir Wasser und Erdinger. Ich würde so gern umfallen. Aber sie redet und redet. Oder besser fragt und fragt. Also mache ich mit. Ob es anstrengend war? Ja, also was soll ich sagen. Ja, schon. Naja, nun hätte ich es ja geschafft und dann noch unter fünf Stunden. Es schien ihr genauso wichtig wie mir gewesen zu sein. Was am anstrengendsten gewesen wäre? Ich glaube das Schwimmen. Ob es Spaß gemacht hat? Ja, natürlich. Was denn genau. Die letzten Kilometer. Als ich gemerkt hatte, dass ich mit Kampf und Willen mein Ziel erreichen kann. Die fünf Stunden? Genau!

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Sie zippelte sich an ihrem viel zu großen T-Shirt und schickte mich zum Melonenstand. Denn da kam noch eine Frau und der musste sie nun auch etwas zu trinken geben. Essen gab es auch ausreichend. Neben Bockwurst (ja, Bockwurst) wurde unfassbar köstlich aussehender, selbstgebackener Streuselkuchen angeboten. Da kam direkt mein Zombie-Zucker-Modus durch. Aber auf mich wartete schon mein eigener Frucht-Crumble. Lecker.

Die besten Glückwünsche an alle, die durchgehalten haben und natürlich an die strahlenden Sieger. Kein leichtes Unterfangen bei diesem wunderbaren Wetter.

Was habe ich gelernt?

Beißen geht – auch wenn es scheinbar nicht mehr geht.

Bei diesem Wettkampf standen mir die Asics Super J33 ebenso gut wie der super leichte 2XU Tri Suit zur Seite. Dazu trug ich meine Lieblings-Julbo und mein Eiswürfel Im Schuh Visor. Zeiten und Pace gab mir konstant die TomTom Cardio Runner vor.

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