Wie kann ich meinen Hund geistig auslasten?

Hunde brauchen sowohl körperliche als auch geistige Auslastung. Diesen Satz hören Hundehalterinnen immer wieder. Körperliche Auslastung ist dabei einfach zu verstehen. Lange Spaziergänge, gemeinsames Joggen oder Schwimmen powern den Hund aus. Etwas schwieriger ist die geistige Auslastung. Wie kann der Hund richtig geistig gefordert und gefördert werden?

Was bedeutet geistige Auslastung?

Unsere Hunde haben je nach Rasse vielfältige Verhaltensmuster. Manche lieben es zu buddeln, andere rennen für ihr Leben gern. Einige Hunde sind Profis, wenn es um Fährten geht und auch das Hüten liegt so manchen im Blut. Dazu kommen typische Aufgaben, zu denen spielen oder das Revier zu verteidigen zählen.

Diese Grundbedürfnisse des Hunds sollten idealerweise in den Alltag integriert werden. Die Beschäftigungen sollten das Leben des Hunds bereichern und ihm die Möglichkeit geben, sich auf der einen oder anderen Ebene weiterzuentwickeln. Im Englischen spricht man daher auch vom canine enrichment, also der Bereicherung.

Diese Arbeit ist aber nicht nur eine Bereicherung für den Hund. Sie dient auch dazu, sein Selbstbewusstsein zu stärken und fördert die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Diese geistige Arbeit ermüdet den Hund beinahe genauso gut wie eine große Gassirunde.

Neben der körperliche Auslastung wie lange Spaziergänge, Joggen oder Schwimmen darf die Kopfarbeit also nicht zu kurz kommen. Die besten Ideen haben wir hier für Sie gesammelt:

  • Rassespezifische Aktivitäten: Buddeln, Rennen, Fährten folgen, Hüten
  • Integration von Grundbedürfnissen: Spielen, Revier verteidigen
  • Canine Enrichment: Geistige Herausforderungen zur Bereicherung und Entwicklung
  • Treibball: Bälle mit Körperkontakt in ein Tor treiben
  • Mantrailing: Geruchssinn nutzen, um Personen zu finden
  • Fährtensuche: Selbstständiges Verfolgen von Fährten
  • Dogdancing: Tanz mit dem Hund als Bewegungs- und Bindungstraining
  • Trickarbeit: Lernen von Tricks zur Förderung von Koordination und Bindung
  • Intelligenzspielzeuge und Geschicklichkeitsspiele: Problemlösung und Belohnung
  • Suchspiele: Leckerchen oder Spielzeuge verstecken
  • Schnüffelteppich: Versteckte Leckerchen finden
  • DIY Intelligenzspielzeug: PET-Flaschen als Futterpuzzle
  • Aufräumen lernen: Spielzeug nach Namen sortieren und wegräumen

Warum ist geistige Auslastung so wichtig?

Viele Hundehalterinnen treiben mit ihrem Hund Sport und machen ausgiebig Bewegung. Der Grund dafür ist die Meinung, der Hund müsste gut ausgelastet sein. Doch ausgelastet bedeutet eben nicht nur körperlich. Zu viele Halterinnen vergessen die geistige Arbeit.

Die meisten unserer Hunde wurden als Arbeitshunde mit bestimmten Eigenschaften gezüchtet. Kann ein Hund diese Vorlieben und Talente nicht ausleben und an ihnen arbeiten, wird er sich rasch langweilen. Ein Hund, der sich langweilt, wird sich selbst eine Beschäftigung suchen.

Er wird beginnen, Dinge zu zerstören. Darunter müssen Schuhe, Möbel und Teppiche leiden. Auch das Alleinsein wird dadurch zum großen Problem. Der Hund entwickelt Strategien, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und kann dadurch zu einem wahren Terroristen werden. Er wird Kommandos nicht mehr korrekt ausführen und immer unkontrollierter werden.

Was braucht Ihr Hund?

Wenn Sie nun Ihr Tier artgerecht auslasten möchten, sollten Sie sich zuerst die Rasse Ihres Hunds genauer ansehen. Welche natürlichen Eigenschaften hat Ihr Hund? Wo liegen seine Stärken? So ist der Malinois nicht nur ein hervorragender Fährtenleser, sondern auch ein wahrer Akrobat auf der Hindernisbahn.

Keiner rennt schneller und mit mehr Leidenschaft als ein Galgo und wenn es darum geht, die Familienmitglieder zusammenzuhalten, ist der Border Collie der absolute Profi. Dackel dagegen sind bekannt für ihre Bautätigkeiten. Kein Hund buddelt so gerne wie er.

Sie sehen also, jede Rasse hat ihre absoluten Vorlieben. Je eher Sie sich bei Ihrem Beschäftigungsprogramm daran halten, desto motivierter wird Ihr Hund mitarbeiten und umso glücklicher wird er sein.

