25. Oktober 2010, Über Tabak und Katholiken, 6.00 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Las gerade: Die Konzerne behalten ihre Privilegien, stattdessen werden Konsumenten belastet. Ich bin Raucher. Ich habe nur wenig Geld. Die Abgaben für Tabak sollen steigen. Das wird die Seraphe freuen, sie wird es mit einem kleinen Jubelschrei lesen, hat sie doch seit Jahren die Hoffnung, mir den Tabak abzugewöhnen. Was aber, wenn sich der Rohm seine Zigaretten nicht nehmen lässt? Und dies trotz einer zunehmenden Unbezahlbarkeit. Wie könnte seine Zukunft aussehen? Wird er dereinst am Bahnhofsvorplatz mit Gedichten dealen? Wird er in Buchhandlungen einbrechen müssen? Ja, ja, meine werten Leser und Leserinnen, vor allem Leserinnen, denn ich glaube, die Pathologie wird hauptsächlich von Leserinnen frequentiert, außer Ihnen natürlich lieber Runhard Sage, den ich hier noch einmal ausdrücklich begrüßen möchte, wo war ich, ach, ja, ja, wir müssen uns diese Fragen einmal in aller Deutlichkeit stellen. Vielleicht nicht WIR, aber ICH.
Noch kann ich mir meine täglichen Drogen leisten. Der Kaffee wird durch gezielte Ausbeutung ständig billiger, die Zigarettenpreise sind naja, aber man gewöhnt sich ja an alles; fast alles natürlich nur. Ich schwelgte in den Phantasien über den bereits sozial verwahrlosten Herrn Rohm, manche behaupten, dass wäre er doch seit Jahren, was, na sozial verwahrlost, lesen Sie bitte genauer mit und stellen Sie nicht so viele Rückfragen.

Wenn Sie wissen wollen, was ich gestern so trieb, hier können Sie es lesen, wir schleppten unsere Körper, wir, fragen Sie, na die Körper Seraphes und meiner Wenigkeit hin in die Kirche, war doch ein Gedenkgottesdienst für Seraphes Mama bestellt worden. Die Seraphe hielt die ganze Gläubigkeit nicht aus, schwankte, gab mir ein Zeichen, flüsterte, achte bitte auf das Sternchen, klar und sowieso. Schon hatte sie sich ins Freie gedrückt, ich lauschte der Restmesse, nicht ganz, eigentlich schrieb ich im Kopf mehr am neuen Roman.

Raus, raus, nur raus hier, in der Provinz sind die Kirchen noch gefüllt. Wir strömten wie ein Luftzug aus dieser Lunge, ich spazierte hin zur Seraphe. Es ging ihr schon besser. Katholizismus kann einen schon mal umhauen.

Da kam die ganze seraphinische Familie, Hände schütteln hier, Küsse dort, rein in die Autos, das Leben scheint überhaupt nur aus einem Rein und Raus zu bestehen, wir düsten zum Restaurant, später noch zum Friedhof, dann heim in die Trutzburg.

So ein Tag lässt sich rasch überschreiten, man muss nur den Mut haben, ihn gar nicht erst in aller Ausführlichkeit beschreiben zu wollen.

Warum?

Ich will jetzt eine Zigarette rauchen, einen Kaffee trinken und dann …



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