Der Erfinder der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer, stellt in Bad Elster aus. Die Schau spannt einen internationalen Rahmen, zeigt Varianten der Kunstform aus Österreich, Frankreich oder Korea – Lyrik von den Anfängen in den 1950er-Jahren bis zur Gegenwart. Mit ihm sprach Nicole Jähn.
Die Schau in Bad Elster zeigt auch Gedichte, die mit chinesischen Schriftzeichen arbeiten. Kann ein Betrachter aus unserem Sprachkreis diese Kunst verstehen?
Es ist ein Lernprozess. Chinesische Schriftzeichen sind etwas sehr konkretes, da sie auf ganz bestimmten Dingen in der Natur fußen. Es sind Sprachzeichen, die man lernen kann. Ich habe mir auch angeeignet, wie sie funktionieren, kann sie lesen und schreiben. Ich akzeptiere daher die Ausrede nicht, dass man sie nicht kennt.
Ich hatte beim Betrachten den Eindruck, dass sich die Werke auch über die visuelle Ebene selbst erklären.
Natürlich. Das ist der einfachste Weg des Verstehens. Sie müssten einmal Kinder erleben, dritte bis fünfte Klasse. Für sie sind die Zeichen wie ein offenes Buch. Da braucht es wenig Einführung oder Bemühen. Kinder packen die Sache gleich an: fragen nach, warum es so geschrieben steht und nicht anders. Gemeinhin können sie mit konkreter Poesie sehr viel anfangen.