Vorschlag für mehr Klarheit bei Sonderrufnummern (Update)

Die Verbraucher sind verwirrt: Vorwwhlen wie 013, 018, 019, 031, 032, 0700, 0800, 0900 – Wofür soll das alles gut sein? Und dann noch Rufnummern wie 115, 116, 118 ? Sind diese Nummern denn teuer?

Das neue Telekommunikationsgesetz ist immer noch nicht in Kraft. Schon im September 2010 hatte ich einen Vorschlag zur radikalen Vereinfachung der Sondernummern gemacht. Die Resonanz war gering und wenn dann eher von Nutzerseite, die Anbieter halten sich zurück. Inzwischen hat sich ein bischen was getan.

Analoge Telefonzelle der Deutschen Bundespost Telekom Quelle de.wikipedia.org

Analoge Telefonzelle der Deutschen Bundespost Telekom Quelle de.wikipedia.org

Hier meine aktualisierten Vorschläge zur radikalen Vereinfachung.

1. Bei Verbindungen vom Handy oder vom Festnetz zu allen Arten von “Sonderrufnummern” darf es preislich keine Unterschiede mehr geben.

2. Künftig darf es nur noch 3 Arten von nicht geografischen Rufnummern geben.

1.1. 0700 (0701) Persönliche und nichtgeografische Rufnummern

1.2. 0800 – Für den Anrufer kostenfrei erreichbar

1.3. 0900 (0901) – Mehrwertnummern mit erhöhten Kosten für den Anrufer

2. Alle anderen Sondervorwahlen entfallen (werden abgeschaltet) oder werden auf neue Vorwahlen verlegt.

2.1 Die Vorwahlen 013, 018, 019 werden gestrichen und komplett abgeschaltet.

2.2. Die Auskunftsnummern 118xx(x) werden nach 090x-118xxxx verlegt.

2.3. Soziale Nummern mit der Vorwahl 116xxx sollen nach 0800-116xxx verlegt werden.

2.4. die Behörden-Rufnummer 115 soll nach 0700-115xxxx, 0701-115xxxx oder 0800-115xxxx verlegt werden.

3. Die Einzelheiten

012 (innovative Dienste)

Die Vorwahl 012 (innovative Dienste) wurde bereits komplett abgeschaltet, denn innovativ war den den Diensten nichts. Neben Sprach und Faxmailboxen wurden vor allen Dingen versteckte Mehrwertdienste (hilflose überteurte Hotlines und Chatlines) geschaltet. Die Bundesnetzagentur hat die komplette Abschaltung der 012 durchgesetzt. Richtig so.

0137, 0138 MABEZ Ziele

MABEZ = MassenAnrufe zu Bestimmten Einzel Zielen

Gedacht waren diese Vorwahlen für Gewinnspiele von Radio oder Fernsehsendern mit extrem hohem Anrufaufkommen. Es wird heute überwiegend 0137 verwendet, es gibt aber auch noch Rufnummern unter der Vorwahl 0138, die aus historischen Gründen noch aktiv sind.

Die Erfahrung zeigt, daß unter 0137/0138 nahezu ausschließlich Mehrwertdienste erbracht werden, wobei der Rufnummerninhaber (oder ein Dritter) durch eingehende Anrufe auf dieser Nummer Einnahmen erzielt. Dafür existiert bereits die Vorwahl 0900 (0901) und es besteht somit kein Grund eine neue weitere kostbare Vorwahlen zu opfern.

Wo es um die schlichte Erreichbarkeit für Radio-,TV-Sender etc. geht, kann auch 0700 oder 0800 oder eine reguläre Ortsrufnummer verwendet werden.

018 (VPN und Shared Cost-Rufnummern)

0180 ist die Vorwahl für “geteilte” (shared) Kosten Dienste, doch geteilt wird da quasi nichts mehr. Einzig 01802 mit 6 Cent pro Anruf und 01804 mit 24 Cent pro Anruf wären noch ein fairer Deal, der aber im Mobilfunk bislang nicht gilt.

Die Lösung: Verlagerung nach 0700, 0800 oder 0900 und gut ist.