Hunde sind von Natur aus neugierig und können hervorragend Probleme lösen. Genau diese Tatsache können Sie sich zunutze machen. Gleichzeitig sorgen Sie mit geistigen Herausforderungen dafür, dass die Talente des Hunds nicht verkümmern.

Einfache Übungen und Ideen für geistige Auslastung

Kombinieren Sie also ganz einfach die natürlichen Verhaltensweisen Ihres Hunds mit Aufgaben. Ein einfaches Beispiel: Der Dackel liebt es, im Garten zu buddeln. Verstecken Sie ihm doch einfach seine Lieblingsleckereien oder sein Spielzeug. So muss er suchen und buddeln. Das fordert ihn nicht nur körperlich, sondern auch geistig.

Eine Fährte ist klassische Nasenarbeit. Dazu müssen Sie aber nicht unbedingt auf den Hundeplatz. Lassen Sie Ihren Hund im Haus und legen Sie ihm im Garten eine Fährte, die er dann verfolgen muss. Das Positive an der geistigen Auslastung ist, dass sie auch bei Schlechtwetter ganz einfach umzusetzen ist.

Intelligenzspielzeuge, Geschicklichkeitsspiele und Suchspiele helfen dabei, dass der Spaß auch Zuhause stattfinden kann. Dazu müssen Sie nicht unbedingt tief in die Tasche greifen. Sie können einige dieser Utensilien problemlos aus alltäglichen Dingen selber basteln.

Was lastet Hund am meisten aus?

Mittlerweile gibt es eine ganze Menge an speziellen Sportarten und Programmen, die Sie mit Ihrem Vierbeiner absolvieren können. Die nachfolgenden Beschäftigungsmöglichkeiten eignen sich hervorragend, um den Hund zu fordern und zu fördern:

Treibball ist ein Spiel mit Bällen in unterschiedlicher Größe, die auf einem großen Feld in ein Tor getrieben werden sollen. Dabei ist Kontakt mit Schnauze, Pfote oder Körper erlaubt. Die Hundehalterin unterstützt mit positiven Rufen, Handzeichen und Anweisungen.

Treibball ist nicht für jeden Hund geeignet. Der Hund muss immerhin einen Gymnastikball mit bis zu 85 Zentimetern bewegen können. Daher werden weder der kleine Jack Russell noch der zierliche Whippet hier erfolgreich sein. Ideal ist Treibball für Hütehunde wie den Australian Shepherd oder den Border Collie. Gerade diese Rassen neigen bei fehlender artgerechter Auslastung zu schweren Problemen.

Mantrailing

Beim Mantrailing wird vorwiegend der Geruchssinn des Hunds trainiert. Ziel ist es, dass der Hund eine vermeintlich vermisste Person findet. Fährtenhunde verfolgen mit tiefer Nase eine auf dem Boden anhaftende Spur. Dazu ist weicher Boden nötig.

Mantrailer arbeiten dagegen mit schwebenden Geruchspartikeln und mit hoher, halbhoher oder tiefer Nase. Der Geruch kann dabei quasi überall anhaften, also auch an Mauern oder Kleidung. Darum können Mantrailer auch in Gebäuden eingesetzt werden.

Zum Mantrailing eignen sich grundsätzlich alle Hunde, die Spaß an Nasenarbeit haben. Der Hund sollte gesund und ausdauernd sein. Ein Mantrail dauert oft Stunden und der Hund muss während der gesamten Zeit konzentriert und aktiv sein.

Fährtensuche

Bei der Fährtensuche wird die Fährte mithilfe von Belohnungen gelegt. Der Hund arbeitet selbstständig, wie bereits beim Mantrailing beschrieben. Zur Fährtensuche eignen sich alle Hunde, die gerne mit der Nase arbeiten. Die Fährte ist auch für kleine und zarte Hunde geeignet.

Dogdancing

Dogdancing ist noch relativ jung und ist nichts anderes als Tanzen mit dem Partner Hund. Voraussetzungen dafür sind Liebe zur Musik und Freude an der Bewegung. Die Mischung aus Agility, Obedience und Tricks ist für jeden Hund geeignet und sorgt für eine tolle Mensch-Hund-Bindung.

Trickarbeit

Bei der Trickarbeit geht es darum, gemeinsam mit dem Hund Tricks zu erlernen. Ein besonders beliebter Trick ist „Peng". Dabei lässt sich der Hund beim Kommando zur Seite fallen und stellt sich tot. Die Tricks werden schrittweise und mit Hilfe von positiver Verstärkung erlernt. Die Trickarbeit fördert:

  • Koordination und Geschicklichkeit
  • körperliche und mentale Auslastung
  • das Selbstbewusstsein
  • die Beziehung zwischen Mensch und Hund

Wie kann ich meinen Hund sonst geistig fordern?

