11 Fragen an: Stefan Hiene – Rohköstler, Radprofi & Pionier

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11 Fragen an: Stefan Hiene – Rohköstler, Radprofi & Pionier

von Robert Gladitz - Keine Kommentare

Yeah! Es ist wieder 11 Fragen-Zeit!
Eines der Hauptanliegen des Rohkost 1×1 ist es ja, rohkostinteressierten Menschen mit Inspiration und Motivation auf ihrem Weg zur Seite zu stehen. Wenn ich eine Veränderung erreichen möchte, finde ich nichts inspirierender als von jemandem zu hören, der auf dem gleichen Weg ist, wie man selbst. Erfahrungen und Ratschläge aus erster Hand sind ungeheuer wertvoll und meiner Meinung nach durch keinen 500-seitigen Theorie-Wälzer zu ersetzen.

Interview Stefan Hiene_1Heute habe ich die besondere Freude, Dir Stefan Hiene zu präsentieren. Stefan ist Radprofi, einer der absoluten Vorreiter in der deutschsprachigen Rohkostszene und überhaupt eine der spannendsten Persönlichkeiten, die ich kenne. In vielen Dingen tickt er genau so wie ich, weshalb ich mich sehr mit ihm verbunden fühle und total aus dem Häuschen bin, dass er sich zu diesem Interview bereit erklärt hat!
Also, such Dir ein ruhiges Plätzchen, nimm Dir eine viertel Stunde Zeit und lass Dich in Stefan’s Welt führen. :)

Lieber Stefan, vielen Dank, dass Du Dich bereit erklärt hast, den Rohkost 1×1 Lesern einen Einblick in Deinen rohköstlichen Werdegang zu geben. Legen wir gleich los: Wie bist Du zur Rohkost gekommen? Und wie lange bist Du bereits auf diesem Weg?

Im Jahrhundertsommer 2003 hat sich mein Leben radikal geändert, ohne dass es mir damals bewusst gewesen wäre. Eigentlich hat mir ein Freund geraten, Beachvolleyball spielen zu gehen, um hübsche Mädels im Bikini zu treffen. Stattdessen lernte ich den Platzwart kennen, der mir bei einem Kasten Bier eröffnete, dass er in wenigen Monaten an Leberkrebs sterben wird.

Die Ankündigung seines baldigen Todes hat mein bereits vorhandenes Interesse für Gesundheit und Ernährung deutlich verstärkt. Ich habe mich dann auf die Reise gemacht, um herauszufinden, warum er krank ist und wie er gesund werden kann.

 Anfangs war ich noch der Meinung, dass ich mit ihm nach Indien fliegen muss, um ihm eine neue Leber zu kaufen. Nachdem viele Ärzte und Heilpraktiker gesagt haben, dass sie ihm nur die Zeit bis zu seinem baldigen Tod etwas angenehmer und erträglicher gestalten können, habe ich aber die konventionellen Wege immer weiter verlassen und mich gemeinsam mit ihm gegenüber sämtlichen Alternativen geöffnet.

Am Ende dieser Reise stand fest, dass der Leberkrebs eine Fehldiagnose war und er tatsächlich und aus nachvollziehbaren Gründen Leberzirrhose hat. Als wir das herausgefunden haben, haben wir seinen zweiten Geburtstag gefeiert.

 Mein Freund lebt heute noch und hat die Diagnose der Ärzte auch ohne Ernährungsumstellung mehr als 12 Jahre überlebt.

Hast Du Deine Ernährung Schritt für Schritt umgestellt oder ganz radikal von einem Tag auf den anderen? Würdest Du es im Nachhinein anders machen?

Meine erste Umstellung war äußerst radikal, weil ich bis dahin zwar Wasser gepredigt, aber Wein getrunken hatte. Ich hatte die Idee, dass jeder Kranke selbst schuld sei und hätte am Liebsten allen erzählt, dass sie „nur“ ihre Ernährung auf Rohkost umstellen müssen um sofort gesund zu werden. Während ich das so kühn behauptet habe, war ich aber noch nicht einmal selbst in der Lage, gesunde Ernährung, geschweige denn Rohkost selbst zu praktizieren.

