Wahlkrampf oder das Gesetz der Serie

Man kann sich dem US-Wahlrummel ja kaum entziehen, obwohl sogar von unserer Regierung in den vergangenen Tagen ja so eine Art letztes Aufstöhnen zu hören war – mit der originellen Pointe, dass ausgerechnet die asoziale FDP die Abschaffung der asozialen Praxisgebühr durchgedrückt hat. Was tun diese gewissenlosen Neoliberalen nicht alles, um noch einmal über die 5-Prozent Hürde zu kommen. Aber denen wird nach der Wahl bestimmt wieder etwas einfallen, um Kranke, Alte und Arme zugunsten ihrer üblichen Besserverdiener-Klientel zu schröpfen. Dafür kommt die unsinnige Herdprämie, mit der die CSU eine vernünftige Kinderbetreuung für alle Kinder erfolgreich verhindern will.

Inwiefern die neue Lebensleistungsrente einen Beitrag gegen Altersarmut leisten soll, habe ich übrigens auch nicht kapiert: Eine Lebensleistung soll also ganze 10 bis 15 Euro monatlich mehr wert sein als die klägliche Grundsicherung?! Effektiver kann man den Leuten doch gar nicht reindrücken, dass es sich nicht mehr lohnt, Arbeiten zu gehen! Lebensleistung zum Niedriglohn ist halt keine. Da kann man auch zuhause bleiben und RTL glotzen.

Nicht alles, was aus den USA kommt ist schlecht.

Nicht alles, was aus den USA kommt ist schlecht: Die Fernsehserie Breaking Bad beispielsweise.

Wo wir gerade beim Glotzen sind: Ich muss zugeben, dass ich inzwischen einer zeitfressenden Leidenschaft verfallen bin – ich sehe mir neuerdings gern Fernsehserien an. Bevorzugt US-amerikanische. Aber ohne Werbeunterbrechung von Festplatte. Ich kann ja deshalb auch kein Privatfernsehen ansehen – ich gehöre zu diesen altmodischen Menschen, die einen Nervenzusammenbruch kriegen, wenn die Werbeunterbrechung kommt. Wenn ich mir etwas ansehen will, dann will ich mir das ansehen. Und nicht Werbung für irgendwas, das ich mir ohnehin nie kaufen werde. Und, ich muss zugeben, die Amis, die haben es voll drauf! Die machen zum Teil echt gute Serien – auf so etwas wartet man hierzulande vergeblich. Entweder gibt es Billigscheiß, mit denen die Primatensender die lästigen Pausen zwischen den Werbeblöcken füllen, oder die Öffentlich-Rechtlichen produzieren aus lauter Proporz- und Konsensgeklügel total verschwurbelten und deshalb ebenfalls ungenießbaren Serienmüll.

Auf arte kann man manchmal einen Eindruck davon bekommen, was an Serienproduktion so alles möglich ist, wenn man gute Leute mit genügend Geld ausstattet und sie dann machen lässt. Da läuft beispielsweise die Ausnahmeserie Breaking Bad – die Geschichte eines begabten, aber im bürgerlichen Leben bisher eher erfolglosen Chemie-Lehrers, der auf die schiefe Bahn gerät: Als bei Walter White Lungenkrebs diagnostiziert wird, beginnt er gemeinsam mit einem ehemaligen Schüler, der sich in Drogenkreisen auskennt, die Designerdroge Meth zu kochen. Weil sein Lehrergehalt für eine vernünftige Krankenversicherung nicht ausreicht, braucht er nicht nur jede Menge Geld für die teure Behandlung, die er privat bezahlen muss, er will auch seine Familie absichern, falls er stirbt. Und weil der Stoff unglaublich gut ist, brummt das Geschäft trotz Anlaufschwierigkeiten, so dass die Konkurrenz darauf aufmerksam wird – schon bald sind Walter und Jesse in einen Strudel aus Verbrechen und Gewalt verstrickt, aus dem sie nicht mehr heraus kommen. Die Serie verfolgt die Wandlung vom treu sorgenden Familienvater über mehrere Staffeln bis zum abgebrühten Drogenbaron, der vor keinem Mittel mehr zurück schreckt, seine Gegner zu erledigen und seine Partner bei der Stange zu halten. Extrem spannendes Lehrstück über bürgerliche Moral und die knallharten Gesetze des freien Marktes.

Nicht weniger spannend ist auch die Serie Homeland. Bemerkenswert an dieser Serie finde ich, dass hier (wie auch schon bei Breaking Bad, nur noch konsequenter) die Kategorien “gut” und “böse” bei den handelnden Personen nicht mehr funktionieren – der Vizepräsident der Vereinigten Staaten ist letztlich kein bisschen sympathischer als der Al-Qaida-Boss. Während der eine Drohnenangriffe befielt (und dann vertuscht), bei denen zig Schulkinder getötet werden, will der andere unter anderem seinen Sohn rächen, der bei einem solchen Angriff ums Leben gekommen ist. Und so trivial es ist, dass die US-Regierung ein Arschloch, nicht alle Moslems böse und CIA-Agenten auch ganz gut in Terror sind – Homeland ist trotzdem eine sehr komplexe Serie, die sich schon wegen der Details am Rande lohnt – etwa, wenn der nach acht Jahren Kriegsgefangenschaft heimgekehrte und jetzt als Kriegsheld von der Politik vereinnahmte Irak-Veteran seiner Frau klar machen will, wie absurd es ist, sich ausgerechnet auf einem von der Rüstungsindustrie gesponsertem Empfang für die Interessen der Kriegsversehrten zu engagieren.

An dieser Stelle noch ein Hinweis auf einen Artikel der World Socialist Web Site, der sich mit der gezielten Tötung mutmaßlicher Staatsfeinde durch US-amerikanische Drohnenangriffe beschäftigt: Obama institutionalisiert Hinrichtungen im Namen des Staates. Die Realität hat die Fiktion leider längst überholt.



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