0181…0189 sind Vorwahlen für virtuelle private Netze, die eigene bundesweite Vorwahl für die Firma haben wollten. Erstaunlicherweise sind diese Vorwahlen fast unbemerkt aus allen Netzen freigeschaltet worden, aber bei Verbrauchern stiften sie nur Verwirrung, weil die Anrufpreise fast nicht erfahrbar sind. Deswegen Rückverlegung zu normalen Rufnummern im bundesweiten Festnetz oder unter der Gasse 0700 oder 0701. Dort ist genug Platz. Preislich sind nur Festnetz-Standardpreise zulässig. Fertig. Wer unbedingt Mehrwertdienste bieten will, soll 0900 verwenden.

Die Vorwahl 01888 (ehemaliges Regierungsnetz Informationsverbund Bonn – Berlin) wird nicht mehr verwendet, aber die Vorwahl ist noch erreichbar und die Hinweisansage wird sogar tarifiert! (z.B. von Vodafone CallYa für nur 71 Cent Taktung 60/60). Warum?

019

0191..0194 Diese Vorwahlen wurden bisher für die analoge Modem Einwahl (Internet by Call) genutzt. Die Nutzungszahlen sind rückläufig.

Sogenannte “Dialer” (zur erhöhten Abrechnung von Nutzungspreisen und Dienstleistungen) wurden von 019x bereits hinter die Vorwahl 09009 verschoben. Mit Öffnung der Vorwahl 0901 könnte die Modem-Einwahl auf 09019 gelegt werden, wobei bei der Erstweinahl entweder eine Internet-Web-Seite vorgeschaltet werden muß, wo die verlangten Tarife erkenntlich und nach dem Bestätigen mittels Button verbindlich sind oder ein Preislimit von 10 Cent von Minute und eine Verbindungsdauer von maximal einer Stunde vorgeschrieben wird, um unseriösen Anbietern einen wirksamen Riegel vorschieben zu können.

Die Vorwahlen 0198 und 0199 sind von normalen Telefonkunden nicht erreichbar und dienen nur netztechnischen Zwecken (Routing), brauchen also nicht deswegen angefasst werden.

Vorwahlen 02 – 09 – Ortsnetzrufnummern mit Vorwahl.

Alle Teilnehmer-Netzbereiber (sowhl im Fesntetz als auch im Mobilfunk) müssen völlig netzneutral und diskriminierungsfrei zu allen existierenden Festnetzrufnummern verbinden, egal, welche Dienstleistungen dahinter angeboten werden (z.B. Call-Throughdienste, Chat-Lines). Belastet so ein Dienst das Netz nachweislich zu stark, muß der betroffene Netzbetreiber dem Anbieter und allen potentiellen Nutzern der Rufnummer das rechtzeitig vorher mitteilen. Gemeinsam muß dann eine Lösung gefunden werden. Eine Sperrung bestimmter Rufnummern darf nur zeitweise (bis zur Beseitigung der Überlastprobleme) und nur nach Rücksprache und Genehmigung der Bundesnetzagentur und unter Ansage einer Ersatzrufnummer erfolgen. Sondertarifierungen sind nur nach Genehmigung durch die Bundesnetzagentur und durch Schaltung einer Tarifansage und rechtzeitige Veröffentlichung im Internet und im Amtsblatt der BNetzA zulässig.

Ausnahmen im Bereich 02xxx-09…

031 Netzbetreiber-Preselection-Test

Nach der Trennung von Call by Call bzw. Preselection im Orts und Fernbereich, wurden im Festnetz zwei kostenlose Prüfnummern geschaltet:

0310 sagt an, über welches Verbindungsnetz die Ferngespräche geführt werden.

0311 sagt an, über welches Verbindungsnetz die Orstgespräche geführt werden.

Diese Ansagen sind kostenfrei. Hier wäre eine Vorwahl wie 011 durchaus sinnvoller, wenn man
sie nicht nach 0800 legen will, weil diese Dienste kostenlos sind.

032 NTR (Nicht geografische Teilnehmer-Rufnummern)

Für VoIP und andere nicht ortsbezogene Rufnummern wurde die Vorwahl 032 willkürlich ausgewählt, da sie nach der Wiedervereinigung zufällig “frei” verfügbar war. Erst langsam hat sich durchgesetzt, daß 032-Rufnummern zum Festnetz-Preis oder als Bestandteil von Flatrates tarifiert werden, im Mobilfunk ist das noch nicht der Fall. Eine Verlegung der 032-Rufnummern nach 0700, 0701 wäre sinnvoll.

