Wir nennen es Selbstbetrug

In der Berliner Zeitung fand ich einen interessanten Artikel über das stetig anwachsende berliner Kultur-Prekariat, das in erster Linie von idealistischer Selbstausbeutung lebt. Der Autor äußerte ein wohltuendes Unverständnis gegenüber der Selbstdarstellung einiger Betroffener (bzw. deren besser situierten Fans) die sich auch noch als „digitale Bohème“ feiern würden, anstatt sich auf die proletarische Tradition der Berliner Stadtkultur zu besinnen. Insbesondere, wenn damit gemeint sein sollte, dass das Proletariat wenigstens mal eine Klasse war, die zumindest zeitweise kapiert hat, dass sie ausgebeutet wird und dass sich sich dagegen wehren muss.

Aber nein, das digitale Kleinbürgertum sieht sich lieber als elitäre Randgruppe, bevor es sich als Klasse einordnen lässt, die einen bestimmten Platz in der Gesellschaft hat – somit bekommen die ruinösen Arbeitsbedingungen unter den Kreativen wenigstens den goldenen Schimmer von Freiheit und Künstlertum – wobei es sich in Wirklichkeit um ein Leben von der Hand in den Mund handelt, und Freiheit gern mit totaler Verfügbarkeit verwechselt wird. Denn wer nicht den ganzen Tag parat steht, um einen nächsten kleinen, hoffentlich bezahlten, Auftrag zu ergattern, der kann am Ende nicht mal mehr den Kaffee Latte im „mobilen Büro“ also dem Café nebenan, bezahlen, wo es warm ist und mit etwas Glück einen kostenlosen WLAN-Zugang zum Internet gibt.

Interessant auch die Zahlen, die Autor Berthold Seliger nennt: Laut Künstlersozialkasse verdient ein freier Künstler, der dort versichert ist, durchschnittlich 13.288 Euro – und zwar pro Jahr. Bei denen unter 30 Jahren sind es nur 8.909 Euro jährlich – wenn da die Oma oder die Eltern den armen Künstlern nicht gelegentlich ein Fresspaket schicken oder mal einen neuen Laptop, ist das Überleben also keinesfalls gesichert. Seliger weist auch darauf hin, wer an den armen Künstlern und ihren Produkten tatsächlich verdient: Der Vorstandschef der GEMA, Harald Heker, bekommt für seinen Job 380.000 Euro im Jahr. Das sind jeden Monat drei Künstlerjahresgehälter! Es ist ja nicht so, dass mit Kunst nichts verdient werden kann, wenn man den richtigen Job in dem Business macht.



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