Wie meine Kinder einschlafen. Und andere Gruselgeschichten.

Ungebetene Ratschläge

Als meine Kinder noch klein waren, bekam ich manchmal gute Ratschläge auf der Straße. Ihr kennt das. Manchmal sagte mir auch die eine oder andere grauhaarige Dame, dass sie nicht mit mir tauschen wollen würde. Obwohl die Kinder süß seien. “Und wollen Sie auch wissen, warum?” fragte mich eine dieser Damen.

Dies war eine der wenigen Situationen, in denen ich unverschämt wurde. Dabei ist die Omi noch gut weggekommen. Andere hatten nicht so viel Glück.

Düstere Zukunft

Ein wenig gruselig fand ich schon immer die Prophezeiungen diverser Muttis, deren Nachwuchs bereits die Einmeter-Grenze überschritten hatten: “Genießen Sie die Zeit! Später wird es nur noch ätzend.”

Mit zwei Babys im Doppelkinderwagen und einem Dreijährigen obenauf reichte meine Fantasie jedoch nie aus. Ganz im Gegenteil, ich stellte es mir geradezu himmlisch vor, mit meinen Kindern in ganzen Sätzen sprechen und mir ohne Zuschauer die Beine rasieren zu können.

Wird es besser?

Jaein. Sie können jetzt sprechen, aber sie machen so selten Pause. Außerdem sprechen sie alle gleichzeitig und damit ist der positive Effekt zuweilen futsch. Ich verstehe sie immer noch nicht.

Wenn drei Kinder reden, müssen sie laut reden. Sie werden ja sonst nicht verstanden. Außerdem ist Mama doof, weil sie nie richtig entscheidet, wer denn nun zuerst dran war. Das Leben ist ungerecht, darin sehen sie sich nun bestätigt.

Zum Glück helfen Küsse.

Reden können alleine macht die Dinge auch nicht unbedingt besser. Ich vergaß die Impulskontrolle. Wer ungerecht behandelt wird, kann sich nicht erst lange erklären oder argumentieren, warum welches Spielzeug wem zusteht. Die Wut treibt Tränen in die Augen und das muss kräftig beweint werden. Wir trocknen also immer noch Tränen, und Gott sei Dank, wirken Küsse und Umarmungen immer noch ziemlich gut.

Und der Stress?

Während der Schul- und Kindergartenzeiten, wenn der Ehemann allabendlich mit seiner Beute heimkehrt, mit gelegentlichem Babysitter, ausgeglichener Schlafbilanz und sporadischen Einsätzen der Knaben-Oma liegt der Stresspegel tatsächlich niedriger.

Allerdings muss man nun an viel mehr denken. Habe ich mich früher tatsächlich darüber beklagt, dass ich an so vieles denken müsse, wenn ich mit drei Kleinkindern Richtung Spielplatz aufbreche?

Mütter kriegen Post. Viel Post.

Jetzt muss ich an die pünktliche Bezahlung der Gruppen-, Klassen-, Frühstückskassen, der Theaterkarten und Buchzuzahlungen denken. Nagut, ich werde erinnert. Ich kriege jetzt Post. Jede Menge. Ich habe mir sogar ein eigenes Büro für die Bearbeitung der durch Kita und Schule aufgeworfenen Aufgaben eingerichtet.

Hausaufgaben für Eltern

Für Sohnis Gruppe beispielsweise erarbeite ich ein Kalenderblatt, das ich “bitte am 5.12 in der Säbelzahntiger-Gruppe abgeben” soll. Darauf soll ein lustiges Gedicht, ein Lied, ein Rezept oder irgendetwas stehen, was für uns in der Weihnachtszeit dazugehört. Da Frau Rührig vermutlich ein lieblos dahin gekritzeltes “Tanne” nicht akzeptieren wird, zermartere ich mir das Gehirn. Vielleicht klebe ich eine Weihnachte-CD drauf.

