Wege – äussere und innere

Eine meditative Plauderei

Wege – äussere und innere

Es gibt viele Wege hier in Auroville, Fusswege, cycle paths, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind. Einige führen an zentrale Orte, so dass man die staubigen Pisten und Strassen mit ihrem lästigen Verkehr meiden kann. Andere führen ins Nirgendwo. Nach vielleicht einer Viertelstunde Weg bist du gezwungen umzukehren, weil er immer schmaler geworden ist und sich schliesslich im Dickicht verliert. Oder du stehst unvermittelt vor einem neu erstellten Zaun, weil die Besitzverhältnisse geändert haben und der Weg sein Daseinsrecht verloren hat und langsam verödet, wie ein Flusslauf, dem das Wasser entzogen wird.

Man müsste wie die Zugvögel ein Navigationssystem haben, damit man sich nicht verliert in diesem grünen Ozean ohne Landmarken. Man müsste sich mit den Bäumen anfreunden, mit jedem einzelnen von ihnen, so dass man sein Ziel findet, indem man von Freund zu Freund weitergereicht wird. Oder man müsste den Gleichmut finden, jedes Ziel, das uns auf dem Weg entgegenkommt, als das richtige anzuerkennen. Und keine Sehnsucht, keine Angst dieser Welt würde daran etwas ändern. Nie mehr würden wir unser Ziel verfehlen – weil es keine Nebenwege mehr gibt, weil wir in Bezug auf unsere Ziele nicht mehr wählerisch sind – weil wir angekommen sind.

Auch unsere inneren Wege sind auf keiner Landkarte verzeichnet. Es gibt keinen Atlas der inneren Welten. Unsere Geistes- und Seelenlandschaft ist weitgehend unerforscht, uns unbekannt. Mehr träumend denn wach wandern wir Tag für Tag durch innere Täler, erklimmen Gipfel, stehen vor Abgründen – oder wir treten an Ort und Stelle. Kein Führer sagt uns, wo es lang geht, kein Gott kann uns weisen. Nur wenige haben diese Kosmos erforscht und kartografiert. Ganze Kontinente liegen im Dunkeln, verborgen vor unserem wachen Blick. Wir sind getrieben von Kräften, die wir kaum kennen. Ängste, Wünsche, Hoffnungen lenken uns, als wären wir die Puppen eines Marionettenspielers, der im Verborgenen und gegen unsere Absicht die Fäden zieht, so dass wir im Leben groteske Bewegungen vollführen, die uns rätselhaft sind. Wir tun, was wir nicht wollen, meiden, was wir uns wünschen, und verzweifeln, wenn uns das Glück mal an der Hand nimmt.

Wie die Seefahrer müssten wir navigieren können, damit wir uns nicht verlieren in diesem Weltall in und drinnen. Wir müssten uns mit den Sternen anfreunden, mit jedem einzelnen von ihnen, so dass wir mehr und mehr Mensch werden können, indem wir von Stern zu Stern weitergereicht werden. Oder wir müssten die Gelassenheit finden, jedes Hindernis, das uns auf dem Weg entgegenkommt, als das uns gemässe anzuerkennen. Und keine Sehnsucht, keine Angst dieser Welt würde etwas daran ändern. Nie mehr würden wir hadern mit unserem Schicksal – weil es genau das ist, was wir zu unserem Fortkommen brauchen, weil es kein anderes gibt – weil es vollbracht ist.

Ein wunderbares Gefühl, dort angekommen zu sein, wo man ist! Nicht mehr fortzustreben Nicht mehr seine Erfüllung in einer verheissungsvollen Zukunft zu suchen.

* * *

Ich wünsche euch alles Gute für das kommende Jahr, viel Freude und Gelassenheit auf euren Wegen.


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