27. Oktober 2010, Folter, Torn und frühe Vögel, 5.48 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Es gibt sie also wirklich: Foltermeister, die wie Vertreter für Staubsauger ausgebildet werden.
Der Ausbilder hebt die Hand, meine Herren, ruft er, hier auf meinem Tisch liegt der Leitfaden „Sprich oder schweig für immer“. Die Köpfe der Soldaten pendeln unruhig hin und her. Der Ausbilder greift nach einem Heft und hält es in die Höhe. Ich lasse für jeden ein Exemplar rum gehen, sagt der Ausbilder. Er nimmt einen Stapel. Er verteilt den Leitfaden. Lächelt jeden Auszubildenden freundlich an. Manchem flüstert er zu: Sie packen das schon. Dann stellt er sich wieder vor das Pult. Er blickt die Klasse lange und ruhig an.
Wenn Sie einem Gefangenen den Hoden mit heißen Stricknadeln durchstechen, beginnt der Ausbilder, da meldet sich ein rothaariger Schüler, was gibt es denn, unterbricht sich der Ausbilder, ich müsste mal auf Toilette, der Ausbilder runzelt die Stirn, Sie sollten sich so etwas erst gar nicht angewöhnen, sagt der Ausbilder, Sie können ja auch nicht einfach während einer Folter verschwinden, was soll der Befragte denn denken, bleiben Sie also bitten sitzen. Der Auszubildende bekommt einen roten Kopf. Er tippelt mit dem rechten Bein. Wo waren wir, fragt der Ausbilder, ach ja, beim Verhör im Genitalbereich …

Ja, ich will mich hier unterbrechen, will Ihnen sofort zurufen, nicht Texte sind pervers, sondern das Leben schafft diese Perversionen, da müssen Sie nur einmal, ich muss mich rasch unterbrechen, denn die Seraphe ist aufgestanden, ich drücke ihr einen Kuss auf die Lippen, sie war gestern Abend fort bei einem Elternabend, wie war es, frage ich sie, lange, vor allem ging es lange, sie gähnt, schlurft in die Küche, ich überlese die letzten Zeilen, um den Anschluss zu finden, also nicht das Leben ist pervers, Quatschkopf, Dummkopf, also das Leben ist pervers und vor allem verwirrend, habe ich Ihnen eigentlich schon von der Mail des Textem-Verlages erzählt, fragte doch eine Buchhandlung nach dem letzten Torn-Roman „Der gute Polizist“, ob man den dort einkaufen könne und wenn ja, wie teuer der Schinken denn sei, zugegeben, Schinken haben die nicht geschrieben, ich riet Gustav also zur Wahrheit, denn die gesamte Auflage des Romans ist vergriffen, der Verleger, so meine letzten Informationen, befindet sich in Israel, die Seraphe, um Sie auf den neusten Stand des momentanen Geschehens zu bringen, rührt in ihrer Tasse, ich bin gerührt von den Torn-Anhängern und geschockt von den Praktiken der britischen Armee, den die haben ja den Leitfaden für die Folter ersonnen, so fließen die Dinge des Lebens ineinander, all das Banale fließt in den Schrecken, der Schrecken ist nur einen Klick entfernt, zum Glück nur einen Klick, denn so kann ich mich an den Vogel im Käfig hinter mir wenden, alles in Ordnung, klar, knurrt der Vogel, der ist nämlich ein Morgenmuffel. Da soll mir noch einmal einer etwas von dem frühen Vogel und dem Wurm erzählen.

Ich werde meinen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …



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