Werben ohne Verben

Werben ohne Verben

Inhaltslosigkeit.

Derzeit muss man mit Einwortsätzen vorlieb nehmen. Überall springen sie einen an. An jedem Masten ein Gesicht mit solchen "Sätzen" darunter. Gerechtigkeit. Respekt. Toleranz. Vielfalt. Arbeitsplätze. Chancen. Bildung. Wirtschaft. Mehr selten. Verben kommen so gut wie gar nicht vor. Das ist nur konsequent. Denn das bedeutete ja, der etwaige Kandidat stellte in Aussicht etwas zu tun. Aber gerade das soll doch vermieden werden. Es läuft doch gerade so gut in der marktkonformen Demokratie. Soll doch der Markt etwas tun. Nicht die, die Posten einnehmen wollen. Die haben genug mit sich, ihrem Image und ihrer Karriere zu tun. Inhaltliche Positionen gibt es jedenfalls dort, wo man mit einem Wort alles sagen will, keine mehr.

Naiv könnte man meinen, dass man im Wahlkampf viele Verben benötigte, weil das eine Zeit sei, in der viel in Aussicht gestellt wird, was anzupacken, was zu tun sei. Mit Hauptwörtern alleine kommt man nicht aus, wenn doch Taten sprechen sollten. Sie lassen keinen Handlungsspielraum, stehen nur als isolierter Klotz im Raum. Nicht mal im Satzbau. Den gibt es ja nicht.
Arbeitsplätze. als Einwortsatz drückt lediglich aus: Arbeitsplätze. Und was ist damit zu tun? Ja, was soll gemeint sein? Der Arbeitsplatz in einer Waffenfabrik etwa? Oder der unterbezahlte Job bei McDonalds? Plätze für Akademiker? Und falls ja, was ist mit ihnen? Sind sie gut oder schlecht, will man sie verbessern oder "liberalisieren"? Was gedenkt der, der sein Gesicht neben Arbeitsplätze. abgedruckt hat damit zu tun? Er unterschlägt seinen Tatendrang bezüglich irgendwelcher Arbeitsplätze einfach. Er ruft etwas in den Raum, ohne etwas in Aussicht zu stellen.
Wenn die hessischen Christdemokraten mit Solide Finanzen. werben, dann haben sie zwar sogar zwei Worte bemüht, das Verb haben sie dennoch vergessen. Meinen sie jene soliden Finanzen ihrer Partei, die sie in schwarzen Koffern verwalten? Oder sind es die soliden Finanzen, die sie in Bund und Land den Kommunen auferlegen? Die soliden Finanzen, die sich Hartz IV-Empfängern in den Geldbeutel stecken?
Das Verb scheint auf Wahlplakaten in jeder Hinsicht entbehrlich zu sein. Für Sie aktiv. ist ferner vielerorts zu lesen. Da erzählt jemand von seiner Aktivität, ohne auch nur ein Wörtchen auf das, was er tut, zu verschwenden. Dass er aktiv ist, ersetzt die Tätigkeit. Das Adjektiv suggeriert, dass da jemand über das, was er tun möchte, spricht, ohne tatsächlich davon gesprochen zu haben.
Das als Satz isolierte Substantiv ist die Attrappe eines Versprechens ohne Tatendrang. Man verschlagwortet Themenfelder und erzeugt die Auffassung, jetzt, da man das Thema benannt hat, würde auch etwas geschehen, würde etwas getan. Aber Verben wie verbessern, ausbauen, erhöhen, erweitern oder einschränken kommen nur in Ausnahmen zur Sprache. Die Plakate derer, die sich einen politischen Posten angeln wollen, sind so abgebrüht, dass sie sich gar nicht erst in die Bredouille bringen lassen, von Taten zu berichten, die sie vermutlich niemals in Angriff nehmen wollen. Das Weiter so! des Systems kann sich nicht am unkontrollierten Tatendrang aufhalten.

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