Warum Fiatgeld notwendig "Schuldgeld" sein muss: Ein Kredit kommt niemals allein - sondern immer im Doppelpack!


Wer (als Privatmann oder Organisation, also auch z. B. als Staat) im Fiatgeldsystem einen Kredit aufnimmt, der verschuldet sich in Wahrheit gleich "doppelt":


  1. Zum einen, das ist offensichtlich, verschuldet er sich mit der und durch die Aufnahme eines Geldkredits in der finanziellen Dimension ("Gelddimension"). Gläubiger ist ein konkreter Kreditgeber, also meist eine Bank. (Aber auch Versicherungen vergeben Kredite, wenn sie etwa staatliche oder private Anleihen ankaufen, und auf diese Weise kann auch jeder normale Bürger zum Kreditgeber werden.)
  2.  So gut wie unbekannt ist, dass ein Kreditnehmer sich auch in der realwirtschaftlichen Dimension (oder 'Güterdimension') verschuldet, sobald er mit dem geliehenen Geld 'einkaufen geht'. 'Gläubiger' ist in diesem Falle die gesamte Volkswirtschaft.
Somit haben es hier zwar nicht im üblichen Sinne des Zahlwortes mit 'zwei' Krediten zu tun; dennoch verschuldet sich ein Kreditnehmer (zwar erst mit dem Ausgeben des Geldes; aber das 'Einkaufen gehen' ist ja der Sinn einer Kreditaufnahme) in zweierlei Weise.
Vielleicht beschreibt man diesen für unser Alltagsverständnis ungewöhnlichen Zusammenhang am besten durch die Formulierung "EIN Kredit in ZWEI Dimensionen".

Den Sachverhalt als solchen habe ich hier schon des Öfteren beschrieben.

Z. B. in meinem Blott "Wider die monetären Jahrmarktschreier: Warum die Geldschöpfung aus dem Nichts KEIN Skandal und 'Kreditgeld' (im Prinzip) selbstverständlich gedeckt ist" vom 16.03.2016 wie folgt:

"Was geschieht ÖKONOMISCH (d. h.: das steht nirgends auf dem Papier, ist aber der tiefere SINN des Geschehens), wenn die Bank einen Kredit vergibt, und ich damit einkaufen gehe?

Dann bekomme ich eine "Erlaubnis" (einen "Gutschein") VOM MARKT (von "der Volkswirtschaft"), um mir einen GüterVORSCHUSS aus dem gemeinsamen Topf (dem Marktangebot) rausnehmen zu dürfen. Die Bank ist, ÖKONOMISCH gesehen, lediglich eine "vom Markt beauftragte" Einrichtung zur Ausstellung dieser "Gutscheine".Im gemeinsamen Topf (Markt) "fehlt" jetzt was: Ich habe eine Ware [steht hier zugleich für Dienstleistung] rausgenommen, ohne selbst dafür eine andere Ware reinzulegen. Ich habe also NICHT getauscht. Trotzdem ist das auf Dauer kein Zustand; am Ende muss es irgendwie dann doch zu einer Art von Tausch kommen. Wodurch gewährleistet unser Geldsystem das?
Nun: Ich muss den Kredit ja tilgen. Also muss ich, irgendwann, selber eine Ware am Markt anbieten. Dann bekomme ich (wg. Übersichtlichkeit lasse ich die Zinsen weg, die grundsätzlich aber auch kein Skandal sind) Geld dafür. Naiv könnte man sich das zwecks maximaler Anschaulichkeit so vorstellen: Mit meinem Warenverkauf löse ich den Geldschein wieder ein (hole ich ihn mir zurück), mit dem ich am Anfang bezahlt habe."

