Zwischenruf: Wer A sagt, muss auch B sagen! (Ein Kommentar zu Stefan Holzhauers Artikel bei PhantaNews)


Ein Hinweis zum besseren Verständnis: Der nachfolgende Text ist ein Kommentar bzw. eine Reaktion auf den Artikel "Buchhandel und Selfpublishing: Wer benachteiligt hier eigentlich wen?" von Stefan Holzhauer, der am 12. Juni 2014 bei PhantaNews erschienen ist.  
Zwischenruf: Wer A sagt, muss auch B sagen! (Ein Kommentar zu Stefan Holzhauers Artikel bei PhantaNews) In quasi jedem Bereich des Handels tobt inzwischen der Kampf zwischen den stationären Anbietern und der Konkurrenz aus dem World Wide Web. Und uns allen ist sicherlich klar, welche Seite den Krieg entweder schon gewonnen hat oder ihn in absehbarer Zeit für sich entscheiden wird, denn im Internet sind alle Waren eben billiger. Alle Waren? Nun, zumindest für das gedruckte Buch gilt dies nicht, denn in Deutschland gibt es die Buchpreisbindung. Ein Roman kostet überall das gleiche – ob nun in der Großbuchhandlung, der kleinen Bücherstube um die Ecke oder bei Online-Verkäufern wie Amazon. Und geht es insbesondere nach dem Willen der kleinen Händler, soll das auch so bleiben, denn in einem Preiswettbewerb mit Thalia und Co. oder dem Multimillionen-Dollar schweren Handelsgiganten aus den USA könnten sie niemals bestehen. Es gibt aber auch Menschen, die in der Buchpreisbindung einen unzulässigen Eingriff in den freien Markt und seine Mechanismen sehen. Einer davon ist Stefan Holzhauer und er lehnt die Preisbindung daher strikt ab, wie er es in seinem Artikel Buchhandel und Selfpublishing: Wer benachteiligt hier eigentlich wen? zum Ausdruck bringt, den er nun auf seiner Website PhantaNews veröffentlicht hat.
Im weiteren Verlauf geht Holzhauer mit dem etablierten Verlagswesen und dem Buchhandel hart ins Gericht, wirft ihm unzulässige Kritik an Amazon vor und versucht seine These zu belegen, Self-Publisher würden vom stationären Handel systematisch benachteiligt. Es sind schwere Geschütze, die der Verfasser auffährt - so schwere, dass er im Schlachtengetümmel mitunter den Überblick verliert. Abwechselnd schießt er mal auf die Verlage, dann auf den Handel. Mal erhebt er für die Interessen der selbstpublizierenden Autoren das Wort, mal für die Kleinverlage. Dass letztere, dies ist mir in Gesprächen mit Indie-Autoren deutlich geworden, sich nur teilweise in der Opferrolle befinden und nicht selten auch Teil des Problems sind, wird von Holzhauer nicht thematisiert. Auch entgeht ihm zunächst die Tatsache, dass viele Self-Publisher ihre Werke rein als E-Books anbieten, also gar kein gedrucktes Buch vorliegt, das der Handel vor Ort verkaufen könnte. Als ihm dies dann klar wird, erfindet Holzhauer die Hilfskonstruktion, die Großhändler könnten ja einen On-Demand-Printservice etablieren, um angeforderte Bücher lieferbar zu machen. Dass es eine der grundlegenden Verantwortlichkeiten eines jeden Produzenten (also auch des Self-Publishers) ist, ein verkaufsfähiges Produkt dem Handel jederzeit möglichst kurzfristig verfügbar zu machen, blendet der Verfasser dagegen weitgehend aus.
Wie Edgar Rice Bourrough's John Carter, so ist auch Stefan Holzhauer ist ein Gefangener zwischen zwei Welten. Er ist Befürworter des Self-Publishings und ein scharfer Kritiker der klassischen Verlage und ihrer Vertriebswege. Er steht hinter dem Konzept des E-Commerce (alles andere wäre ja auch seltsam, denn immerhin nimmt PhantaNews am Partner-Programm von Amazon teil), doch wenngleich der mit dem Handel abrechnet, so scheint er ihm dennoch eine Brücke bauen zu wollen, indem er aufzeigen möchte, wie dieser sich den Bereich der Self-Publisher erschließen und dadurch zu einem Wettbewerber für Amazon und andere Anbieter werden kann. So sehr man darüber nachdenkt, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Holzhauer die Szene der Self-Publisher mit dem örtlichen Buchhandel versöhnen möchte. Und die legitime Frage ist: Warum? Weshalb versucht der Verfasser krampfhaft, die unabhängigen Autoren in das Korsett eines Vertriebs- bzw. Verkaufswegs zu zwängen, der langfristig keine Zukunft hat, weil diese dem E-Book gehört? Bedenkt man zudem, dass Holzhauer die Abschaffung der Buchpreisbindung fordert, dann wären in seinem Modell unterm Strich sogar die unabhängigen Autoren am Ende die Verlierer. Denn wie in jedem Markt auch, würden von den nach der Marktbereinigung übrig gebliebenen Händlern die sinkenden Verkaufspreise an die Autoren in Form geringerer Anteile am Erlös weitergegeben. Oder glaubt jemand ernsthaft, Buchhandelskonzerne oder große Onlinehändler würden trotz sinkender Preise auf ihre Profite verzichten? Keine Chance, denn immerhin gibt es Aktionäre, die es zu befriedigen gilt.
Man muss Stefan Holzhauer zugute halten, dass er über die bestehenden Verhältnisse hinausdenkt, doch er denkt nicht weit genug. Wer die Self-Publisher finanziell in eine gute Position bringen und zudem die Vielfalt an Literatur erhalten will, muss die unabhängigen Autoren dazu ermutigen, ihre Werke in digitaler Form und komplett abseits des Handels in Eigenregie zu verkaufen. Einen Shop auf der eigenen Website einzurichten, ist nun wirklich keine Hexerei und nur auf diese Weise ließe sich darüber hinaus das Maximum an Erlös erzielen. Solange die Autoren von Mittelsleuten, seien es nun Verlage oder große Händler (stationär oder im Netz) abhängig sind, werden diese den Kreativen die Konditionen diktieren. Aktuell mögen diese z.B. bei Amazon noch recht positiv für die Autoren sein, doch dieser Zustand wird nicht ewig andauern. In einigen Bereichen beginnt der Handelsriese bereits damit, die Karten neu zu mischen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Self-Publisher an der Reihe sind. Auf dieses Szenario sollten sich die Selbstpublizierenden schon einmal einstellen.
Es ist selbstredend nie verkehrt sondern im Gegenteil lobenswert, sich über die Zukunft der Literatur und der Wege, auf denen sie ihr Publikum erreicht, Gedanken zu machen. Doch wer A sagt, muss auch B sagen. Wer überkommene Strukturen überwinden will, muss sie aufheben und nicht den Versuch machen, sie reformieren zu wollen. Stefan Holzhauer will letzteres, weshalb es bei ihm trotz aller guten Ansätze beim A bleibt. Schade.
Link: Artikel von Stefan Holzhauer bei PhantaNews Foto: Wikipedia - Simon Eugster (gemäß Creative Commons 3.0)

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