Wu-Tang Clan
„A Better Tomorrow“
(Warner Bros. Records)
Nicht zu fassen: Die Platte hat eine Wucht und Frische, die einen kurzzeitig an das Wunder der ewigen Jugend glauben läßt, fein gesampelte Soul- und Jazztunes, die man so zuvor kaum gehört hat, Lyrics mit Biss und jede Menge amüsanter Skits als Schnittmenge aus Kampfkunst und buddhistischer Lebensphilosophie, State of the Art, grandioses Entertainment. Damit wir uns richtig verstehen – wir reden hier vom Debüt der HipHop-Kolchose aus New York City – über zwanzig Jahre ist es her, seit „Enter The Wu-Tang (36 Chambers)“ die gängigen Verhaltensmuster des Genres kräftig und nachhaltig durcheinandergewirbelt hat. Und jetzt? Die Messlatte sehr hoch gelegt, extrem langer Anlauf – der Clan präsentiert dieser Tage sein neues, sechstes Album. Von einem Fehlversuch möchte man zwar nicht gleich sprechen, warum die Landung allerdings eine so harte geworden ist, muss man schon hinterfragen.
Was sollte denn schiefgehen, wenn bis auf den verstorbenen Knurrschädel Ol’ Dirty Bastard alle wieder an Bord sind, wenn man sich ganze sieben Jahre Zeit nimmt, um die lang erwartete Reunion auch mit neuem Material abzufeiern? Nun, wie es scheint, hat sich ihr ehemals größtes Pfund für diese Wiederauferstehung ins Gegenteil verkehrt – es macht eben keinen guten Eindruck, wenn aus der musikalischen Vielstimmigkeit eine offenkundig missgünstige Versammlung gekränkter Egos erwächst, die im Vorfeld alle ihre ganz spezielle Sicht auf das Ergebnis in die Welt hinaustrompeten müssen. Noch dazu hat sich der verbliebene Clan wohl zu sehr auf die allzeit abrufbaren Automatismen verlassen – die trügerischen Begeisterungsschreie anlässlich ihrer fast schon mythisch verklärten Einmalpressung “Once Upon A Time In Shaolin”, für die das Milchgesicht Skrillex gerade erst satte 5 Millionen Dollar hingelegt hat, haben RZA und Kollegen wohl zu sicher gemacht.
Und so gibt es neben eine knappen Handvoll ordentlicher Tracks eine Menge Stückwerk auf der Platte zu hören. „Ruckus In B-Minor“ als Brückenschlag zum erwähnten Erstling gedacht und von Rick Rubin betreut, gehört da noch zu den Lichtblicken, mit dem dann „Crushed Egos“ und „Hold The Heater“ gerade so mithalten können. Ansonsten wenig Überraschendes oder unglücklich Vermischtes – den eher klassischen Stücken fehlt es an Grip und Schärfe, den auf neu getrimmten die Inspiration. „Miracle“ arbeitet sich durch klebrige Piano- und Streicherschleifen und versucht sich am Ende als Kanye-West-Double, die hübsche Idee von „Preachers Daughter“ gelingt samt Dusty-Springfield-Zitat bis zum Chorus, der dann aber seltsam dünn und verwackelt daherkommt.