Abstrakter gesagt:
Dass auch das Einaufen mit geliehenem Geld (finanzwirtschaftlicher oder Geld-Kredit) seinerseits eine Kreditaufnahme (realwirtschaftlicher oder Güter-Kredit) darstellt, ergibt sich aus der Tauschlogik (auch) der geldbasierten Wirtschaft: Realwirtschaftlich oder 'endgültig' hat man eine Transaktion erst dann 'bezahlt', wenn man das Gut, das man 'dem Markt' ('der Volkswirtschaft') entnommen hat, wieder in den "Topf" zurückgelegt (und den Kredit zurückgezahlt) hat. Also erst nachdem man selber ein Gut am Markt angeboten und aus dessen Erlös den Geldkredit getilgt hat.
Würden wir das ach so böse "Schuldgeld" abschaffen und neues Geld in die Wirtschaft einführen, indem wir es dem Staat und/oder den Bürgern schenken, dann hätten wir dieselbe Geldform produziert, wie jeder Geldfälscher auch: WILLKÜRGELD!

Um das noch besser zu verstehen, ist der Begriff "Erstgeldempfänger" hilfreich (den ich ebenfalls schon häufig gebraucht habe).
Der Erstgeldempfänger drückt dem "Zweitgeldempfänger" ein materiell wertloses Stück Papier in die Hand und erhält dafür eine werthaltige Ware. Der Zweitgeldempfänger hat also "Substanz" geliefert, oder, anders gesagt, seine realwirtschaftliche Verbindlichkeit erfüllt (und ist folglich schuldenfrei). (Das 'wertlose' Papier tauscht er dann seinerseits beim Drittgeldempfänger gegen Güter ein usw. in der Kette, bis das Geld (das man als "Warenbezugsschein", "Gutschein" usw. sehen kann) am Ende durch Kredittilgung seitens des Erstgeldempfängers wieder bei der Ausgabebank landet (soweit es durch einen geldschöpfenden "Primärkredit" entstanden war) und damit vernichtet ist. 
(Beim "Sekundärkredit" beispielsweise einer Versicherung wird es durch den Rücklauf nicht vernichtet, sondern steht der Versicherung für eine neuerliche Kreditvergabe zur Verfügung. Auch bei der Bank ist die 'Vernichtung' des Geldes bedeutungslos, weil sie es jederzeit durch eine andere Kreditvergabe neu schöpfen kann.)
Wie ich oben gezeigt hatte, muss der Erstgeldempfänger bei der kreditären Geldschöpfung das am Beginn des 'Kreislaufs' entnommene Gut (bzw. ein Äquivalent; außerdem natürlich die Zinsen) am Ende in den 'Topf' zurücklegen, und das dafür erhaltene Geld bei seinem Kreditgeber abliefern.

Bekommt er das Geld jedoch am Anfang geschenkt (oder druckt er es sich, als Geldfälscher, gleich unbürokratisch selber), dann wird er daneben vielleicht auch etwas produzieren bzw. arbeiten und Güter oder Leistungen (etwa seine Arbeitsleistung) 'in den Topf legen'. Aber den Geldschein, den er dafür erhält, muss er nirgends wieder abliefern, weil er das 'Startkapital' ja für lau erhalten hatte. Sondern kann er sich mit demjenigen Geld, mit dem er beim "Schuldgeld" seinen Kredit tilgen müsste, erneut etwas kaufen.

Er nimmt also sozusagen ZWEI Güter raus, und legt nur EINS wieder hinein.
Dass ein solches System Inflation erzeugen muss, sollte auf der Hand liegen.

Auch das Kreditgeldsystem ist freilich nicht absolut gegen Infllation gefeit. 

Wenn es als ein verschleiertes Willkürgeldsystem betrieben wird kann es sogar zur Hyperinfllation führen.

So dürfte das in Deutschland 1914 - 1923 gewesen sein, als die Staatsausgaben für den Ersten Weltkrieg und später andere nicht aus dem Steueraufkommen finanzierbare Lasten (insbesondere 1923 wegen der Ruhrbesetzung) von der Notenbank durch Geldemission finanziert wurden.

Auch damals wurden diese Gelder dem Reich von der Reichsbank pro forma wohl als Kredite gegeben. De facto war aber natürlich an eine Rückzahlung nicht zu denken.
Das System war eine sog. "Ponzi-Finanzierung", bei der alte Schulden (plus neue noch dazu) aus immer neuen ("revolvierenden") und immer höheren Krediten finanziert wurde.