Vorwahl 0500 – Geplante Alternative zu MABEZ – hier bitte NICHT!

Hintergrund: Die Vorwahl 0500 wurde als Alternative zu 0137/0138 diskutiert.
Die Erfahrung zeigt, daß unter 0137/0138 nahezu ausschließlich Mehrwertdienste erbracht werden, wobei der Rufnummerninhaber (oder ein Dritter) durch eingehende Anrufe auf dieser Nummer Einnahmen erzielt. Dafür existiert bereits die Vorwahl 0900 und es besteht somit kein Grund eine neue weitere kostbare Vorwahl zu opfern.

Wo es um die schlichte Erreichbarkeit für Radio-,TV-Sender etc. geht, kann auch 070x oder 0800 verwendet werden.

0700, 0701 = Persönliche Rufnummern (NTR)

Diese Nummern sind nicht geografisch terminiert und sollen künftig maximal mit dem Preis einer regulären Festnetzverbindung (Fernzone) tarifiert werden. Bislang fristet die Vorwahl 0700 ein Schattendasein, wegen kaum verständlicher bis stark überhöhter Anruftarife zu 0700.

0700 – bleibt wie bisher

0701 – könnte die neue Vorwahl für ehemalige 018x und 032 Rufnummern werden. Anrufer bezahlen den normalen Festnetzpreis (maximal Tarifzone Fern), eine Auszahlung an den Angerufenen erfolgt NICHT.
Bei der Portierung sollten die Folgeziffern nach der bisherigen 018-Vorwahlen übernommen werden. (Das vereinfacht die Umstellung, Merkbarkeit von Nummern.)
Konkret: Viele Rufnummer könnten in einem Rutsch verschoben werden, aus 01805xxx würde dann 070105xxx aus 0181xxx würde dann 07011xxx aus 0185xxx würde 07015xxx, sofern die Inhaber nicht eine komplett neue Rufnummer oder Vorwahl auswählen.
Aus 032xxx würde automatisch 07012xxx werden.
Da 01802 ein besonderes Tarifierungsmodell darstellt (einmaliger Preis pro Anruf) würden diese Rufnummern künftig unter den Bereich 0901 fallen.

Wenn Anbieter eine Auszahlung benötigen, können sie auf die Vorwahlen 090x ausweichen.

0800 – Anrufe – sind für den Anrufer aus allen Netzen kostenlos.
Beim Interconnect-Regime ist darauf zu achten, daß die Verbindungen zu 0800 aus Mobilfunknetzen nicht unverhältnismäßig höher als aus Festnetzen berechnet werden.
Falls der Inhaber einer 0800 Rufnummer nicht aus allen Regionen oder Netzen erreichbar sein will, muß eine eindeutige Ansage diese Umstand ankündigen. Die Ansage eines kostenpflichtigen Ersatzzieles ist zulässig, eine für den Anrufer kostenpflichtige Weitervermittlung nicht.

0900 – Mehrwert-Rufnummern

Immer wieder wird gefordert, daß einfache “Mehrwert”Rufnummern notwendig seien, die

a) kostengünstig

und b) zu vor dem Anruf klar festgelegten Kosten

erreichbar sein sollen.

Dies kann durch zuästzliche Nutzung der Vorwahl 0901 und der Preisangabe über einer Folgeziffer der Fall sein.

0900 – bleibt unverändert

Neu: 09011 steht für einmalige Kosten pro Anruf (deswegen die Zahl 1), es folgt die Preisangabe in 10 Cent Schritten wie folgt:

0901-1-1 einmalig 10 Cent / Anruf

0901-1-9 einmalig 90 Cent/Anruf.

09012 steht für vorab festgelegte Kosten pro Verbindungsminute

z.B. 0901-2-1 würde dann 10 Cent / Minute kosten,


bis 0901-2-9 mit 90 Cent/Minute

Vor Aufbau der Verbindung wird die kostenlose Tarifansage beibehalten.

Dienste, die teurer als 90 Cent/Anruf oder pro Minute sein sollen, werden weiterhin unter 0900 realisiert.

Kunden, die sich vor unerwartet hohen Kosten schützen möchten, müssen von ihrem TNB kostenfreie Sperrfunktionen für die Vorwahlen 0900 und 0901, 0902 (und zwar einzeln nach Vorwahl) angeboten bekommen.