Die Erkenntnis, dass ich ein ganz schöner Schwätzer bin, hat das Ende meiner totalitären Phase eingeleitet und die anschließenden Umstellungsversuche haben mich Demut gelehrt. Denn die hauptsächliche Erfahrung, die ich dann mit meinen Umstellungsversuchen hatte, war im Vergleich zu meinen eigenen Predigten ziemlich ernüchternd und nicht sehr viel versprechend. Ich konnte meine guten Vorsätze meistens gerade einmal bis 16 Uhr durchhalten. Spätestens dann ging ich zum Dealer meines Vertrauens. Die Pizzeria war damals meine Fixerstube und mir war vollkommen klar, dass ich süchtig bin und einen Weg finden muss, wie ich die beiden Drogen Weizen und Zucker aufgeben kann.

 Das war auch der Grund dafür, dass ich mich dann dafür entschieden habe, radikal von heute auf morgen umzustellen: ich machte also im doppelten Sinn einen kalten Entzug. :D

Ich musste damals wirklich hart zu mir sein, um diese Ernährung wenigstens für ein paar Wochen durchzuhalten. 

Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich es selbstverständlich anders machen, aber diese Phase war extrem wichtig für meine Selbstentwicklung und mein Verständnis vom Leben und den Menschen. Denn dadurch habe ich auch gelernt, entspannter mit mir selbst und mit anderen zu sein.
 
Seitdem habe ich unzählige weitere Umstellungen in den unterschiedlichsten Formen hinter mir. Aus meinen eigenen Ernährungsexperimenten ist sogar eine große gleichnamige Online-Veranstaltung „Ernährungsexperimente“ entstanden, die ich nächstes Jahr neu aufsetze und zu der man sich bereits jetzt über meinen Newsletter anmelden kann.

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Wie hat Dein Umfeld auf Deine Ernährungsänderung reagiert? Haben Dich Deine Freunde und Familie unterstützt oder standen sie dem Ganzen eher skeptisch gegenüber?

Mein Umfeld war extrem skeptisch und ich durfte mir eine Menge Befürchtungen und natürlich auch blöde Sprüche anhören. Damals war ich noch im Kampfmodus und damit auf Konfrontationskurs. Wenn man in diesem Modus lebt, läuft man mit Scheuklappen durch die Welt und verdrängt damit wichtige Erkenntnisse.

Mir war zum Beispiel nicht klar, dass die Befürchtungen meines Umfeldes nur ihr generelle Unfähigkeit widerspiegelten, Gewohntes in Frage zu stellen und vollkommen neu zu denken. Außerdem haben sie ihre eigenen Ängste von Mangelerscheinungen über Krankheit bis Verhungern auf mich projiziert.

Erst viel später wurde mir klar, dass das auch meine eigenen unterschwellig vorhandenen Ängste waren, die ich lieber verdrängt hätte, als mit ihnen konfrontiert zu werden. Im engen Familienumkreis ist das ja auch immer eine Spur härter, weil man sich schon so lange kennt und eine gemeinsame Geschichte hat.

 Die Tatsache, dass ich mich über diese Konfrontation aufgeregt habe und andere von der Richtigkeit meiner Handlung überzeugen wollte, bedeutete auch, dass ich selbst noch nicht überzeugt war. Denn wenn ich selbst wirklich überzeugt bin, brauche ich keine Überzeugungsarbeit mehr leisten und kann andere so lassen wie sie sind.

Später ist mir dann klar geworden, dass ich vom Charakter her ein Pionier bin. Pioniere sind in der Regel Einzelgänger, die nicht darauf warten, bis andere bereit sind, einen neuen Weg zu gehen. Sie sterben lieber im Abenteuer als gemeinsam mit den anderen auf der Couch vor dem Fernseher.



