Weshalb gut gemeinte Ratschläge oft unangebracht sind

Jede Mutter und jeder Vater weiß wovon ich spreche. Ratschläge von Freunden, von der Familie oder auch gern mal von Fremden.
„Ich glaube es hat Hunger!“, erklärte mir meine Schwiegermutter, als sie ihr Enkelkind mir aus dem Arm riss und das Baby daraufhin anfing zu schreien.
„Das ist ein Schreihals – das Kind kommt nach dir. Du hast früher auch so gebrüllt.“, gab mir mein Vater als interessante Anekdote mit auf den Weg, als wir nach einem langen Besuch und mit wenig Schlaf für das Baby, endlich die Heimreise angetreten sind.

Ganz typisch für die ältere Generation sind Sprüche wie: „Das Kind muss schreien. Das ist gut für die Lunge!“ oder aber: „Wenn du sofort zum Baby gehst wenn es schreit, wird es sich das merken und du verziehst es nur!“.

Aha.

Viele Köche verderben den Brei. Deshalb bin ich glücklich, die vielen Ratschläge von Freunden und Verwandten, mittlerweile einfach links liegen lassen zu können. Ich höre auf mein Bauchgefühl und nehme so die Bedürfnisse meines Kindes wesentlich besser wahr.
Denn seien wir doch mal ehrlich… Wer kennt das eigene Kind schon besser als die Mutter? Ich würde behaupten, in den allermeisten Fällen, niemand.

Wie aber mit all den gut gemeinten Ratschlägen umgehen, wenn man gerade einfach kein dickes Fell besitzt, die Hormone auf und ab fahren oder der Druck gegen die eigene Person einfach zu groß wird?

Wie unterscheidet man zwischen „guten“ und „schlechten“ Ratschlägen?

Und was kann man tun, um sich nicht zu verunsichern zu lassen?

All das habe ich mich anfänglich auch fragen müssen. Ich musste zu dem Entschluss kommen, dass es nicht immer einfach ist, seine Linie zu finden und seinen Weg zu gehen.
Gerade als frisch gebackene Mutter oder als frisch gebackener Vater hat man natürlich noch keine Erfahrung und lässt sich leichter beeinflussen als Eltern die schon mehrere Kinder haben.

Der wichtigste Tipp in meinen Augen ist:

Google Verbot!
Bei Fragen oder Ängsten lieber direkt die Hebamme oder den Kinderarzt zur Rate ziehen. In den meisten Fällen wissen die nämlich besser Bescheid.
Google hilft euch leider nur geringfügig. Denn Google stellt keine Diagnosen. Google verunsichert und lässt einen meist noch mehr Ängste bekommen. Genauso ist es mit diversen Erziehungsratgebern.
Auch hier gilt: Zu viele Köche verderben den Brei. Jeder Autor hat eine individuelle Sicht auf die Dinge und bemängelt nicht selten, andere Ansichten.
Hört auf euren Bauch. Lest nicht zu viel und schaut auf eurer Kind. Es zeigt euch genau was es braucht.

Tipp 2:

Ohren zu und durch!
Ja, auch das ist wichtig. Gerade bei meinen Omas und Opas ist dieser Tipp ein Segen.
Soweit es geht, gebe ich das zu hören was sie hören wollen.
„Ja, dass Kind schläft in seinem eigenen Bett. Ja, ich lasse das Kind auch mal schreien. Ja, du hast recht. Es ist alt genug für Beikost.“
So habe ich meine Ruhe, denn es kommt schließlich keiner kontrollieren, ob das Kind auch wirklich in seinem Bett schläft, ob ich das Kind wirklich schreien lassen oder ob ich wirklich schon Beikost gebe. Nur leider haben sie bis zum nächsten Besuch die Hälfte schon wieder vergessen und die Fragerei geht von vorn los.

Tipp 3:

Höflich aber direkt!
Ich stehe im Supermarkt an der Kasse. Das Kind sitzt im Ring Sling und ich lege die Ware auf das Kassenband. Plötzlich höre ich Getuschel hinter mir.
„Siehst du das? Das arme Kind. Das ist doch so schlecht für die Hüfte.“
Ich drehe mich zu der eigentlich ganz nett aussehenden Dame und lächle.
Stille.
Auf einmal tippt mir jemand auf dem Arm. „Fräulein. Das was sie da veranstalten ist aber nicht gut. Das Kind fühlt sich doch gar nicht wohl in so einem neumodischen Tuch.“
Aha. Daher wehte der Wind also.
„Da habe sie recht. Was meinen sie was ich mit dem Kind alles mache, damit es da rein geht. Da hilft nur ein ordentlicher Schlag. Schläge haben doch noch keinem geschadet. Oder, was meinen Sie?“
Wieder Stille. Die Frau schaute mich schockiert an.
Das die Antwort nun nicht gerade das war, was sich die Frau hinter mir gewünscht hatte, war mir bewusst.

Liebe Frau, doch, mein Kind fühlt sich wohl. Und dieses „neumodische Ding“, ist gar nicht so neumodisch wie Sie vielleicht denken. Eigentlich ist es älter als sie. Die Menschen, lange vor Ihrer Zeit, haben auch schon so ihre Kinder getragen.“

Die Frau schaute mich verdutzt an, aber sagte keinen Ton. Als ich bezahlte, drehte ich mich nochmals zu ihr um, lächelte und wünschte ihr einen schönen Tag.

Tipp 4:

Besuchsverbot!
Auch das ist leider nicht immer unumgänglich. Das Besuchsverbot. Die quirlige Tante meines Freundes hat es mittlerweile geschafft, dass Sie Besuchsverbot bei uns zu Hause bekommen hat. Immer und immer wieder tat sie Dinge, die wir als Eltern einfach nicht befürworten konnten.
Mittlerweile bleibt die Tür zu wenn wir sie sehen.
Auch wenn das nicht die feine Art ist, es bleibt uns viel Ärger erspart. Mit dem bisschen schlechtem Gewissen können wir  gut leben.

Habt ihr weiter Tipps, wie man mit lästigen Kommentaren und Ratschlägen umgeht? Dann hinterlasst mir einen Kommentar.


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