Malen für die Musik

Sohnis Musikschule will regelmäßig etwas basteln oder spielen, für das ich etwas in die Musikschultasche stecken muss. Außerdem soll der Junge etwas malen in sein Musikschulheft. Maxe ist beim psychomotorischem Turnen, da gibt es glücklicherweise keine Hausaufgaben, ich muss nur daran denken, ihn pünktlich abzuliefern.

Die Kita will, dass ich auch male.

Die Kita will außerdem, dass ich bei der Gartenaktion mitmache, einen Adventskranz binde (für den ich bezahle), am besten dem Förderverein beitrete, zweimal im Jahr Kuchen spende und die Gruppenräume streiche. Die Schule verlangt von mir selbst gebackene Kekse, Hilfe beim Eintüten und Abwiegen, außerdem Standdienst auf dem Nikolausmarkt und dass ich Kekse kaufe, und hatte ich die Martinslose schon erwähnt?

“Bitte denken Sie daran, verehrte Eltern, dass die Schule für die Teilnahme am Laternenlauf einen Beitrag entrichten muss. Mit dem Kauf der Lose unterstützen Sie … .”

Neue Phase, neues Glück

Wir sind nun von der Phase der primären Bedürfnisbefriedigung in die Phase des “Wie löse ich konstruktiv auftretende Konflikte?” eingetreten. Nach meinem Stand der Dinge, wage ich zu sagen, dass diese Phase langwierig, redundant und nervenzehrend ist. Für alle Beteiligten.

“Wenn Maxe nicht seine Hose auszieht, ziehe ich meine auch nicht aus!”

“Sohni glotzt!!!!! Mama!!!! SOHNI GLOTZT!”

“Ich war das nicht.”

“Dann mache ich nie mehr, was du mir sagst!”

“Dann ziehe ich eben zu Jesse!”

“Ich habe viel mehr aufgeräumt als Hans/Franz/und das Fliewatüt!”

“KREIIIIIIIIIIIIIIIISCH! MIR IST DAS ZU LAUT!!!!!!!”

“Das hatte ich ZUERST!!!!!”

“DAS IST UNGERECHT!”

Ich denke, ich muss dieses Thema nicht weiter ausführen.

Und der Schlaf?

Nachdem wir Schokobons verteilen für jede Nacht, die sie allein verbringen, Anfang des Jahres ein deutliches und ernstes Wort mit dem Nachwuchs geredet haben, ist es mit dem Schlaf deutlich besser geworden. Mit dem S*x leider nicht. Der Mann kann nur morgens, und ab fünf sind die Kinder da. Es ist also immer gut, früh ins Bett zu gehen. Auch am Wochenende.

Und S*x am Abend?

S*x am Abend fällt ebenfalls aus, denn das abendliche Prozedere zerrt den letzten Rest Kraft aus den blutleeren Elternherzen.

“Ich will noch Kuscheln!” heißt es da, und “Ich war noch nie zuerst dran mit Buchaussuchen!”, “Nie darf ich in der Mitte liegen!!” oder “Wir haben schon eeewig keinen Film mehr gesehen!”. Nicht zu vergessen, die Tränen, die Wut und der Trotz, der sich Bahn bricht, wenn Mama so unglaubliche Dinge von einem verlangt wie Zähneputzen vor dem Buchvorlesen. Es hülfe doch auch ein Kaugummi, oder etwa nicht?

Fazit

Der Stresspegel sinkt zuweilen auf ein erträgliches Niveau, was insbesondere eine Folge von relativ störungsfreien Nächten ist. Das tägliche psychische und physische Gleichgewicht bleibt fragil und zwar bei allen Beteiligten. Schnell liegen die Nerven blank, wenn das eine Kind mit seiner rechten kleinen Fingerspitze die Spielzone des anderen berührt oder keine Unterhosen im Schubfach liegen. Dennoch sind die Freiheiten, die Kita und Schule den bemühten Eltern einräumen, nicht zu unterschätzen. Es wird besser. Irgendwann. Ganz bestimmt.



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