Eigentlich ist jeder Mensch ein Pionier. Aber so lange man das nicht realisiert hat, bleibt man anfällig für Kritik und lebt nicht sein volles Potenzial, weil man Angst vor Gegenwind hat. Als Radfahrer habe ich mit Gegenwind jede Menge Erfahrung. Vielleicht war das auch ein Vorteil für mich. :D

Ich bin hier um mein Ding zu machen und da gibt es keinen Raum für „es anderen Recht machen“ oder für „jemandem gefallen wollen“. Ich werde immer weniger manipulierbar. Das stört viele, die es anders gewohnt sind und die es normalerweise schon mit sanftem Druck schaffen, andere zu manipulieren oder die denken, dass Geld ein Grund dafür ist, dass andere einknicken oder sich fügen. Da ich in keine Schublade passe, sitze ich auch in der Ernährungsszene immer wieder zwischen den Stühlen.
Wir Menschen machen das halt so gerne:

Wir definieren eine Kategorie und wenn jemand dazugehören will, muss er alle Regeln erfüllen.
Wenn er eine der Regeln nicht erfüllt, dann wird gegen ihn geschossen. Und wenn er dann immer noch nicht einsichtig ist, wird er aus der Gruppe geworfen und verbannt.
Mir ist meine Freiheit wichtiger als die Zugehörigkeit zu irgendeiner Gruppe. 

Die Skeptiker aus den „eigenen Reihen“ sind mittlerweile deutlich weniger geworden. Um ehrlich zu sein wüsste ich noch nicht einmal wie mein altes Umfeld meine Ernährung mittlerweile sieht, weil es mir ziemlich egal geworden ist.

Da ich mich öffentlich zu Wort melde gibt es aber natürlich neue Kritiker von allen möglichen Seiten. Sowohl jene mit Durchschnittsernährung, die meine Ernährungsvariante nicht für gut halten, ohne jemals selbst experimentiert zu haben, als auch jene aus der Rohkostszene, die mir erklären wollen, wie „man“ sich als Rohköstler richtig ernährt, ohne jemals auch nur annähernd so viel Sport wie ich gemacht zu haben. 

Ich sehe das aber als normalen Prozess.
Auf dem Weg zu deinem wahren Potenzial wirst du immer innere und äußere Kritiker haben.
Freiheit bedeutet für mich deshalb in erster Linie nicht räumliche Freiheit, sondern die Freiheit von äußeren und inneren Kritikern.

Du bist ja eine echte Sportskanone. Du hast dieses Jahr die Südtiroler Meisterschaft gewonnen und im Juni warst du die Nummer 1 der Italienischen Rangliste in deiner Altersklasse. Deine Konkurrenz bekommt also oft nur Dein Hinterrad zu sehen. Magst Du kurz erzählen, wie sich die Rohkost auf die körperliche Leistungsfähigkeit bei Dir ausgewirkt hat?


Um ganz ehrlich zu sein fand ich es schon erstaunlich genug, dass ich überhaupt in der Lage war, mit Rohkost weiterhin Sport zu machen.

 Der gesellschaftliche Wandel findet zwar gerade sehr schnell statt, aber wenn du dich in München auf den Marienplatz stellst und wahllos Menschen befragst, ob es möglich ist, mit rohen Lebensmitteln Höchstleistungen zu vollbringen, wird dich der Großteil nach wie vor mit großen Augen anschauen und vielleicht sogar auslachen. Ich war ja am Anfang selbst der festen Überzeugung, dass mir beim Training oder spätestens im Rennen die Energie ausgehen wird.

Tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Aber auch die kleinen Verbesserungen nach meiner Ernährungsumstellung waren deutlich. Mein Heuschnupfen ist verschwunden und ich bekomme keine Erkältungen mehr, mein Schlaf ist tiefer und entspannter und ich habe eine reinere Haut, die vor allem an den Oberarmrückseiten unrein war und von der eine Hautärztin einmal meinte, das würde nie wieder weggehen.

 Außerdem habe ich nach meinen Rennen kein Kopfweh mehr und bin mittlerweile wieder in der Lage selbst mit dem Auto nach Hause zu fahren. Früher brauchte ich dazu entweder einen Chauffeur oder musste vorher schlafen.
Die spektakulärste Veränderung fand bei mir aber innerlich statt. Die Rohkost und die Rohkostszene haben mich nämlich von Dogmatismus und Fanatismus geheilt. Ich bin zwar gerne radikal – aber nur für mich selbst und nicht mehr in meinen Forderungen anderen gegenüber.

Deine Ergebnisse sind beeindruckend und ich bekomme den Eindruck, dass noch viel mehr in dir steckt. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Ich habe vier Erfolgsgeheimnisse.
Das erste Erfolgsgeheimnis ist, dass ich mich jetzt bereits so fühle, als wäre ich am Ziel angekommen. 

