Warum de-mail die epost auch nicht rettet…

Zur CeBIT soll de-mail jetzt kommen, von GMX bzw. web.de und von der Telekom (T-Online). Die Deutsche Post ist mit ihrer elektronischen epost schon eine Weile dabei, obs ein Erfolg ist?

Umweltschonendes Postfahrad in London

Umweltschonendes Postfahrad in London (Foto: DHL)

Ich bilde mir ein, zu wissen, wovon ich schreibe. Ich bin – Blog-Leser wissen es – epost Kunde seit grauer Vorzeit.
Damals gabs eine echte e-mail Adresse (vorname . nachname @ epost.de) die mittels Code auf einer zugeschickten Postkarte verifiziert wurde. Das gleiche Verfahren hat web.de in seinen allerersten Tagen auch einmal getan, irgendwann wurde es ihnen zu teuer.

Diese epost, ich nenne sie mal epost 1.0 war damals eine geniale Idee: Ein Freemailer, der gegen Aufpreis ein paar Features mehr geboten hätte. Das haben die damals noch unabhängige web.de und GMX hinbekommen – sie gehören heute zu den führenden Free-Mail-Anbietern am deutschen Markt. Bei der “Post” stellte man das Angebot hingegen ein, weil man dort damals kein Geschäftsmodell erkennen konnte.

Eines Tages kam epost wieder. Ich habe mich gleich zu Beginn registriert, bin aufs “Postamt” (pardon Filiale der Postbank mit Postdienstleistungen) gepilgert, wurde milde belächelt und habe die Prozedur mit zig Passworten, TANs, Codes erfolgreich hinter mich gebracht. Nur wofür eigentlich?

Kaum hatte ich die Adresse, habe ich meinen Bekanntenkreis befragt, ob noch jemand so was hätte…
Der Erfolg war unglaublich: Seit Bestehen von epost habe ich EINE (1) einzige Mail bekommen! Und die war von einem, der das nur einmal ausprobieren wollte. Sonst kommen alle 1-2 Monate die Newsletter von epost, welche in den höchsten Tönen das System bejubeln.

Ein Pluspunkt:

Neue epost-Nachrichten werden mir (kostenlos) per SMS signalisiert! Nichts ist frustrierender als täglich zum Briefkasten zu gehen und nichts drin vorzufinden.

Selbst versendet habe ich 1-2 Mails, um es zu testen, davon eine die als Ausdruck beim normalen Briefempfänger ankommt, eine knuffige Idee. Geht es auch umgekehrt?
Post von Leuten ohne Computer empfangen zu können, sprich eine vereidigte Poststelle die solche Papierbriefe öffnet, einscannt und sie mir dann zuschickt? Technisch wäre das m.E. kein Problem – wenn man vereidigte Beamte mit der Öffnung beauftragen würde, sollte das auch juristisch möglich sein. (Was ist mit beschädigten Briefen oder solchen, die zur Empfängerermittlung geöffnet werden müssen? Na also.)

Kein Anschluß…

Wer an meine epost Adresse eine normale e-mail versendet, erhält wenige Minuten folgende automatische Antwort:

This message was created automatically by mail delivery software.

A message that you sent could not be delivered to one or more of its recipients. The following addresses failed:

SMTP error from remote server after RCPT command:
host epost.de[62.50.33.34]:
554 5.7.1 : Recipient address rejected: Bei der von Ihnen eingegebenen Adresse handelt es sich um keine E-Mail sondern um eine E-Postbrief Adresse, ein Service der Deutschen Post. Deshalb kann eine Uebermittlung der Nachricht als E-Mail nicht erfolgen. Sollten Sie noch keine E-Postbrief Adresse haben, registrieren Sie sich jetzt kostenlos unter http://epost.de, um auch im Internet verbindlich, vertraulich und verlaesslich kommunizieren zu koennen.

