Wer ist hier feige?!

Palästina im Laufe der Zeit

Eigentlich war es meine Absicht das Prinzip von Ursache und Wirkung zu erläutern, anhand des Beispiels Palästina – Israel, doch dann bin ich auf einen Artikel in der taz gestoßen, welcher mich doch sehr erstaunte. Wobei… Erstaunt hat es mich nicht wirklich. “Linke Israelkritiker tarnen ihren Antisemitismus – Feiger Hass“, so der Titel. Schon die ersten Zeilen zeigten wieder einmal den erbärmlichen Versuch Judentum und Israel auf eine Ebene zu stellen.

Herr Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden (ZdJ), verkündet auf eine eindringliche Art und Weise, dass es sich bei den Gaza-Hilfsaktivisten aus der Linken doch eindeutig um Antisemiten handele.

Im Gegensatz zum unverblümten Antisemitismus von Rechtextremisten und Neonazis pochen diese selbst ernannten Kämpfer für Menschenrechte auf ihr “legitimes” Recht, Israel zu kritisieren, und tarnen ihren Antisemitismus, indem sie sich als Kämpfer für Fortschritt und Gerechtigkeit gerieren.

Der Vorwurf wundert mich nicht. Vielmehr wundert es mich, dass es so lange gedauert hat. Normalerweise passiert dies noch gleich am ersten Tag. Diesmal aber nicht. Weshalb? Man weiß es nicht. Aber vielleicht ist das mittlerweile veraltete Ereignis in den meisten Köpfen derart verschwommen, dass die Brutalität und das Verbrechen, welches weltweit auf Empörung stieß und Israel ins Schwitzen brachte, den meisten gar nicht mehr so präsent ist. Dementsprechend ist es auch einfacher wieder den Zeigefinger gegenüber den Anderen zu erheben. Herr Kramer, ich bitte sie. Das ist lächerlich! Jeder weiß, oder sollte wissen, die Verurteilung Israels ist allerhöchstens eine Verurteilung der dahinterstehenden Zionistenbewegung. Eine Gleichstellung von Staat Israel und Judentum ist in keinster Weise möglich. Genauso wie ich niemals die Politik Ägyptens mit dem Islam gleichstellen könnte. Die Religionen lehren Werte, welche die meisten Regierenden auf der Welt schon längst über Bord geworfen haben, einschließlich Israel.

Das Schöne ist. Wenn jemand nicht weiter weiß, dann versucht er auszuweichen, indem er auf Andere verweist, die angeblich Ursache für das ‘eigene’ Verhalten sind. So auch Herr Kramer:

Ein kleiner Hinweis: Heute verfügt die vom Iran mit syrischer Hilfe aufgerüstete libanesische Hisbollah bereits über 40.000 auf Israel gerichtete Raketen.

Ich frage Sie, Herr Kramer, wie viele Raketen hat Israel auf Libanon gerichtet? Auf Palästina, Syrien, Iran und etliche andere Ziele auf der Welt? Ich bin kein Freund von Waffen. Aber wenn wir hier schon anfangen mit Zahlen herumzuwerfen, dann bitte auch richtig. Mir selbst sind die Zahlen nicht bekannt. Aber eines dürfte wohl sicher sein. Die Gelder, die in die Waffenindustrie fließen, um Israel zu bewaffnen, dürften wohl weit über die Gelder hinausreichen, die man für Westjordanland und Gaza zusammen als Entwicklungshilfe spendet.

Glaubt man dem Medienbild, so ist Israel allein verantwortlich für die Perspektivlosigkeit und die Armut in der palästinensischen Bevölkerung. Wo sind aber die zig Milliarden von Dollar und Euro geblieben, die als Unterstützung und zum Aufbau von sozialen und wirtschaftlichen Strukturen aus Europa, Amerika und einigen arabischen Staaten ins Westjordanland und den Gazastreifen gingen?

Eine gute Frage. Allerdings stellt sich auch die Frage, was getan werden soll, wenn die Gelder ankommen, jedoch Beton, Holz und etliche andere Rohstoffe, die zum Wiederaufbau benötigt werden, nicht hereingelassen werden? Wie sollen die Menschen überhaupt etwas wiederaufbauen, wenn kurz darauf wieder ein paar Soldaten Bulldozer auf dem Sandkasten spielen?! Wo sollen die Palästinenser überhaupt noch in Zukunft bauen, wenn israelische Siedler expandieren und Land wegnehmen? Übrigens ist hier eine sehr starke Parallele zum Deutschen Reich im Zweiten Weltkrieg zu erkennen. Die gängige ‘Entschuldigung’ für die gewaltsame Expansion war schon damals die Behauptung, man hätte nicht genug Lebensraum.

Herr Kramer, diese Augenwischerei zieht nicht. Vielleicht bei Menschen, die sie mit ihren allzu oft verwendeten Begriffen wie Islamist, Dschihadist oder ähnlichem versuchen auf ihre Seite zu ziehen, doch nicht bei Menschen, die ein Verständnis für Menschenrechte haben und erst recht nicht denen, die sich mit der Nahost-Geschichte geschichtlich auseinandergesetzt haben.

“Liebt ein Mensch den Frieden, wird er nicht zum Feigling” (Sprichwort der Igbo’ / Afrika)


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