Weltbester Freund

Getroffen haben sie sich vor etwa einem Jahr in der Krippe und anfangs war das gegenseitige Interesse nicht sonderlich gross, obschon sie Nachbarn sind und sich vom Balkon aus zuwinken können. Dann, eines sonnigen Tages, langweilte sich der eine der beiden und so fing er an, im Garten lauthals den Namen des anderen zu rufen. Der eine, das ist der Nachbarjunge, der andere, das ist das Prinzchen. Zuerst verstand das Prinzchen nicht so rechts weshalb er plötzlich so gefragt war. Irgendwann aber überquerte er auf seinem Spielzeugtraktor die Strasse, um herauszufinden, wer da immer nach ihm rief.

Er fuhr und kehrte sehr lange nicht mehr zurück. Und als er dann endlich wieder zurückfuhr, kam der Nachbarjunge auf seinem Traktor hinterher. Dann kurvten sie zu zweit um unser Haus. Zufällig stiess der Zoowärter dazu und weil der Nachbarjunge altersmässig genau zwischen den zwei Brüdern liegt, wurden sie nicht Konkurrenten, sondern ein unzertrennliches Dreiergespann.

Seither sind sie mal drüben, mal bei uns, aber bei jeder Gelegenheit zusammen. Drüben bekommen sie immer Saft – behauptet zumindest der Zoowärter – bei uns schlürfen sie Limonade mit drei Trinkhalmen aus einer Flasche. Sie liegen kichernd auf dem Fussboden und erzählen einander skurrile Geschichten in einem unglaublich charmanten Gemisch aus Schweizer- und Hochdeutsch mit ein paar griechischen Zwischenrufen. Da prägt dann der Zoowärter schon mal Sätze wie diesen: “Das Pferd ist böse und das Pferd hat den Schneck vertrampt.” Sie ergaunern sich Süssigkeiten und weil dies mal hier mal dort geschieht, hat keiner mehr den Überblick, wie viel sie in sich hineingestopft haben.

Schwierig wird es erst, wenn sie mal nicht beisammen sein können. Wehe mir, wenn ich ausnahmsweise nein sage, weil ich das Prinzchen mal wieder aus der Nähe sehen möchte. Dann setzt er sich trotzig auf die Vortreppe des Nachbarhauses und wartet, bis er hereingerufen wird, wogegen ich nichts unternehmen kann, weil ich nicht als die kaltherzige Rabenmutter dastehen will, die den Kindern den Spass verdirbt. Noch schwieriger wird es abends, wenn ich finde, dass es jetzt Zeit zum Schlafen sei. Widerwillig machen sich unsere zwei Jüngsten auf, ihren Freund nach Hause zu begleiten. Vor dem Haus dann hundert Umarmungen – zuerst das Prinzchen, dann der Zoowärter, dann alle drei, dann wieder der Zoowärter und noch einmal das Prinzchen und wieder alle drei. Dann wieder alle drei zu uns nach Hause, denn wo sie ihn doch so nett begleitet haben, will der Nachbarjunge sich revanchieren. Dann wieder Umarmungen, zurückbegleiten, winken, noch eine letzte Runde ums Haus, wieder umarmen, noch einmal begleiten – ein nahezu endloses Freundschaftsritual, bei dem wir Erwachsenen mit glänzenden Augen daneben stehen und nur zaghaft dazwischen funken, weil es doch so herzerwärmend ist, den Dreien zuzuschauen.

Nun hat mir heute die Mama des weltbesten Freundes erzählt, dass sie am Donnerstag für zwei Wochen in die Ferien fahren. Da werde ich wohl in den kommenden Tagen besonders wachsam sein müssen, sonst schmuggeln sich der Zoowärter und das Prinzchen heimlich ins Gepäck ihres Freundes und dann können wir sie in Griechenland suchen gehen.

Weltbester Freund



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