Werden die Ohren aus der Leinwand ragen?

Dies ist die sechste gemeinsame Diskussionsrunde der Konföderation unabhängiger Star Wars Blogs (KUB), die sich aus gegebenem Anlass mit dem Thema „Star Wars in 3D“ befasst. Der gegebne Anlass ist, dass Episode I in rund 10 Monaten weltweit in einer dreidimensionalen Fassung in die Kinos kommen wird. Also los:

Als ich Kind war – also irgendwann Anfang der 80er Jahre fühlte sich der österreichische Rundfunk für ca. 2-3 Wochen bemüßigt, einen 3D Schwerpunkt auszurufen, was bedeutete, dass er in diesem Zeitraum rund ein Dutzend Filme und Sendungen in 3D ausstrahlte. 3D umfasste damals mehr oder weniger schwarz-weiß, ergänzt um rote und grüne Schlieren am Kanten und Ecken. Dementsprechend wurden den Tageszeitungen Pappbrillen mit einem roten und einem grünen „Brillenglas“ beigelegt und abends hockte dann ganz Österreich mit diesem Accessoire auf der Nase vor dem Fernseher und „genoss“ 3D. Wobei ich zugeben muss, dass mich damals der Effekt durchaus beeindruckte.

Später gab es dann immer wieder Versuche, 3D salonfähig zu machen (man denke z.B an „Jaws 3D“), doch durchgesetzt hat sich das nicht wirklich…

Meinen nächsten intensiveren Kontakt mit der dritten Dimension hatte ich im Sommer 2007, als wird das Gardaland besuchten. Für all, die damit jetzt nichts anfangen können, das Gardaland ist ein Vergnügungspark am Gardasee (daher vermutlich auch der Name). In diesem gibt es mehrere 3D Kinos. Auch für diese braucht man Brillen, wenn auch nicht mehr rot-grüne und gezeigt werden auch keine wirklichen Spielfilme, sondern eher „Demonstrationen“ für 3D Filme. In einem davon fährt man scheinbar endlos mit einer „Hochschaubahn“ bis fast in die Wolken, um anschließend kilometerweit, fast senkrecht in die Tiefe zu stürzen. Während man dies tut fallen Baumstämme auf einen hinunter und irgendwann tauchen riesige Sägeblätter auf, die einem auf Kopfhöhe entgegenrasen. Und ich schwöre, im ganzen Kino gab es damals niemanden, der nicht laut gebrüllt hat und den Kopf einzog, als dies geschah.

In einem anderen Film fährt man mit einer Art U-Boot in eine Stadt auf dem Meeresgrund, trifft dort auf allerlei Fische, die um einen herumschwimmen, wird von einer riesigen Moräne gejagt und kämpft schließlich mit einem Roboter, der einem alle möglichen Gegenstände entgegenschleudert.

Alles in allem sehr beeindruckend! Damals dachte ich mir, dass „echte“ Filme, die solche Effekte enthalten die Zukunft des Kinos seien.

Seitdem habe ich einige dieser „echten“ 3D Filme gesehen, von einem in jeder Hinsicht endtäuschenden „Avatar“ über ein kaum besseres „Tron: Legacy“ bis zu Animationsfilmen wie „Ice Age 3″ oder „Toy Story 3″, ja ich habe mir sogar „Kampf der Titanen“ angesehen, um einen Eindruck zu gewinnen, wie der 3D  Effekt ist, wenn ein 2D Film nachträglich konvertiert wird.

Und ich muss sagen, dass der einzige Film, der in Bezug auf den Eindruck, dass sich die Ereignisse „vor“ der Leinwand abspielen noch einigermaßen an jene Filme im Gardaland herankommt „Resident Evil: Afterlife“ ist. Da rasen (speziell am Beginn) Gewehrkugeln, Schwerter, abgetrennte Körperteile und explodierende Köpfe auf einen zu, dass man sich unwillkürlich duckt.