Das Kernproblem von epost & Co. bleibt:

- keine Möglichkeit auch “normale” e-mails aus dem offenen Internet unter dieser Adresse zu empfangen. Sicherheit hin oder her, wo ein Wille ist, wäre auch ein Weg.

- keine Möglichkeit, mit normalen e-mail Programmen (POP3/IMAP) arbeiten zu können. Wer es nicht nutzen will, muß es ja nicht. Authentifizierte Verfahren sind längst genormt. e-Post & Co. sind proprietär.

- epost-Briefe sind nicht rechtsverbindlich – es fehlt eine serienmäßige qualifizierte Signatur – ohne Wenn und Aber, sonst können wirs auch gleich lasen.

Die Krönung ist die Meldung, daß die Post auch an einem eigenen de-mail Angebot arbeitet, das sich von der epost unterscheiden könnte – damit gibt die Post (unfreiwillig) zu, daß ihr jetziges System “unvollständig” ist.

Und de-mail ?

Jetzt kommt de-mail von GMX, web.de und Telekom/T-Online und einem weiteren bislang nicht in Erscheinung getretenen Anbieter.

Wie man hört, fehlen dort auch die von mir oben genannten Grundbedingungen: Verbindung von klassischer e-mail mit neuer Mail im gleichen Postfach mit bewährter Technik.

Dann fehlt eine Ende zu Ende Verschlüsselung, unterwegs werden die Mails ausgepackt und wieder eingepackt, vermutlich die notwendige “staatliche Schnittstelle”, um bösen Buben über die Schulter schauen zu können. Was macht Vater Staat, wenn wirklich böse Buben eine gute Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzen?

Ein grundsätzliches Problem bleibt: Viele Menschen stehen Computern und Internet immer noch skeptisch bis ablehnende gegenüber oder sehen das höchstens als nette Spielerei.

Wenn aber eine rechtsverbindliche Nachricht nur noch per Computer erreichbar wird, kann es für viele Mitmenschen übel werden, denn diese gilt auch dann als “zugestellt”, auch wenn der Computer defekt oder der Internetanschluß gestört ist. Ein Papierbrief kann bei defektem Briefkasten notfalls noch unter der Haustür durchgeschoben oder persönlich ausgehändigt werden. Eine rechtsverbindliche Funktion “Ich bin bis zum soundsovielten nicht erreichbar” gibts meines Wissens bei epost & Co. nicht.

Und dann die Idee, daß das Versenden eines elektronisches Briefes Geld kosten soll. Das ist den meisten Leuten aus der “Internet = kostenlos” – Generation sehr schwer bis gar nicht zu vermiteln!

Und selbst wenn: Da müßten die Vorteile und der Service aber schon ultra gut sein. Und selbst dann dürfte eine e-mail maximal ein paar Cent aber keine 55 Cent und mehr kosten.

Auch de-mail rettet das alles nicht. Das ist alles viel zu kompliziert. Die Leute hätten sich eine bezahlbare und einfach zu nutzende Signatur gewünscht (selbst PGP ist vielen viel schon zu kompliziert) und die Leute hätten sich ein wirksamen Spam-Filter gewünscht, das “weiss”, ob eine Mail wirklich vom Absender stammt oder nicht. (Da gibt es längst kostenlose – kostengünstige Lösungen, die gar nicht schlecht sind)

Mal sehen, wie GMX das löst – als Verknüpfung mit einem bestehenden GMX-Account? Das könnte was werden. Telekom in Verbindung mit T-Online?

Und es muß mit POP3 oder wenigstens IMAP gehen. Irgendwelche Plug-Ins für Outlook mögen für Profis nett sein, aber nicht jeder hat Lust ein aktuelles Office für 200 Euro oder eher mehr zu kaufen. (Und nicht jeder mag Outlook, weil es noch Thunderbird und zig andere gute Mailprogramme gibt)

Tags: de-mail, e-mail, epost, GMX, Internet, Post, Signatur, web.de


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