Da ich das auch öffentlich mache, führt das durchaus zu einigen Irritationen – und zwar sowohl bei meinen Radkollegen als auch bei denen, die meinen sportlichen Werdegang verfolgen. Es gibt immer noch einige die denken: „Aber der fährt doch noch gar nicht in der Weltspitze oder in einem Profiteam. Warum bezeichnet der sich als Profi? Unverschämtheit!“

Meine Antwort darauf ist einfach: Weil ich es kann! Und damit meine ich nicht, weil ich Radfahren kann, sondern weil ich mich als Profi bezeichnen kann. Das ist ein inneres Spiel, das immer mehr Menschen verstehen, aber einige auch sehr verwirrt:
So lange du nicht in der Lage bist, dich selbst zu feiern, wirst du deine Ziele nie erreichen. Ich feiere mich, indem ich mich als Profi bezeichne – was ich ganz unabhängig von meinen Verträgen und meinen Ergebnissen auch bin, weil ich immer das mache, was jetzt möglich ist. Und genau das ist für mich die Definition eines Profis.
Ein Profi wartet nicht auf bessere Umstände, um seine Leidenschaft zu leben und um glücklich zu sein. Ein Profi tut jetzt alles, um dieses Ziel sofort zu realisieren. Ein Profi macht das, was jetzt möglich ist, statt Ausreden zu suchen und die Umstände verantwortlich zu machen, dass es jetzt gerade nicht möglich ist.

 Dieses Erfolgsgeheimnis beinhaltet ein weiteres, ohne das es nicht funktioniert:
Wenn ich etwas einmal nicht so schaffe, wie ich es mir vorgenommen habe, stresse ich mich nicht, weil ich weiß, dass ich alles getan habe. Viele Athleten denken ständig, dass sie zu wenig getan haben und verurteilen sich dafür. Ich weiß, dass ich genau das getan habe was möglich war und statt mich selbst schlecht zu reden, freue ich mich über das, was ich geschafft habe.

Das dritte Erfolgsgeheimnis ist, dass ich nicht mehr unterscheide zwischen Beruf und Privatleben oder Arbeit und Freizeit. Für mich ist alles Leben und von diesem Leben brauche ich keine Auszeit in Form von Wochenenden oder „wohlverdientem“ Urlaub. Konsequenterweise wohne ich auch dort wo andere Urlaub machen statt diesen Wunsch wie viele andere auf den Zeitpunkt mit besseren oder sogar perfekten Umständen zu verschieben.
Ich erwarte mir vom Leben schon jetzt mehr als die jährliche Grippe und eine sichere Rente. Und dieses „mehr“ kann ich nur jetzt und nicht in der Zukunft leben!

Mein viertes Erfolgsgeheimnis liegt darin, dass ich nicht mehr vergleiche. Ich fahre nicht mehr Rennen um sagen zu können: “Heute war ich besser als Fahrer XYZ!” Ich trainiere und fahre Rennen ausschließlich um meine Wunschgefühle zu fühlen. Ein erfolgreiches Training und ein erfolgreiches Rennen messe ich deshalb nicht mehr in Zahlen, sondern in Gefühlszuständen.

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Sieht Dein täglicher Speiseplan für Dich als Leistungssportler anders aus als für uns „normale“ Menschen? Sind bestimmte Nahrungsmittel besonders wichtig? Nimmst Du besondere Nahrungsergänzungsmittel?

Ja, meine Lebensmittel unterscheiden sich deutlich von denen eines „normalen“ Rohköstlers, weil ich immer weniger Wert darauf lege, wie es schmeckt.

Ich trinke viel grüne Säfte aus Blattgrün und Gemüse, Weizengrassaft, Chlorellapulver (Shop) in Wasser aufgelöst und meinen Aloe Vera Drink (Shop). 

Außerdem habe ich einige Superfoods entdeckt, die bei mir sehr gut funktionieren. Zwei davon sind Maca (Shop) und Moringa (Shop). Und ich achte auch auf meine Eiweißzufuhr in Form von Hanfproteinpulver (Shop).

