Zappenduster: Die “Basler Zeitung” und Christoph Blocher

Eben noch dachte ich: Schlimmer kann es nicht kommen (siehe meinen Artikel Die Wende bei der Basler Zeitung). Doch es kann …

Wenn man dem heutigen Artikel der “NZZ am Sonntag”, Blocher bestimmt Kurs der “Basler Zeitung”, Glauben schenken kann, sieht es in absehbarer Zeit medientechnisch zappenduster aus in der Nordwestschweiz. Was sich da anbahnt, ist zwar für die Medienbranche von heute nichts Aussergewöhnliches. Im Gegenteil, es ist fast schon Mainstream. Doch da dieser Mainstream plötzlich so nahe an mich heran kommt und unerbittlich mein bisheriges Leibblatt erfasst – nicht dass es mein Lieblingsblatt wäre, aber ich hab nun mal keine Alternative, wenn ich über die Stadt Basel informiert sein will –, weil also die Medien-Melioration penetrant nahe kommt, beginnt es weh zu tun und lässt mich ziemlich ratlos zurück.

Die Fakten kurz in Stichworten (für Details empfehle ich den Originalartikel von NZZ am Sonntag):

  • Ab nächstem Jahr soll die Mediengruppe Basler Zeitung eine Rendite von zehn Prozent abwerfen (was im Medienbereich fast schon unverschämt anmutet).
  • Zu diesem Zweck wird Christoph Blocher beziehungsweise der Firma Robinvest, deren Verwaltungsratspräsident er ist, ein umfassendes Beratermandat erteilt.
  • Es ist nicht auszuschliessen, dass die Mediengruppe zerschlagen werden wird, so dass die Filetstücke – dazu zählt offenbar das Quasi-Monopolblatt BaZ  – behalten und weiterentwickelt, während die weniger (bis nicht-)rentablen Teile (Beteiligungen und Druckerei) verscherbelt oder liquidiert werden – was einen grösseren Stellenabbau zur Folge hätte.
  • Dazu passt, dass die Holding der Mediengruppe vor kurzem nach Zug verlegt wurde. Auch das bestimmt aus Gründen der Kostenoptimierung.

Dass Christoph Blocher damit auch politisch und Inhaltlich auf die “Basler Zeitung” Einfluss erhält, ist durch die beschriebenen Vorgänge nicht automatisch gegeben. Doch da Markus Somm, der neue Chefredaktor der BaZ und Intimus von Christoph Blocher – er veröffentlichte 2009 eine Biografie mit dem fast schon liebevollen Titel “Christoph Blocher. Der konservative Revolutionär” – die Basler Zeitung bereits jetzt konsequent in rechtskonservative Gewässer steuert, braucht es diesen unmittelbaren Einfluss gar nicht mehr.

Im Namen der Basler Mediengruppe, “National Zeitung und Basler Nachrichten AG”, spiegelt sich die langjährige Hypothek der Nordwestschweizer Medienlandschaft wider. Die Aktiengesellschaft entstand im Zuge der “Fusion” der “National Zeitung” und der “Basler Nachrichten”. Fusion ist übrigens als Bezeichnung nicht korrekt: “Die National-Zeitung AG übernahm die Aktiven und Passiven der Basler Berichtshaus AG (des Verlagshauses der Basler Nachrichten), die darauf liquidiert wurde” (Zitat aus Wiki-Artikel zur Basler Zeitung). Aus dieser Fusion ging die Basler Zeitung hervor.

Wie es aussieht, schliesst sich der Kreis und die Basler Zeitung wird vollends zum rein wirtschaftlich ausgerichteten, neoliberalen Medienprojekt, und zwar was publizistischen Inhalt wie unternehmerische Haltung anbetrifft. Es wird zappenduster in der Nordwestschweiz – es sei denn ein alternatives Tageszeitungsprojekt bricht die Monopolstellung der Basler Zeitung.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen …

PS: Warum eigentlich macht die Basellandschaftliche Zeitung keine Anstalten, auch die Stadt Basel publizistisch zu umwerben und so zu einer Tageszeitung beider Basel – und damit zu einer Alternative zur BaZ – aufzusteigen?


Filed under: Tagebuch

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