Die Vorwahlen 018x werden komplett abgeschafft, das beinhaltet auch VPN-Vorwahlen.

Der Gedanke der Shared-Cost-Rufnummern ist schon längst keine Realität mehr.
0180x Rufnummern sind aus dem Mobilfunk zu völlig ungerechtfertigten Kosten zu erreichen
Mit der Überführung auf 070x 0800 oder 090x wird diese Unterscheidung wegfallen.

01801 Rufnummern werden mit allen Folgeziffern nach 0701-01 verlagert.

01802 Rufnummern werden nach 09011 verlagert.
01804 Rufnummern werden nach 09012 verlagert.

01803, 01805 werden wahlweise nach 070103, 070105 (ohne Auszahlung) oder 0900, 0901 (mit Auszahlung) verlagert.

Die Einführung von 0181…0189 (VPN) hat zur schleichenden Nutzung als Mehrwertrufnummer geführt, deren Kosten nur schwer vorab zu ermitteln sind. Die Tarifierung erfolgt allein durch den VPN-Betreiber, es fehlen Preisansagen, eine Kontrolle durch die BNetzA bisher nicht spür- oder sichtbar.

Künftig können VPNs unter 070x realisert werden, dabei darf die Tarifierung den Preis für eine Fernverbindung im Fesnetz nicht überschreiten, auch nicht aus dem Mobilfunk. Eine Auszahlung von ankommenden Entgelten an den Anschlussinhaber ist unzulässig. Ist eine Auszahlung fuer den Anbieter erforderlich, steht 090x zur Verfuegung. Darüber ist es schon heute möglich, die VPNs großer Unternehmen über eine ortsgebundene lokale Einwahl (wo das Unternehmen eine Außenstelle hat) zu erreichen.

115 Behörden-Rufnummer 115

Unter der 115 war zu DDR-Zeiten die “schnelle medizinische Hilfe” erreichbar, heute ist teilweise bereits der neue Behördenservice erreichbar, wo zu allen Fragen nach Zuständigkeiten eine Antwort gegeben werden soll. Anrufe zu 115 sind nicht kostenfrei, sie sind aber teurer als ein “Ortsgespräch”, also ist das eine “nicht geografische” Rufnummer und damit gehört sie künftig nach 0700/0701, wenn sie etwas kosten soll oder nach 0800-115xxxx wenn sie kostenfrei sein kann. Das ist klar und eindeutig.

116xxx Soziale Nummern

Kein Mensch hat verstanden, was an der “Vorwahl” 116 besonders sein soll. Es sind soziale Rufnummern, die kostenfrei erreichbar sein sollen. Dann sollen sie die kostenfreie Vorwahl 0800 bekommn. Klar und eindeutig.

118xx Auskunftsnummern

Die Verwechslungsgefahr mit Ortsrufnummern durch nicht so erfahrene Telefonnutzer (Kinder, Senioren, Migranten, Touristen mit geringen Sprach- oder Technik-Kenntnissen) ist extrem hoch. Die Gefahr von “Verwählern” durchaus gegeben, der Schaden beträchtlich.

Die Zahl der echten Auskunftsdienste ist geschrumpft, es gibt nur noch eine Handvoll echter Anbieter. Nahezu alle Auskunftsdiente berechnen heute um 2 Euro pro Minute plus Zuschläge. Das ist eindeutig ein Premium-Dienst, wofür die Vorwahl 0900 ausreicht. Aufgrund der hohen Kosten ging die Zahl der Anrufer zu Auskunftsdiensten schon jetzt extrem zurück.

Für alle Nummern gilt:

Neben der Übergangszeit (1 Jahr mit einer Hinweisansage zur neuen Rufnummer sollte ausreichen) sind keinerlei Nebenwirkungen zu befürchten, im Gegenteil, der Nummernraum wird einfacher und die Anbieter haben mehr Rechtssicherheit, die Verbraucher wissen, was auf sie zu kommt.

Auch die Anbieter von Waren und Dienstleitungen werden schnell merken, daß die Zahl der Anrufer steigt, wenn genau bekannt ist, um welche Dienste und Kosten bei den verschiedenen Vorwahlen es geht.

Soweit meine Vorschläge.

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