Wie soll man da demokratisch entscheiden?

Man empfiehlt ja uns Familien, wir sollten unsere Kinder in die Planung der gemeinsamen Ferien einbeziehen. Ein runder Tisch, an dem man beschliesst, wohin es gehen soll, wie lange man bleibt und wie man sich die freien Tage um die Ohren schlagen will. Eigentlich eine gute Idee, nur hat mir bis jetzt noch keiner sagen können, wie man mit sieben Sturköpfen einen Familienurlaub plant, wenn jeder ganz genau weiss, was er will und noch genauer, was er nicht will. 

Okay, die Frage, wohin es gehen soll, ist noch relativ einfach zu klären. Sechs von sieben wollen nach England oder Schweden, einige könnten sich auch noch mit Malta anfreunden und einer glaubt allen Ernstes noch immer daran, Mama und Papa hätten die nötigen Mittel und Nerven, um mit der ganzen Horde nach New York City zu fliegen. Da dies nicht der Fall ist und Gott sei Dank keiner das Bedürfnis bekundet, sich irgendwo an einem Strand im Süden braun rösten zu lassen, schauen wir mal, ob wir irgendwo in England oder Schweden unterkommen könnten und damit fangen die Probleme an.

Karlsson möchte ein Haus mit Antiquitäten, wenn möglich mit Klavier oder Cembalo, damit er während der Ferien nicht aufs Musizieren verzichten muss.

Luise hasst Antiquitäten, will auf gar keinen Fall auf WLAN verzichten und bevorzugt einen romantisch-verspielten, skandinavisch angehauchten Einrichtungsstil, ein Stil also, der Karlsson ganz und gar nicht zusagt. Ach ja, Meer fände Luise auch nicht schlecht. 

Dem FeuerwehrRitterRömerPiraten ist das Haus eigentlich egal. Hauptsache, er kann sich irgendwo ein neues Holzschwert oder einen Pfeilbogen kaufen. Am liebsten in Astrid Lindgrens Värld, wodurch natürlich England als Ferienziel für ihn aus dem Rennen ist.

Auch dem Zoowärter ist das Haus egal, solange es in New York City steht. Unsere Erklärungen, warum das von uns gewählte Haus ganz bestimmt nicht in New York City stehen wird, überhört er geflissentlich, denn dann liessen sich ja seine Träume nicht zu Ende träumen.

Dem Prinzen ist das Haus eigentlich auch egal. Es sollte einfach nahe genug bei Astrid Lindgrens Värld stehen, womit auch für ihn England seinen Reiz verloren hat. 

Unter dem Strich steht also England eher schlecht da, weshalb “Meiner” und ich uns bei der Ferienhaussuche auf Schweden konzentrieren. Das heisst, ich konzentriere mich und er stellt derweilen im Kopf  ein paar Sonderangebote zusammen, die in seiner Fantasie unglaublich toll aussehen, auf der Homepage des Ferienanbieters aber leider nicht existieren. 

Irgendwann präsentiere ich voller Stolz meine Shortlist, sorgfältig auf die unterschiedlichen Wünsche aller Familienmitglieder abgestimmt und doch so, dass ich mir vorstellen könnte, an den Orten zu nächtigen, ohne andauernd asthmatisch zu keuchen. “Meiner” schaut die Liste an und stänkert. Zu wenig nah am Wasser. Zu wenig Distanz zu den Nachbarn. Zu wenig kompatibel mit den Preisvorstellungen, an denen er in seiner Fantasie noch immer festhält, obschon ich ihm gesagt habe, dass sie in keinerlei Verbindung zur Realität stehen. 

Während “Meiner” und ich also über die Häuser, die ich für geeignet halte, debattieren, wirft Karlsson ein, wir sollten uns doch nicht so viele Gedanken machen, das Haus mit dem schönen, schwarzen Konzertflügel sei doch perfekt, Luise stänkert, dorthin komme sie auf gar keinen Fall mit, “Meiner” sucht nach einem Kompromissvorschlag und mich überkommen Zweifel, ob wir nicht besser etwas weniger weit nördlich gingen, in Südschweden sei es ja auch schön aber bedeutend näher. Also noch einmal eine Shortlist, noch einmal debattieren, ein paar neue Wünsche, wieder Shortlist, zusätzliche Wünsche, eine weitere Debatte…

Bis uns irgendwann der Kragen platzt und “Meiner” und ich vollkommen undemokratisch einen Entscheid fällen, dem sich die minderjährigen Familienmitglieder einfach unterwerfen müssen. 

Natürlich vermisst Karlsson bei unserer Wahl den Konzertflügel, Luise findet die Einrichtung nicht ganz so romantisch-verspielt wie sie es gerne hätte, der FeuerwehrRitterRömerPirat und das Prinzchen fürchten, der Weg zu Astrid Lindgren sei zu weit. Einzig der Zoowärter ist rundum glücklich. Der träumt nämlich noch immer von New York City und hat noch gar nicht mitgekriegt, dass wir gebucht haben. 

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