Wenn es Verrückten besser geht

Schon lange ist es her, seitdem ich einen “normalen” Eintrag geschrieben habe. Das liegt einfach daran, dass einfach nichts Erwähnenswertes passiert ist, worüber ich berichten hätte können und irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich jetzt nur die ganze Zeit Sims Dinge von mir gebe … Das muss doch tierisch langweilen, nehme ich einmal an (zugegeben: ich habe schon neue Sachen auf Lager, die ich zum Download anbieten will – das kommt aber nächstes Mal wieder).

Aber Leute: mir geht es gut. So richtig gut. Ich nehme jetzt seit einigen Wochen Antidepressiva, weil ich ja schon seit vielen Jahren mit Depressionen zu kämpfen habe und das für mich Unglaubliche ist: sie helfen tatsächlich. Ich hatte immer Angst, dass mich die Einnahme von solchen Medikamenten total verändern würde. Dass ich noch müder werde, noch gereizter, charakterlich anders oder dass ich an Selbstmord denke – das sind immerhin alles Nebenwirkungen, die auch in etlichen Beipackzetteln beschrieben werden. Deswegen habe ich mich nie zu einem Arzt getraut oder mir anderweitig Hilfe gesucht habe. So ziemlich am Anfang des Jahres habe ich mir dann doch welche gefunden und bin bei einer sehr lieben Gesprächstherapeutin gelandet. Ich merkte, dass es mir wirklich gut tut, mit jemanden zu reden, der wirklich versucht mich zu verstehen – etwas zu erklären ist mir wirklich schwer gefallen, weswegen mich die meisten gar nicht verstanden haben. Anfangs hat es mir sogar wirklich geholfen, ich habe wirklich gemerkt, dass es mir von Woche zu Woche gut getan hat, eine Stunde mit jemand “Professionellen” zu reden aber nach einem halben Jahr wöchentlicher Therapie merkte ich, dass ein Stillstand eingetreten ist. Bin ich zur Therapie gegangen, hat sich bei mir nichts mehr verändert, habe ich einmal eine Woche ausgelassen, dann hat sie mir furchtbar gefehlt …

So ist es dann dazu gekommen, dass ich mir eine Neurologin gesucht habe (besser gesagt habe ich einen Tipp von einer lieben Freundin bekommen), die auch eine psychiatrische Ausbildung hat und so bin ich dann bei einer lieben Ärztin gelandet. Sie hat mich von oben bis unten ausgefragt und ich habe alles versucht wahrheitsgetreu zu beantworten. Am Ende der Ordination hat sie mir dann tatsächlich ein Medikament verschrieben, das ich nun seit etwa vier Wochen nehme und ich merke: es hilft. Meine Laune ist merklich besser geworden, ich bin nicht mehr traurig und ich fühle mich wirklich gut. Ich kann wirklich und ehrlich sagen: Ich bin glücklich. Klar löscht es nicht meine Probleme aus der Welt, aber wenn es mir hilft, dass meine Grundstimmung deutlich besser ist, so gehe ich auch mit meiner Vergangenheit besser um und das tue ich tatsächlich.

Auch in diesem Medikament (es heißt Cipralex) sind eine Menge Nebenwirkungen dabei. Anfangs ist mir in der ersten Woche jeden Tag ein bisschen übel gewesen und am Wochenende habe ich sogar erhöhte Temperatur gehabt, aber seither ist sonst nichts gewesen. Das einzige Blöde: ich habe wieder zugenommen und wiege jetzt sogar mehr als am Anfang, als ich mit dem Abnehmen begonnen habe. Blöde Geschichte, aber ich glaube, das bekomme ich dann auch wieder hin. Ansonsten ist es wirklich sehr gut verträglich und ich soll es auf jeden Fall bis zum nächsten Termin im Dezember weiter so einnehmen, wie ich es bisher einnehmen sollte. Ich bin damit wirklich zufrieden und bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.

Der Grund, warum ich darüber berichte ist der: man findet im Internet kaum Erfahrungswerte, weil sich glaube ich einfach niemand traut, über dieses Thema zu schreiben. Dabei wäre es sogar für mich von großer Bedeutung gewesen, wenn es Blogger gäbe, die darüber schreiben, denn auch ich habe wochenlang gegoogelt, ob es jemand gibt, der darüber schreibt. Klar, es schreiben eine Menge Depressive über ihr Leben, aber kaum einer traut sich zu schreiben: “Ich war bei einem Arzt, der mir Antidepressiva verschrieben hat.” – kann ich aber auch verstehen, weil man oft noch von Menschen schief angeschaut wird, wenn man sagt, dass man bei einem Nervenarzt gewesen ist. Ihr wisst schon, der schiefe Blick und so … Ich bereue diesen Schritt jedoch nicht und weil ich selbst merke, wie gut es mir damit geht, wollte ich davon unbedingt einmal berichten. Mit der Hoffnung, dass vielleicht auch andere depressive Menschen sich trauen, endlich einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.


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