Wenn das Ü fehlt, gibts Chicken Frikassee

Neulich hat er mich gepackt, dieser seltsame Drang, ein ganz bestimmtes Essen zu kochen. Als Backwahn ist er ein alter Bekannter, der wöchentlich hereinschneit und nie selber Kuchen mitbringt. Diesmal verfolgte mich tagelang das Bedürfnis, Hühnerfrikassee zu kochen. Vielleicht lag es daran, dass ich nur kurze Zeit zuvor nichts zu Essen mit auf der Arbeit hatte und mich dann unglücklicherweise von einem nach Mehl schmeckenden Hühnerfrikassee aus dem Kühlregal abgespeist hatte. Es war ganz und gar nicht schön und hinterließ in mir diese unbefriedigte Gefühl, das man nach so einem enttäuschenden Fertigfutter dann wohl verdienterweise hat. Da war es wohl eine Frage der Ehre, es besser zu machen. Wer weiß.

Hühnerfrikassee

Chicken Frikassee? Manchmal können Anglizismen ruhig zuhause bleiben, mag sich jetzt wohl so manch einer denken. Heut gibt es Chicken Frikassee nicht, weil ich so sehr auf möchtegern-modern klingende Bezeichnungen stehe, sondern weil ich es gern hübsch hab, aber kein Ü zu haben war. Ich liebe meine endlosen Schriftarten, mit denen ich meine Bilder gestalte und sammel sie wie andere Schuhe. Allerings sind Umlaute sind für Ducatus, Appleberry und Co. allerdings Fremdworte. Die Alternative zu Chicken Frikassee wäre Huehnerfrikassee gewesen. Optisch keine Schönheit, fand ich. So wurde aus Hühnerfrikassee ausnahmsweise Chicken Frikassee.

Was passt besser zu Hühnerfrikassee als Reis? Ich habe meist nur recht klebrigen Reis aus dem Asialaden meines Vertrauens zuhause, weil ich Reis eigentlich nur für asiatische Rezepte verwende. Zum Glück habe ich vor einiger Zeit von Reishunger ihr Kennenlern-Paket zugeschickt bekommen. Über das kleine Probierpaket habe ich mich als Exil-Bremerin besonders gefreut, da Reishunger ein junges Unternehmen aus meiner Heimatstadt ist. Für das Hühnerfrikassee musste ich mich zwischen Basmati-, Jasmin- und Naturreis entscheiden. Gar nicht so einfach, ich habe diese herausfordernde Aufgabe gerade noch gemeistert. Der Naturreis ist es geworden und siehe da: es war eine hervorragende Entscheidung. Der Naturreis ist richtig schön kernig und hat ein klasse nussiges Aroma, er passte perfekt zu meinem Hühnerfrikassee. Davon würde ich glatt noch ein paar Päckchen nehmen, denn meins ist natürlich längst aufgefuttert. Die anderen Päckchen übrigens auch.

Reishunger Naturreis

Von Hühnerfrikassee kann man super gleich eine ganze Menge herstellen, essen bis man umfällt und den Rest einfach einfrieren. Für ein schönes Hühnerfrikassee nehme ich am liebsten ein Suppenhuhn oder einfach zwei bis drei Hähnchenschenkel, eine Handvoll frischer Champignons, etwas Spargel und schon kann es rund gehen. Ein bisschen Zeit muss man allerdings schon einplanen, denn Hühnerfrikassee fällt nicht in die Kategorie Fast Food. Wenn man sich nicht stressen möchte, beginnt man am besten schon einen Tag vorher, das Huhn zu kochen. Da Mr. J. noch in Bremen weilt, koche ich in meiner Kölner WG-Küche größtenteils für mich allein. Statt einem ganzen Huhn habe ich für mein Hühnerfrikassee vorsichtshalber zwei Hähnchenschenkel genommen. Eine gute Idee, denn ich habe ganze drei Tage mittags und abends davon gegessen und immer noch zwei Portionen eingefroren. Wer mag, kann natürlich noch Erbsen mit zum Hühnerfrikassee geben. Einfach ein oder zwei Handvoll TK-Erbsen mit hinein werfen. Ich habe keine mit dabei weil ich manchmal verpeilter bin als ich zugeben möchte und die kleinen grünen Gemüsekugeln beim Einkauf schlichtweg vergessen habe. Ob sie auf meinem Einkaufszettel standen, bleibt mein Geheimnis.

