Warum Fremdgehen gut sein kann

Im Blog des Theravada-Mönchs Sujato findet sich ein Plädoyer für die Ehe von Partnern gleichen Geschlechts. Dabei wird auf die Regel/das Gebot gegen sexuelles Fehlverhalten eingegangen. Wie üblich, wird es so interpretiert, dass Ehebruch untersagt sei. Im Einzelnen wird dem Mädchen und der jungen Frau Schutz durch Familienmitglieder zugesagt, so lange sie also unter der Obhut anderer stünde, sei sie gewissermaßen tabu. Sujato meint, was explizit über die Frau bzw. das Mädchen im Palikanon gesagt wird, könne auch für den Mann gelten. Und dann: "Homosexuality is not an issue", der Buddha habe nicht die Person, sondern die Tat beurteilt, und er habe stets auch das Mitempfinden für die Ausgegrenzten gezeigt, was sich also auf sexuelle Minderheiten beziehen ließe. Seltsamerweise sagt Sujato jedoch auch: "Rape, paedophilia, adultery: these and many other problems are clearly mentioned in the early texts, and the Buddha made it clear that he didn’t approve of them." Er nennt also Vergewaltigung, Pädophilie und Ehebruch in einem Atemzug und behauptet, Shakyamuni hätte sie klar abgelehnt. Die Textbeweise bleibt er schuldig.


Solche unwissenschaftlichen und ungeheuerlichen Aussagen dürfen nicht verwundern, kommen sie doch von jemandem, dem der Sex laut Ordenskodex untersagt ist. Eine "Philia", wie auch immer, bezeichnet eine Liebe (und nicht notwendigerweise Sexualität), so z.B. auch die Homophilie die Liebe Gleichgeschlechtlicher. Sie ist also das Gegenteil von Vergewaltigung. Letztere ist deshalb auch Bestandteil des Strafgesetzes, erstere nicht. Außerdem gab es in Indien schon vor langer Zeit Kinderehen, die erst im 20. Jahrhundert überwiegend abgeschafft wurden. Es ist also davon auszugehen, dass der Buddha, was unser heutiges Verständnis von Pädophilie angeht, keineswegs unserer Meinung war, da er sich nicht gegen die Kinderehen aussprach (denn dort ging das Mädchen ja von der Obhut der Familie in die des Ehemannes über, was laut Palikanon in Ordnung war). Auch wenn dieses Thema die meisten Menschen beunruhigt, der hier durchscheinende Opportunismus Sujatos könnte direkt aus einer feministischen Kampfschrift stammen, wäre da nicht - der Ehebruch.


Dass Homosexuelle in erster Linie für die Ehe kämpfen, wenn sie sich für ihre Gleichberechtigung stark machen, ist nicht zu erkennen. Und wenn, dann hat es damit zu tun, dass daraus finanzielle und andere Vorteile erwachsen können, die man sich nicht entgehen lassen will. Nicht zuletzt dürfte die Adoption von Kindern erleichtert werden. Was bei Sujato zwischen den Zeilen anklingt ist jedoch die Ehe als ideale Form der Partnerschaft auch Gleichgeschlechtlicher, und daran darf man zweifeln, wenn schon bei den Gegengeschlechtlichen in unseren Breitengraden etwa die Hälfte der Ehen scheitert.


In einem weiteren Blog, wo ich mich zu Sujatos Ansichten äußerte, versprach ich einen persönlichen Bericht eines Ehebruchs. In einer Umfrage unter 10.000 Menschen für den so genannten "Playboy-Report" (wissenschaftlich, trotz dieses Namens, und unter der Leitung von Prof. Habermehl) können wir lesen, dass ca. 50 % der Befragten sagen, das Fremdgehen ihres Partners habe ihrer Beziehung nicht geschadet (wobei noch ein beträchtlicher Teil dazukommt, der solches erst gar nicht erlebt hat). Eine Aussage, dass Ehebruch (oder "Beziehungsbruch") wirklich "Bruch" ist, lässt sich also sachlich gar nicht halten. Schon von daher muss man recht altbacken wirken, wenn man an jahrtausendealten Ratschlägen festhält.
Auf meiner letzten Asienreise begegnete ich einer Frau wieder, die ein kleines Geschäft für Touristen betreibt, mit T-Shirts, Taschen etc. Ich hatte sie das erste Mal gesehen, als sie ca. 19 war, bildschön, und wie sich nun herausstellte, damals bereits Mutter. Ihr Ehemann wurde mir ebenfalls vorgestellt. Im Lauf der Jahre bekam sie noch viele Kinder. Nun war sie Anfang 30, konnte etwas Englisch, redete sehr offen mit mir, und wie sich herausstellte, hatte ihr Ehemann eine Affäre in der Stadt, schlief meist auswärts, und sie war bereit, mit mir ein paar Tage zu verreisen. In der dörflichen Gegend, aus der sie kommt, wird schnell klar, ob die Gemeinschaft so etwas absegnet, und insbesondere die Frauen waren auf ihrer Seite: Der Ehemann war schuld, sie liebte ihn noch immer, aber sie wollte sich nun auch Freiheiten gönnen. Wir waren dann also eine gute Woche zusammen und reisten durchs Land. Man konnte den Mann nur um diese Frau beneiden, ich sah davor und danach, wie sie die Kinder versorgte (was zwischenzeitlich ihre Mutter übernommen hatte), sich ums Vieh kümmerte, dann noch ihren Shop managte. Kein böses Wort, unendliche Geduld, Bescheidenheit - im Grunde war diese Frau die Verkörperung buddhistischer Tugenden. 


Als wir zurückkamen, hatte die Polizei die Zufahrt in ihr Dorf aus Sicherheitsgründen für Autos abgeriegelt, so dass unser Taxi uns zurück zum Hotel brachte. Von dort rief sie ihren Mann an und bat, sie mit dem Motorrad nach Hause zu fahren. Als er kam, ging mir natürlich so einiges durch den Kopf. In den letzten Tagen hatte er sie immer häufiger angerufen und einmal ein sehr bewegendes Lied am Handy gesungen. Ohne es zu wörtlich zu verstehen, bekam ich das Gefühl, er wolle sie zurückhaben. Ich gab ihm also die Hand, er war überraschend kräftig und sah mich ernst an, und ich sagte so etwas wie "Thank you and good luck." Ein paar Monate später rief ich meine Bekannte an, hörte ihn im Hintergrund und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ja, sagte sie, er sei zu ihr zurückgekehrt.


Es ist eine einfache Geschichte, die mit allzu komplizierten Menschen nicht funktionieren dürfte. Und dennoch ein gutes Beispiel für Ehebruch ganz in der Nähe von Shakyamunis Lebensraum, der für die Frau das gewünschte Ergebnis zeitigte und mir eine schöne Zeit bescherte, ohne dass ein übler Nachgeschmack blieb. Im Bereich der Sexualität und Partnerschaft ist vieles nicht so schwarz-weiß, wie es Sujato zu glauben scheint, wenn er das, was der Shakyamuni gesagt haben soll, so stehen lässt, und dass, was er nicht sagte, nach Gutdünken interpretiert.


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