Außerdem nehme ich die Mikromineralien von Rocky Mountain Phyto Essentials (Shop). Ich habe sie lange Zeit nur „sicherheitshalber“ genommen, ohne dass ich eine Wirkung feststellen konnte. Als ich beim Desert Dash in Namibia, einem Mountainbikerennen für Zweier-Teams mitten durch die Wüste, das erste Mal in meinem Leben so starke Krämpfe bekommen habe, dass ich ans Aufgeben dachte, habe ich ihre Wirkung deutlich gespürt: Ich trank eine halbe Flasche auf einmal, weil es meine letzte Hoffnung war, doch noch weitermachen zu können. Innerhalb von nur 5 Minuten waren meine Krämpfe, die bis in die Fußsohlen gingen, komplett verschwunden und ich konnte das Rennen beenden und gemeinsam mit meinem Rennfreund Johannes Hinterseer sogar gewinnen.

Bereitest Du gerne ausgefallene Rohkost-Kreationen zu oder hältst Du es lieber einfach?

Der Schwerpunkt meines Interesses liegt nicht auf Rezepten, sondern auf meiner Nährstofflogistik. Ich halte es deshalb lieber einfach, mische wenig und bevorzuge Gerichte, die ich schnell zubereiten kann.

 Ausgefallene Kreationen überlasse ich den Profis. Boris Lauser bewundere ich in diesem Bereich sehr und wenn er mich in Italien besucht, genieße ich seine Kreationen. Die haben mindestens drei Michelin-Sterne verdient!

Was ist Deine größte Inspirationsquelle? Welche Bücher, Personen, Blogs, Videos, etc. versorgen Dich stets mit Motivation?

Was die Motivation angeht, muss ich dich enttäuschen. Ich muss mich nicht mit Motivation versorgen.

Ich bin konstant motiviert, meine Inspiration zu leben. Das kennst du auch und das ist meine wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre:
Motivation kann man nicht „machen“. Niemand muss dich motivieren – nicht einmal du dich selbst – wenn du das machst, was dich erfüllt, weil sich die Frage nach aufgeben oder weitermachen gar nicht stellt. Die Motivation ist einfach da, wenn du konsequent und bedingungslos deiner Leidenschaft bzw. deinem Wunschgefühl folgst. 

Früher habe ich viel nach Amerika geschaut und die Blogs und Videos der US-Stars angeschaut. Dann habe ich aber festgestellt, dass ich viel lieber die deutschen Stars unterstützen will. Ganz besonders mag ich Boris, Lisa Mattes, Lisa Müller, Coco, Britta und Dany.

Ich habe aber natürlich auch die gesamte deutsche Rohkostliteratur rauf und runter gelesen. Es gibt in Deutschland viele inspirierende Vorbilder wie zum Beispiel Arnold Ehret, die selbst in der US-Literatur für ihre Pionierarbeit gelobt werden. Und wir haben auch aktuell großartige Ärzte und Forscher auf diesem Gebiet.

 Einer der erfolgreichsten und mutigsten ist Dr. Switzer. Er ist entspannt und pragmatisch und er hilft Menschen mit schweren Krankheiten. Mit der Wildkräuter-Vitalkost hat er eine einfache Küche entwickelt, die sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene unzählige einfache und gleichzeitig sehr schmackhafte Rezepte bereithält. Sein Buch „Dr. Switzers heilkräftige Wildkräuter-Vitalkost-Rezepte“ kann ich jedem empfehlen!

Die wichtigste Inspirationsquelle war für mich aber immer meine eigene Experimentierfreude. Einige Hardcore-Rohköstler trachten ja geradezu danach, den Neuankömmlingen und den Schnupper-Rohköstlern ihr Konzept aufzuzwingen und alles andere für „verboten“ zu erklären und ihnen so die Experimentierfreude zu nehmen.

 Rohkost ist eine geile Idee, aber eine beschissene Religion! Ich unterwerfe mich deshalb keiner Strömung und keinen Dogmen.
Ich bleibe offen und ich bin frei zu tun, wozu ich Lust habe. Selbst dann, wenn das andere vom Hocker haut oder aus der Bahn wirft. Ich bin lieber das authentische Enfant terrible der Rohkostszene als eine Karikatur dessen, was Rohkost eigentlich bewirken soll: mehr Lebensfreude!