Auch der Titelsong „A Better Tomorrow“ wird dem langjährigen Anhänger etwas schwer im Magen liegen, mit zuckersüßen Allgemeinplatzzeilen wie “the world won’t get any better, if you let it be” hat man noch selten einen wehrhaften Schwertkämpfer rekrutiert, die ähnlich gefällige „Wu-Tang Reunion“ zum Schluss macht es nicht besser, sondern ärgerlicher. Was also helfen all die liebgewonnenen Einspieler und das dunkle Geraune, wenn das Ergebnis nur eine allzu durchschaubare Blaupause früherer Glanztaten bleibt? “Wu-Tang Clan ain’t nothing to fuck with…” hieß es mal – wenn sie sich da mal nicht täuschen. Könnte gut sein, dass sie mit „A Better Tomorrow“ mächtig am eigenen Denkmal gekratzt haben, 5 Millionen als Wechsel auf eine ungewisse Zukunft hin oder her… http://www.wutang-corp.com/
„A Better Tomorrow“
(Warner Bros. Records)
Nicht zu fassen: Die Platte hat eine Wucht und Frische, die einen kurzzeitig an das Wunder der ewigen Jugend glauben läßt, fein gesampelte Soul- und Jazztunes, die man so zuvor kaum gehört hat, Lyrics mit Biss und jede Menge amüsanter Skits als Schnittmenge aus Kampfkunst und buddhistischer Lebensphilosophie, State of the Art, grandioses Entertainment. Damit wir uns richtig verstehen – wir reden hier vom Debüt der HipHop-Kolchose aus New York City – über zwanzig Jahre ist es her, seit „Enter The Wu-Tang (36 Chambers)“ die gängigen Verhaltensmuster des Genres kräftig und nachhaltig durcheinandergewirbelt hat. Und jetzt? Die Messlatte sehr hoch gelegt, extrem langer Anlauf – der Clan präsentiert dieser Tage sein neues, sechstes Album. Von einem Fehlversuch möchte man zwar nicht gleich sprechen, warum die Landung allerdings eine so harte geworden ist, muss man schon hinterfragen.
Was sollte denn schiefgehen, wenn bis auf den verstorbenen Knurrschädel Ol’ Dirty Bastard alle wieder an Bord sind, wenn man sich ganze sieben Jahre Zeit nimmt, um die lang erwartete Reunion auch mit neuem Material abzufeiern? Nun, wie es scheint, hat sich ihr ehemals größtes Pfund für diese Wiederauferstehung ins Gegenteil verkehrt – es macht eben keinen guten Eindruck, wenn aus der musikalischen Vielstimmigkeit eine offenkundig missgünstige Versammlung gekränkter Egos erwächst, die im Vorfeld alle ihre ganz spezielle Sicht auf das Ergebnis in die Welt hinaustrompeten müssen. Noch dazu hat sich der verbliebene Clan wohl zu sehr auf die allzeit abrufbaren Automatismen verlassen – die trügerischen Begeisterungsschreie anlässlich ihrer fast schon mythisch verklärten Einmalpressung “Once Upon A Time In Shaolin”, für die das Milchgesicht Skrillex gerade erst satte 5 Millionen Dollar hingelegt hat, haben RZA und Kollegen wohl zu sicher gemacht.
Und so gibt es neben eine knappen Handvoll ordentlicher Tracks eine Menge Stückwerk auf der Platte zu hören. „Ruckus In B-Minor“ als Brückenschlag zum erwähnten Erstling gedacht und von Rick Rubin betreut, gehört da noch zu den Lichtblicken, mit dem dann „Crushed Egos“ und „Hold The Heater“ gerade so mithalten können. Ansonsten wenig Überraschendes oder unglücklich Vermischtes – den eher klassischen Stücken fehlt es an Grip und Schärfe, den auf neu getrimmten die Inspiration. „Miracle“ arbeitet sich durch klebrige Piano- und Streicherschleifen und versucht sich am Ende als Kanye-West-Double, die hübsche Idee von „Preachers Daughter“ gelingt samt Dusty-Springfield-Zitat bis zum Chorus, der dann aber seltsam dünn und verwackelt daherkommt.
Auch der Titelsong „A Better Tomorrow“ wird dem langjährigen Anhänger etwas schwer im Magen liegen, mit zuckersüßen Allgemeinplatzzeilen wie “the world won’t get any better, if you let it be” hat man noch selten einen wehrhaften Schwertkämpfer rekrutiert, die ähnlich gefällige „Wu-Tang Reunion“ zum Schluss macht es nicht besser, sondern ärgerlicher. Was also helfen all die liebgewonnenen Einspieler und das dunkle Geraune, wenn das Ergebnis nur eine allzu durchschaubare Blaupause früherer Glanztaten bleibt? “Wu-Tang Clan ain’t nothing to fuck with…” hieß es mal – wenn sie sich da mal nicht täuschen. Könnte gut sein, dass sie mit „A Better Tomorrow“ mächtig am eigenen Denkmal gekratzt haben, 5 Millionen als Wechsel auf eine ungewisse Zukunft hin oder her… http://www.wutang-corp.com/