Von Kritikern werden solche Szenen häufig als „3D Gimmcks“ abgetan – Szenen, die nur da sind um den dreidimensionale Effekt zu betonen. Das stimmt natürlich, aber auf der anderen Seite sind es ja auch 3D Filme, nicht wahr, und solche Effekte sind es, die sie von ihren zweidimensionalen Kollegen unterscheiden.

Doch kommen wir nach dieser kurzen Einleitung nun zu Star Wars. Und die Einleitung hat durchaus seine Berechtigung, dann die Frage ist, werden die sechs Filme solche „3D Gimmicks“ enthalten, wird Vaders Lichtwert über die Köpfe der Zuschauer hinwegsausen, werden die Trümmer des explodierenden Todessterns  in den Kinosaal fliegen und werden Yodas Ohren aus der Leinwand ragen?

Ich denke, dass die sechs Episoden eine Reihe von Szenen enthalten, die besonders 3D tauglich sind: da wäre z.B. das Podrennen in TPM, die Schlacht über Coruscant am Beginn von Episode III, der Trench-Run am Ende von ANH oder die Jagd auf den Speederbikes in ROTJ.

Und was wird Lucasfilm aus diesen „Perlen“ machen?

Nun, nach dem was man in den letzten Tagen von ILM und ihrem „Konvertierungspartner“ Prime Focus gehört hat, wird die Übertragung in die dritte Dimension eine sanfte sein. Lt. dem Verantwortlichem John Knoll geht es weniger darum, Dinge vor die Leinwand zu bringen, als vielmehr eine räumliche Tiefe in den einzelnen Bildern zu erzeugen und es wird auch keine zusätzlichen Szenen geben, die speziell für die (oder wegen der) 3D Fassung ergänzt werden.

Also keine Lichtschwerter im Saal und keine aus der Leinwand ragenden Ohren! Sorry Leute, aber so sieht es nunmal aus.

Werde ich mir den Film (und seine 5 Nachfolger) trotzdem ansehen? Ohne jede Frage und das sicher nicht nur einmal! Ich tue dies nicht weil die Filme in 3D konvertiert wurden, wobei ich der festen Überzeugung bin, dass diese Übertragung absolut perfekt sein wird. ILM ist nach wie vor das Maß aller Dinge in Bezug auf SFX, Knoll ein absoluter Vollprofi und nicht zuletzt steht noch der große GL hinter dem Projekt, der sich sicher nicht mit einer drittklassigen Konvertierung wie bei „Kampf der Titanen“ zufrieden geben wird (die übrigens auch von Prime Focus durchgeführt wurde).

Für mich geht es aber weniger darum SW in 3D zu sehen, sondern es dort zu erleben, wo die Filme hingehören, nämlich auf die große Leinwand. Nächstes Jahr werden es schon 7 Jahre, dass ich den letzten SW Film in Kino gesehen habe (wenn man den CW Film nicht mitzählt), 13 Jahre seit TPM und 15 seit der OT und ich habe das starke Gefühl, dass es für lange Zeit des letzte Mal sein wird, dass die Star Wars Filme in die Kinos kommen. Und daher möchte ich es besonders genießen.

Und es gibt noch einen weiteren, ganz persönlichen Grund: ich werde mir die Filme mit meinen beiden Kindern ansehen und auch wenn es anders ist, als damals bei mir, als ich die OT im Kino sah (denn natürlich kennen sie die Filme schon), so hoffe ich doch, dass es dadurch irgendwie so sein wird wie Anfang der 80er Jahre, als ich in ihrem Alter war und mit großen, ungläubigen Augen auf das starrte, was sich vor mir auf der Leinwand entfaltete. Auch wenn ich die starke Befürchtung habe, dass 2017 wenn ROTJ in 3D in die Kinos kommt, mein älterer Sohn den Film wohl eher mit einem Mädchen knutschend genießen wird, als neben seinem alten Herren…

Für mich liegt der Reiz von SW in 3D weniger im 3D selbst, sondern darin, die Filme wieder einmal (und wohl ein letztes Mal) im Kino zu sehen.


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