Wie Jack Kornfield Ajahn Chah verrät

 "Nimm das Gute von dem, was dein Lehrer anbietet." (Ajahn Chah)
Über die Kommentarfunktion meines letzten Beitrages wurde ich gefragt, was ich vom Vipassana-Lehrer Jack Kornfield halte. Ich gebe zu, mich bisher nicht weiter mit ihm beschäftigt, aber irgendwie im Hintergrund einen sympathischen Eindruck behalten zu haben, wann immer er mir unterkam. Das hat sich nun geändert.   Laut seiner Website besitzt Kornfield einen Doktortitel in klinischer Psychologie, was ihm ein hinreichendes Auskommen bescheren dürfte. Er vergisst auch nicht seine Zeit beim hoch angesehenen thailändischen Waldklostermönch Ajahn Chah (1918-1992; dessen Wiki-Eintrag ist wohl von Ajahn Sumedho verfasst) zu erwähnen. Über diesen publizierte Kornfield ein Interview, das uns einen guten Einblick in Ajahn Chahs Erkenntnistiefe gibt. Obwohl er die Mönchsdisziplin und ihre zahrleichen Regeln verteidigt, weist er immer wieder darauf hin, worum es tatsächlich geht und wo unsere Erwartungen in die Irre führen: 
"Sie kommen - wie ihr - aus dem Westen und bitten, dass ich sie etwas lehre, als ob ihnen das weiterhelfen könnte ... Buddha erlangte Erleuchtung durch sich selbst, er hatte keinen Lehrer. Er tat es selbst. In dieser Hinsicht sind wir alle wie Buddha. Niemand kann diese Arbeit für uns tun. (...) Wir alle müssen uns selber erleuchten." (S. 20)
"Der Kern der Mönchsdisziplin ist die Betrachtung der eigenen Absicht, das Untersuchen des eigenen Geistes. Seid weise. Unterscheidet nicht." (S. 18)
"Du entwickelst deine Weisheit nicht, indem du andere beobachtest." (S. 13; man täusche sich also auch nicht beim Lesen dieses Blogs ...) 
"In Wirklichkeit gibt es weder atta noch anatta." (S. 15) 
"Sammlung (samatha) und Weisheit (vipassana) arbeiten Hand in Hand." (S. 10)
"Selbst Frieden muss als vergänglich angesehen werden. (...) Gib alles auf, selbst den Frieden." (S. 16)
"Hui-nengs Weisheit ist sehr tief. (...) Wenn du Nicht-Anhaften übst, wirst du sie schließlich verstehen." (S. 10)
"Wenn du weise bist, wirst du nicht an konzentrierten Geisteszuständen hängen bleiben. Es ist damit genauso wie mit dem Wunsch, lange zu sitzen. Das ist gut zur Übung. Aber in Wirklichkeit ist die Übung unabhängig von jeder Körperhaltung. Es ist eine Frage der unmittelbaren Betrachtung des Geistes. Das ist Weisheit."
Obwohl Ajahn Chah riet: "Wenn du nach den nächsten fünf Löffeln satt wärest, hör auf (zu essen)", starb er, unnötig lange, an den Folgen seiner Diabetes. Seinen Rat gegen Müdigkeit habe ich jedoch schon mit Freuden und zum Gelächter einiger Kinder befolgt: "Gehe rückwärts. Die Furcht, gegen Dinge zu stoßen, wird dich wachhalten."
Nun zurück zu Kornfield. Auf seiner Website finden sich überraschenderweise etliche kostenpflichtige Audio-Dateien zum Download, deren Inhalt sich vornehmlich an Anfänger richtet und die üblichen Themen behandelt. Und das, obwohl Kornfield allein durch den Verkauf seiner Bücher (er spricht von über einer Million Auflage) zum Millionär geworden sein müsste. Nur wenige Texte von ihm hingegen sind frei einsehbar, etwa in seinem Blog, und sie strotzen nur so von buddhistischem Friedefreude-Eierkuchen-Duktus, wie man ihn kennt. Kornfields Schreibertalent ist unverkennbar, seine Uneinsichtigkeit jedoch auch. Einmal schreibt er von einer Nonne, die sich von metastasierendem Krebs durch Kräuter und einjährige Heilmeditation "geheilt" hätte, ein anderes Mal wirbt er für eine Burma-Reise mit "Partner Asia", die für einen neuntägigen Fahrradexkurs eine Spende von 10.000 USD erwarten und für den "bike trip" selbst 1.600 USD in Rechnung stellen, mit dem Hinweis, andere Anbieter würden dafür 5.000 USD verlangen. (Ich garantiere hiermit, dass man für weniger als 1.000 USD mehr als 9 Tage lang durch Myanmar radeln kann.) Über die geschickte Reisefinanzierung von Mönchen und buddhistischen Lehrern könnte ich noch mehr schreiben. Als ich Kornfield auf einem Foto im Profil sah, musste ich an Jerry Seinfeld denken, der wenigstens aus seiner Kohle (die er u.a. in einen antiken Fuhrpark investierte) keinen Hehl macht, trotzdem einen einfachen Kaffee genießen kann und sich fragt, worum es eigentlich noch geht, wenn man ausgesorgt hat. Darüber kann ich wenigstens lachen.
Ein Retreat mit Kornfield und anderen kostet ca. 100 USD am Tag - ohne Verpflegung und Unterkunft. Würde man also einen Monat mit diesen Spezies verbringen wollen, würde das einen durchschnittlichen Zweimonatslohn auffressen.Vom Waldkloster übrig bleiben ein paar Phrasen und Einsichten, die jedermann zitieren könnte, der ein bisschen rhetorisches Geschick besitzt, und für die keiner bezahlen muss, weil man vom Original hinreichend kostenlos im Netz findet.


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