Hühnerfrikassee

Das brauchts für 6-8 Portionen Hühnerfrikassee

Huhn und Hühnerbrühe

2 Hähnchenschenkel
kaltes Wasser
1 Packung Suppengrün
3-4 Pfefferkörner
2-3 Lorbeerblätter
eine Prise Salz

Frikassee

75 g Butter
6-8 EL Mehl
Hühnerbrühe (entsteht beim Kochen der Schenkel)
200 ml Milch
3-4 EL Kapern
1 Handvoll braune Champignons
5-6 Stangen grüner Spargel
2 TL Worchestersoße
Saft von 1 Zitrone
Pfeffer
Muskat

So wird’s gemacht

  1. Die Hähnchenschenkel werden gewaschen und in den größten Topf gelegt, den die Küche hergibt. Jetzt kommt mindestens so viel kaltes Wasser darauf, dass die Beinchen komplett bedeckt sind. Das Suppengrün darf natürlich auch nicht fehlen, also wird es geschält, in grobe Stück geschnitten und mit ins kalte Wasser geworfen. Nun noch die Lorbeerblätter, Pfefferkörner und das Salz hinzugeben und schon kann es losgehen.
  2. Die Hähnchenschenkel sollten jetzt für etwa zwei bis drei Stunden auf niedriger Stufe vor sich hin köcheln, so dass das Wasser genügen Zeit hat, zu einer kräftigen Brühe zu werden und das Fleisch quasi von selbst von den Knochen fällt. Die Einlage wird durch ein Sieb abgegossen und die Brühe natürlich aufgefangen. Achtet darauf, dass ihr ein Gefäß mit der passenden Größe unterstellt.
  3. Da das Fleisch jetzt noch viel zu heiß ist, um es von den Knochen zu pulen, kann man es gut über Nacht auskühlen lassen und die Brühe in den Kühlschrank verfrachten.
  4. Mit neuer Frische geht es dann an das Frikassee. Dazu wird das Fleisch endlich von den Knochen gelöst und in mundgerechte Stücke geschnitten. Der Spargel macht sich in 3-4 Zentimeter langen Stäbchen hervorragend und die Champignons werden – je nach Größe – geviertelt oder in hübsche Scheibchen geschnitten.
  5. Nun geht es ans Eingemachte und zwar an die Mehlschwitze. Dafür nehmt ihr euren sauberen Suppentopf und zerlasst auf niedriger Stufe die Butter. Jetzt wird das Mehl darüber gesiebt und mit dem Schneebesen eingerührt, so dass sich beides gut miteinander verbindet und sich keine Klümpchen bilden.
  6. Nun kommt die Hühnerbrühe wieder aus dem Kühlschrank und mindestens die Hälfte direkt in den Topf. Dabei muss recht zügig gearbeitet werden, denn das Mehl dickt mit der Flüssigkeit sofort an. Von daher: Sobald die Brühe in den Topf kommt, ist Rühren angesagt. Jetzt kann Brühe hinzu gegeben werden, bis die gewünschte Menge und Konsistenz fast erreicht ist. Schließlich muss ja auch noch die Milch mit hinein. Wenn das Frikassee zu dünnflüssig wird, siebe ich meist noch etwas Mehl hinein und koche alles noch einmal auf.
  7. Jetzt geht es ans Würzen: Die Zitrone wird ausgepresst und der Saft zum Frikassee gegeben. Am besten nicht alles auf einmal, sondern nach und nach und zwischendurch abschmecken. Die Worchestersoße und die Kapern kommen ebenfalls mit in die helle Soße. Jetzt noch Pfeffer und ein Hauch frisch geriebenen Muskat dazu, und das Wer ist vollbracht.
  8. Ohne die Einlage ist ein Frikassee natürlich kein Frikassee. Daher wandern jetzt Spargel, Champignons und das Hühnerfleisch mit in den Topf. Umrühren und für etwa 10-15 Minuten ziehen lassen, und schon kann der erste Löffel genossen werden.

Hühnerfrikassee

Besser schmeckt das Frikassee natürlich, nachdem es noch eine Nacht über seine Existenz philosophieren durfte – dann ist es so richtig schön durchgezogen und die ganzen Geschmäcker haben sich voll entfaltet. Jetzt noch frisch gekochten Reis dazu und ab in den Frikasseehimmel!


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