All diese Trainingsprogramme gehören zur Hohen Schule der geistigen Auslastung für Hunde. Sie werden üblicherweise vereinsmäßig in großem Stil ausgeübt und kosten Geld. Damit ist das nicht jedermanns Sache. Nicht jeder Hund ist unter fremden Hunden und Menschen glücklich und motiviert.

Sie können mit vielen ganz einfachen Mitteln Ihren Hund optimal beschäftigen, fordern und fördern. Dazu brauchen Sie nicht viel. Treibball können Sie im eigenen Garten mit verschiedenen Bällen einfach nachstellen. Auch Fährten können zwischen Obstbäumen und Rosensträuchern Spaß machen. Sie brauchen ganz einfach ein wenig Fantasie und schon gibt es Mittel und Wege.

Für ein wenig Abwechslung sorgen Intelligenzspielzeuge. Der Handel bietet dazu eine ganze Menge völlig unterschiedlicher Varianten an, weitere Infos dazu finden Sie hier. Sie funktionieren auf dem Prinzip Arbeit und Belohnung. Das Spiel wird mit Leckerchen gefüllt. Der Hund muss dann Schubladen öffnen, Hütchen umdrehen oder Ähnliches. Die Belohnung erfolgt sofort, indem er seinen Hundekeks findet.

Einfache Spielzeuge, die Hunde vom Kopf her auslasten

Eine ganz einfache und hervorragende Methode für Nasenfans ist der Schnüffelteppich. Dazu kann ein sehr hochfloriger, ein geknüpfter oder eben eigens gestalteter Teppich verwendet werden. Leckerchen werden darauf versteckt und der Hund soll diese auf Kommando finden. Ein Teppich ist rasch zur Hand und macht jede Menge Spaß.

Auch wir und unsere Hunde lieben den Schnüffelteppich. Es ist eine ganz einfache Möglichkeit, den Hund perfekt zu beschäftigen. Er ist nicht nur für Regentage geeignet, sondern auch im Garten beliebt. Dazu ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Hunde an die Aufgabe herangehen und reagieren, wenn mal etwas nicht auf Anhieb gelingt.

Wir verwenden dazu einen speziellen Schnüffelteppich. Außerdem haben wir noch einen Badvorleger von Primark, der große Schlaufen hat und sehr weich ist. Er war sehr preisgünstig und eignet sich ebenso gut wie der andere Teppich. Beide halten viel aus und sind waschbar.

Mit DIY Spielzeug die Kopfarbeit fördern

Auch leere PET-Flaschen können Sie mit ein paar Handgriffen in ein Intelligenzspielzeug verwandeln. Bohren Sie seitlich je ein Loch und schieben Sie einen Stab durch. Die Flasche sollte sich locker auf dem Stab drehen können. Nun füllen Sie Leckerchen in die Flasche und halten die Öffnung nach oben.

Nun halten Sie den Stab fest und lassen Sie Ihren Hund versuchen, an die Leckerchen zu kommen. Sie können das Ganze noch professioneller gestalten, indem Sie ein Gestell basteln, auf dem Sie den Stab fixieren können. Sie können dabei in der Höhe oder auch mit der Flaschengröße variieren, um stets neue Herausforderungen zu schaffen.

Eine ganz tolle und auch praktische Möglichkeit der Beschäftigung ist aufzuräumen. Geben Sie den einzelnen Spielzeugen des Hunds eindeutige Namen und lassen Sie den Hund apportieren. Beginnen Sie mit einem Spielzeug.

Klappt das gut, kommt das Zweite zum Einsatz. Sobald das funktioniert, gehen Sie eine Stufe weiter und lassen den Hund das Spielzeug in eine Kiste räumen. So schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe und haben auch noch Spaß dabei.

Abschließende Tipps zum Denksport

Für die artgerechte Haltung sind körperliche und geistige Auslastung wichtig. Wie Sie sehen, gibt es unzählige Möglichkeiten, Ihr Tier geistig auszulasten. Sie können in einer Gemeinschaft trainieren. Oder Sie haben alleine mit Ihrem Hund Spaß.

Wenn wir uns an den natürlichen Anlagen und Vorlieben unserer Hunde orientieren, bereichern Sie das Leben. Auch Charakter und angezüchtete Eigenschaften Ihres Vierbeiners sollten Sie berücksichtigen. Damit werden Sie die geeignete Beschäftigungen finden und beide zufrieden sein.

Rätselspiele, Nasenarbeit oder Tricktraining bieten viele Möglichkeiten, Ihren Vierbeiner geistig fit zu halten. Schlussendlich ist ein glücklicher und ausgelasteter Hund ein ausgeglichener Begleiter. Deshalb möchte ich Ihnen Mut machen, die individuellen Bedürfnisse Ihres Hunds zu fördern. Es lohnt sich für beide Seiten.

Weitere Ideen, um Hund geistig auszulasten

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