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Die Rohkost erfreut sich ja in letzter Zeit immer größer werdender Beliebtheit!
Wo siehst Du die Rohkost-Szene in 10 Jahren? Was funktioniert gut? Und woran müssen wir noch arbeiten?

Das ist eine tolle Frage! Es gibt einige wenige, die sich wundern und beschweren, dass die Rohkost-Szene nicht größer wird und übersehen dabei, dass viele Rohkostprinzipien längst in den Mainstream übergegangen sind. Viele Menschen können sich aber mit dem Dogmatismus einiger Hardliner nicht anfreunden und „outen“ sich deshalb lieber nicht. Umgekehrt ziehen diese Hardliner für sich so klare und strikte Grenzen, dass sie diese „Neuen“ gar nicht akzeptieren könnten.

Tatsächlich erfreut sich die Rohkost nicht nur immer größer werdender Beliebtheit, sie hat auch einen immens großen Einfluss auf das Ernährungsverhalten unserer Gesellschaft.
Zwar nicht so hundertprozentig, wie sich das einige Wenige wünschen würden, aber ein fünfzigprozentiger Einfluss, der für die Gesundheit und das Leben der Menschen etwas Positives bewirkt ist doch viel wichtiger und entscheidender als irgendwelche Prozentzahlen!



Aus meiner Sicht geht es weder um Bekehrung und noch nicht einmal um Motivation. Es geht viel eher darum, einen 360-Grad-Blick auf das Leben zu bekommen. Und jeder, der Rohkost für sich persönlich erfolgreich praktiziert, öffnet ganz automatisch die Scheuklappen von ganz vielen Menschen zumindest ein klitzekleines Stück. Alleine die Möglichkeit, neu zu denken ist immens viel wert.

Was außerdem sehr gut funktioniert sind Plattformen wie deine und ich bin Menschen wie dir immens dankbar, dass sie solche Projekte ins Leben rufen. Es war höchste Zeit dafür!

Woran die Rohkost-Szene noch arbeiten darf sind aus meiner Sicht die drei folgenden Punkte:

1) Viel zu viele Protagonisten halten sich mit unnötigen Detail- und Expertendiskussionen untereinander auf, verunsichern dadurch diejenigen, die es interessieren könnte und halten sich damit gegenseitig davon ab, geschäftlich erfolgreich zu sein, statt durch ein selbstbewusstes Angebot nach außen aufzutreten und den ersten Schritt zu machen … denn vorher muss man ja noch schnell perfekt werden und den anderen erklären, dass sie falsch liegen und sie es besser machen müssen bevor sie damit Geld verdienen dürfen. Diese Diskussionen finden im Vergleich zu einem Anfänger auf einem total abgehobenen Niveau statt. Damit erreicht man viel zu wenige Menschen. Und auch die notwendige Begeisterung kommt so garantiert nicht auf.

2) Niemand darf irgendein “Label” benutzen, bevor es ihm nicht von … äh, ja von wem eigentlich? … genehmigt wurde. Es gibt Gott sei Dank keine „Oberste Rohkostbehörde“, bei der man sich eine Genehmigung holen muss. Trotzdem halten sich einige für so eine Art „Sittenwächter“, ohne dass sie jemand darum gebeten hätte.

3) Wie in so vielen alternativen Szenen ist auch bei uns leider eine grundlegend negative Einstellung Geld und Werbung gegenüber zu erkennen. Du hast aber nicht nur Verantwortung für das Geld, das du hast, sondern auch Verantwortung für das Geld, das du nicht verdienst. Das überlässt du nämlich anderen, statt selbst damit etwas aufbauen zu können!

Diese drei Punkte führen dazu, dass wir uns selbst beschneiden und es in unserer Szene bisher nur wenige geschafft haben, geschäftlich erfolgreich und gesellschaftlich relevant zu sein. Damit bremsen wir uns gegenseitig aus und kommen nicht so schnell voran, wie es eigentlich möglich wäre.

 Es ist nämlich nicht so, dass das Angebot der Nachfrage folgt, sondern genau umgekehrt:
Gelegenheit macht Konsumenten und Gelegenheit führt zu Gesundheit! Dazu sind weder Dogmatismus noch Kreuzzüge oder Missionierungen notwendig.

