1914 / 2014: Krieg ist wieder “in”

Eben las ich die Überschrift “Ein einziger Schuss löste den ersten Weltkrieg aus” – heute vor 100 Jahren fand das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand statt. Aber das mit dem einen Schuss ist natürlich bodenloser Unsinn, genauso wie die eigenwillige These des Historikers Christopher Clark, dass Europa in den ersten Weltkrieg geschlafwandelt sei. Als ob die europäischen Großmächte ihre jeweilige Hochrüstung nicht mit entsprechenden Absichten betrieben hätten! Als ob Kanonenboote oder Granatwerfer im Traum entstanden seien und nicht von einer eigens dafür geschaffenen Industrie, die mit entsprechenden Mitteln in kürzester Zeit auf Kriegsproduktion mit dem entsprechenden Ausstoß an Vernichtungsgerät aller Art getrimmt werden konnte.

Pietà vor der Klosterkirche, Berlin

Der ehemalige Pfarrer Gauck sollte man überlegen, was die Konsequenzen seiner Kriegsbegeisterung sind.

Aber noch viel schlimmer finde ich, dass hundert Jahre nach dem Beginn des großen Schlachtens in Europa, das dann mit dem zweiten Weltkrieg ein noch viel größeres weltweites Schlachten zur Folge hatte, auch hierzulande wieder ganz offiziell Krieg als Option politischen Handels ins Spiel gebracht wird. Etwa vom angeblichen Menschenrechtler Joachim Gauck, der damit offenbar beweisen will, dass er ein zeitgemäßer Bundespräsident ist. Und das ist er zweifelsohne, wie Albrecht von Lucke bereits vor einigen Monaten in den Blättern für deutsche und internationale Politik schrieb. Unter dem Titel “Der nützliche Herr Gauck” analysiert von Lucke, wie unser Bundespräsident den Standort Deutschland voranbringt, in dem er sich selbst und anderen jegliche Kritik am Kapitalismus verbietet, den Gauck für eine total gerechte, menschenfreundliche und daher unfehlbare Marktwirtschaft hält, und natürlich indem er Deutschland endlich eine angemessene Rolle in der Welt verschaffen will. Was konkret heißt, dass Deutschland endlich mehr Verantwortung übernehmen müsse. Verantwortung übernehmen heißt in der heutigen Welt wieder, mit Waffen in der Hand die Interessen der Nation vertreten.

Und das ist schon wieder dermaßen d’accord in deutschen Landen, dass Menschen, die Gauck wegen seines eindringlichen Werbens für mehr deutscher Beteiligung an militärischen Einsätzen in aller Welt völlig zu recht und zutreffend einen “widerlichen Kriegshetzer” nennen, befürchten müssen, strafrechtlich verfolgt zu werden. Immerhin hatte Gauck die Güte, auf die Verfolgung des Linken-Politikers Norbert Müller nach § 90 des Strafgesetzbuchs wegen Majestätsbeleidigung, äh, Verunglimpfung des Bundespräsidenten, zu verzichten. Es ist aber schon wieder so weit, dass Kriegsgegner in diesem Land befürchten müssen, dass der Staatsanwalt die Stirn runzelt. Die Zeiten, in denen es zum guten Ton gehörte, selbstverständlich gegen Krieg und Waffengewalt zu sein, sind damit endgültig vorbei.

Insofern verwundert mich nicht, dass mir dieses ganze Erinnern und Gedenke an den Beginn des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren so schräg und falsch vor kommt. Es ist schon ziemlich pervers, wenn genau die Polithanseln, die sich in Ypern treffen und dort Floskeln über Europa und Frieden absondern, gleichzeitig die nächsten bewaffneten Konflikte vorantreiben, Stichworte Ukraine, Syrien, Irak.

Von den Angriffen auf die europäische (und weltweite) Arbeiterklasse gar nicht zu reden – aber die kriegt man ja auch ohne Waffengewalt an die Kandare, da braucht es nur die Angst vor Armut und Abstieg. Die wiederum zu einer höheren Bereitschaft führt, “die anderen” mit Waffengewalt von den eigenen Fleischtöpfen fernzuhalten.



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