13. November 2010, Unsittliche Worte, 7.34 Uhr

Kaffee, Zigarette, aufstehen, immer wieder aufstehen, als würde es in diesem dämlich herrlichen Leben nichts anderes geben, raus, raus aus der Koje, wird gemacht, schleppt eure Kadaver an die frische Luft, einzig, da will keiner raus, stürmt nämlich wie auf offener hoher See, also bleib ich lieber bei meinem Kaffee sitzen, geh in die Knie, spring nach oben weg, Seitenhopping, Netzzapping, im Abwechslungsdelirium, schon stößt man bei Spiegelonline auf den einsamsten Mann, den die Rollstuhlwelt je gesehen hat, reißen Sie sich am Riemen, sonst bekommen Sie selbigen über den Rücken, schreit die Korrektur-Polizei, keine Begriffe wie WEIBER, NEGER oder SCHWULE, denn das wäre ein Anschlag auf die Menschenrechte, mindestens aber Wortvergewaltigung, da zuckt das kleine Guidoherz natürlich zusammen und duckt sich, trotzdem sitzt der Politiker, dessen Karriere in den großen leeren Saal geschoben wurde, denn in Einsamkeit muss alles enden, also auch die Politikerlaufbahn, schreib nicht so, wie denn, frage ich zurück, soll man denn bei einem solchen Wetter mit bunten Farben malen, auf jeden Fall, also könnte ich vom Kindergeburtstag des Sternenkindes berichten, denn das Sternchen hatte geladen, die jungen Damen kamen, wir besuchten eine Kegelbahn, aber die waren mehr mit ihren Handys und den abgespielten Songs beschäftigt, das Liedgut muss man sich mal anhören, da wird einem ganz schlecht, ach, alter Mann, hör ich die nasale Himmelsstimme, du bist einfach überholt worden, außerdem, stimmt, außerdem höre ich kaum Musik, ich höre lieber auf die Stimmen im Kopf und auf das Kreischen des Vogels, der sich gerade am Käfig entlang hangelt, ist halt ein sportlicher Vogel mit Freiheitsgedanken, wir hocken doch alle in unseren Käfigen, sage ich zum Vogel, du, ich, die Seraphe, der Mann im Rollstuhl, die Miesepeterkanzlerin, deren Gesichtszüge sich inzwischen völlig der Gravitation hingegeben haben, über das Alter macht er sich auch lustig, höre ich schon wieder die nasale Stimme, hier kann man nicht mal in Ruhe schreiben, also werde ich erst mal meinen Kaffee trinken, meine Zigarette rauchen, und wenn mich der Sturm nicht vom Balkon gefegt hat, dann …



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