Nun gilt zwar für Staatsschulden selbst heute in den meisten Fällen, dass die (letztlich) niemals getilgt werden. Aber Volkswirtschaften sind, insbesondere in hochentwickelten Industrieländern, enorm elastisch. Die 'stecken was weg' - solange die Staatsfinanzierung nicht derart exzessiv mit der Notenpresse betrieben wird, wie das im Deutschland der beginnenden Weimarer Republik (und dann wieder im 2. Weltkrieg 1939 - 1945) der Fall war.

In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch erläutern, dass beim Staat das 'Zurücklegen in den Topf' etwas anders funktioniert als beim Bürger: Der Staat tilgt (im Prinzip) Kredite aus dem Steueraufkommen.

Auf der Mikro-Ebene kann man sich das extrem anschaulich so vorstellen, dass ein Finanzbeamter dem Bürger, der gerade etwas am Markt verkauft hatte und fröhlich mit dem Geldschein in der Tasche davongehen will, in den Weg tritt und ihm das Geld abnimmt. Dieses trägt er zur Bank und löst für den Staat ein Anleihepapier damit ein.
Abstrakt formuliert, schöpft der Staat durch die Besteuerung die überschüssige Kaufkraft wieder ab, die er als - kreditärer - Erstgeldempfänger in die Volkswirtschaft eingespeist hatte.


Wir sehen also (zumindest hoffe ich, dass meine Leserinnen und Leser das jetzt ebenfalls nachvollziehen können), dass nicht das "Schuldgeld" der Skandal ist. Skandalös ist im Gegenteil die Forderung, das Schuldgeld durch Willkürgeld zu ersetzen.


Solche Ideen werden auch dann nicht besser, wenn ein ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank (Thomas Mayer) sie ausbrütet und sein Willkürgeld mit dem Euphemismus "Aktivgeld" versieht. Oder wenn sie sich "Modern Monetary Theory" nennen und über den großen Teich zu uns (zurück-)geschwommen kommen.
Und auch nicht, wenn sie ein Hallenser Soziologieprofessor (mittlerweile Emeritus) vertritt, oder wenn gleich eine ganze Reihe prominenter Volkwirtschaftler die Schweizer Vollgeld-Initiative unterstützt, die das Geld mal eben munter drucken lassen will*.
Hier wird das sog. Vollgeld zutreffend (aber ohne nähere Begründung) als "Leergeld" bezeichnet; doch selbst der Schweizer Staat versteht anscheinend nicht, dass diese Form** von "Vollgeld" in Wahrheit Willkürgeld wäre und vom Ergebnis her eine Inflationssteuer: also mitnichten eine "Zusatzsteuer [nur] für Banken und Bankkunden"!


* Rechtlich soll die Einführung von Vollgeld in einer Volksabstimmung beschlossen werden, die voraussichtlich 2018 stattfinden wird. Dazu auf der Homepage der Vollgeldinitiative:
"Volksabstimmung in 2018 - road to vote
- Am 1.12.2015 wurde die Vollgeld-Initiative mit über 110.000 gültigen Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht.
- Jetzt tun wir alles, um den Erfolg in der Abstimmung vorzubereiten: Vorträge und Gespräche in Parteien, Vereinen und Verbänden, Regionalgruppen aufbauen, Medienarbeit, Strassenaktionen, etc. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Menschen frühzeitig Gedanken zur Vollgeld-Initiative machen.
- Nächste "offizielle" Schritte sind: Stellungnahme des Bundesrates (Ende 2016), des Nationalrates und des Ständerates (2017)
- In der heissen Phase drei Monate vor der Volksabstimmung kommt die Vollgeld-Initiative in die breite Öffentlichkeit.
- Die Volksabstimmung wird vermutlich 2018 stattfinden
."

** Nach meinem Dafürhalten muss Vollgeld keineswegs mit der Schöpfung von Willkürgeld einhergehen; die Zentralbank könnte m. E. das Geld auch dann kreditär schöpfen. 
Ich selbst würde dennoch nichts vom "Vollgeld", aber das will ich hier nicht weiter begründen. Denn der vorliegende Blott thematisiert die Geldschöpfung, nicht die Frage, aus welchen Mitteln oder unter welchen Regularien in einer Volkswirtschaft zweckmäßiger Weise Kredite finanziert bzw. ausgereicht werden sollten.
Textstand 25.12.2016

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