Wie ich die Ernährungsszene in 10 Jahren sehe, kann ich am Besten mit einem Beispiel aus meinem Sportleben illustrieren: 

Bei den Mountainbikerennen treffe ich logischerweise viele Mountainbiker. Das war soweit nicht schwer zu erraten. Was mir bei den Rennen allerdings auffällt: Kein einziger von den Teilnehmern oder Zuschauern fragt mich danach, ob ich 100% Mountainbiker bin und wie lange ich schon trainiere und Rennen fahre. 2015 werden es übrigens 25 Jahre. Ich feiere also nächstes Jahr Silberhochzeit. :D
Und ich würde nie auf die Idee kommen zu einem jüngeren Fahrer zu gehen, der erst seit kurzem dabei ist und ihn fragen, warum er behauptet ebenfalls Mountainbiker zu sein, obwohl ich doch nun wirklich schon viel länger dabei bin als er. 

Weder die schnelleren, noch die langsameren Fahrer diskutieren mit mir darüber, ob ich “es” richtig mache. Falls doch einmal ein Fahrer hinter mir motzt, weiß ich, dass er Probleme damit hat, mein Hinterrad zu halten. Schnellere Fahrer überholen nämlich einfach. Alle Teilnehmer haben unabhängig von ihrem Leistungs- und Wissensstand nur eine einzige Sache gemeinsam, die uns alle verbindet und für die wir mit Leidenschaft leben. Und das ist der Sport. Diese Leidenschaft müssen wir uns gegenseitig nicht erklären, weil sie überall zu fühlen ist. 

Und genau so stelle ich mir die Rohkostszene in 10 Jahren vor.

Die Rohkostszene, so wie wir sie heute kennen, wird es in 10 Jahren nicht mehr geben. Menschen wie du tragen einen großen Teil dazu bei. Wir schleppen noch zu viel Verstaubtes und Dogmatisches mit uns herum. Es ist Zeit für einen Umbruch und einen Bewusstseinssprung.

 Ich sehe es als deine und meine Aufgabe, das starre Konzept des Rechthabenwollens und des Missionierens aufzubrechen, ihm keine Aufmerksamkeit mehr zu geben und mit etwas Positivem zu ersetzen. Das ist genau wie bei einer Ernährungsumstellung:
Konzentriere dich nicht auf das Schlechte, sondern auf das Gute, das du in dein Leben integrieren willst. Verurteile dich nicht für Ausnahmen oder Rückfälle, denn erstens sind die immer noch besser als vollkommen unbewusstes Konsumieren wie früher und zweitens ist das der gesündeste und normalste Weg, etwas schrittweise zu ersetzen statt dogmatisch und verbissen in der Kategorie „Alles oder Nichts“ zu denken.

Ich gehe davon aus, dass die Rohkost-Szene ihre Lektionen lernt und innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Boom ungeahnten Ausmaßes erleben wird. Gesunde, natürliche und naturbelassene Ernährung wird zur Selbstverständlichkeit werden. Und die Besserwisser und Nörgler werden sich bis dahin ein neues Betätigungsfeld suchen müssen, weil es im Ernährungsbereich nichts mehr zu streiten gibt.

Du bist auch Coach für erfolgreiche Ernährungsumstellung. Worum geht es da genau? Wo kann man mehr über Dich erfahren und warum tun sich viele so schwer mit Rohkost?



Durch meine Arbeit als Coach ist mir im Lauf der letzten drei Jahre klar geworden, dass es meinen Klienten in keinem einzigen Fall um die Ernährungsumstellung selbst ging. Es ging ihnen immer um den Wunsch oder sogar eine ganze Ideenkette an Wünschen hinter diesem Wunsch.

Am Ende ist es immer ein Wunschgefühl, das angestrebt wird.

Seitdem interessiere ich mich für das, was mich und alle anderen Menschen antreibt und wie wir es realisieren können. So helfe ich meinen Klienten dabei, dieses Gefühl bereits auf dem Weg zu fühlen. Damit wird erstaunlicherweise nicht nur der Weg angenehmer und bedeutend schöner, sondern die Wahrscheinlichkeit, dass das Ziel erreicht wird, steigt gleichzeitig um ein Vielfaches.



Mit Hilfe dieser Erkenntnis und durch die Entdeckung meiner eigenen Erfolgsprinzipien habe ich dieses Jahr einem italienischen Nachwuchsfahrer auf seinem Weg zum Italienischen Meistertitel geholfen.

 Dabei habe ich gelernt, dass alle Erfolgseinsichten, die ich bisher selbst hatte und über die unzählige Bücher geschrieben wurden, in vielen so genannten Talenten bereits angelegt sind. Sie leben vom Herzen. Sie machen den Sport nicht oder nicht nur wegen einem Ziel in der Zukunft, sondern weil sie ihn lieben. Diese Liebe kann von keinem äußeren Erfolg und von keinem Geld der Welt ersetzt werden.


Wer meine Hilfe als Coach braucht, kann mich gerne auf Facebook kontaktieren.


Interview Stefan Hiene_6

Zu guter letzt meine Lieblingsfrage: Was ist die eine Sache, die eine große Rolle in Deinem Leben spielt, aber von den meisten Menschen unterschätzt wird? Auch unabhängig von der Ernährung. Also sozusagen Dein persönlicher Geheimtipp.

Dazu könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Bezogen auf die Ernährungsszene ist es die Tatsache, dass jeder Mensch ein Athlet ist. Der Beweis dafür ist sehr einfach: Du hast einen Körper mit Gelenken. Gelenke sind zum Bewegen da.

Bewegung ist ein Prinzip das lange vor der richtigen Ernährung steht. Ohne das Prinzip von abwechselnder Ruhe und Bewegung passiert überhaupt nichts in deinem Körper. Dein Herz pumpt, weil deine Kapillaren saugen. Dafür ist ein Sauerstoffgefälle notwendig. Damit deine Kapillaren kräftig saugen und dein Blut mit allen Nährstoffen jeden Bereich deines Körpers erreichen kann, musst du also in deinen Muskeln eine Sauerstoffunterversorgung herstellen. Das erreichst du nur durch Bewegung.

Damit meine ich nicht den „Rentnersport“, den einige in der Rohkost-Szene empfehlen, weil sie intensives Training für „unnatürlich“ halten, sondern alle Formen der Bewegung: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit samt Spitzenbelastung in allen Bereichen. Das heißt nicht, dass du jeden Tag an deine Grenzen gehen solltest. Aber jeden dritten oder vierten Tag oder wenigstens einmal in der Woche macht das enorm viel Sinn.


Die besten Lebensmittel der Welt haben keinen Wert, wenn du dich nicht bewegst. Dich zu bewegen ist im wahrsten Sinn deine heilige Pflicht um optimal für deinen Körper zu sorgen. Deshalb mein persönlicher Geheimtipp, den vor allem viele Gesundernährer vollkommen vernachlässigen weil sie die Wirkung davon komplett unterschätzen:
Bewege dich ausdauernd und intensiv!

Stefan, es war mir ein Vergnügen! Tausend Dank, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg weiterhin auf dem Rad!

Danke für deine tollen Fragen, danke für deine großartige Plattform und danke, dass es dich gibt. Es war allerhöchste Zeit dafür. Die Rohkostwelt hat auf dich gewartet!

Boah, das war mal Interview, das es in sich hatte. Ich brauch auf jeden Fall ein Weilchen, um all den unglaublichen wertvollen Input, den Stefan geliefert hat, zu verdauen…

Jetzt bist aber eh erstmal Du dran: Wenn Dir gefallen hat, was der liebe Stefan so erzählt hat und Du ihn gerne mal live erleben willst, schau unbedingt auf einem seiner Seminare vorbei (z.B. Natural Born Athlete) und verbinde Dich mit ihm auf Facebook.

Und wenn Du von diesem Interview profitieren konntest, teile diesen Artikel doch auf Facebook. Dadurch können auch Deine Freunde in den Genuss kommen. Ich danke Dir für Deine Unterstützung! :)

Und hier gibt es noch einen kleinen Einblick in Stefan’s nächstes großes Filmprojekt:

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Robert

© Bilder: Domenico Galizia, MTB-Freeride.TV
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