Von der Halle ins Freie – Klettern am Fels

Ein Mann klettert an einem Fels in der abendlichen Sonne

Die ersten Schönwetterperioden des Jahres sind da und in einschlägigen Kletterkreisen zieht es dieser Tage alle ins Freie an den Fels. Aber was unterscheidet Klettergebiete draußen eigentlich von Kletterhallen? Was muss man gerade als Anfänger beachten, wenn man an sonnigen Tagen der Kletterhalle den Rücken kehren will?

Klettern am Fels kommt in vielen Varianten daher. Vom Sportklettern in Klettergärten, über die klassische Felskletterei bis hin zu alpinen Mehrseillängentouren und technischer Kletterei in Bigwalls ist hier alles dabei.

 

Die richtige Gebietswahl

Für Neueinsteiger empfiehlt es sich jedoch zunächst in einem Klettergarten anzufangen. Diese Kletterei kommt der Indoorvariante am nächsten. Es handelt sich hierbei zumeist um gut überschaubare, stark abgesicherte Felsen. Die Zustiegswege sind in aller Regel kurz und das Terrain um den Fels ist gemäßigt. Somit sind diese Gebiete, je nach Schwierigkeitsgrad der Routen, durchaus für Anfänger und Familien geeignet. Neben dem klassischen Vorstieg kann hier auch „Toprope“, also im Nachstieg, per oben umgelenktem Seil, geklettert werden.

Klassisches Felsklettern bezeichnet die zumeist einseillängige Kletterei an mittelgroßen Felsen. Hier wird es jedoch für Anfänger schon schwieriger einen Zugang zu finden. Nicht selten ist das Terrain ausgesetzter und die Hakenabstände lang. Oft müssen in Routen eigene Zwischensicherungen gelegt und Standplätze gebaut werden. Neben dem Vorstieg gibt es meist nur die Möglichkeit des Nachstiegs direkt am Seil. Das bedeutet, dass der Kletterpartner von oben sichert. Je nach Route ist somit das Abseilen vom Fels erforderlich, was ebenfalls einiges an Übung erfordert. In manchen Fällen kann auch zu Fuß abgestiegen werden. Neueinsteiger, die sich in ein Klettergebiet dieser Art wagen, sollten auf jeden Fall von einem erfahrenen Kletterer angeleitet werden.

Egal welche Variante der Kletterei man bevorzugt, die Art des Kletterns unterscheidet sich deutlich von der Kletterei in der Halle. Indoorwände sind oft senkrecht und überhängend. Dies begünstigt Personen die über eine hohe Armkraft und Körperspannung verfügen. Im Freien hingegen sind Felswände, an denen sich vergleichsweise leichte Touren finden, selten so steil wie Hallenwände. Jedoch verfügen sie zumeist auch nicht über große Griffe. Somit ist neben Kraft und Körperspannung vor allem Technik gefragt. Gerade bei Reibungstouren ist das sichere Stehen auf kleinen Tritten unerlässlich. Des Weiteren beeinflusst das Gestein stark die Charakteristik einer Tour.

 

Wie also sollte man es angehen, wenn man sich als Anfänger zum ersten Mal an der Fels traut?

Zunächst empfiehlt es sich einen Kurs zu belegen oder sich einem Verein bzw. erfahrenen Kletterer anzuschließen, denn viele Dinge sind am Fels anders als in der Halle. Das erste Problem ist geradezu banal: Touren sind in vielen Gebieten nicht markiert. Zum einen vermissen Hallenkletterer die bunt markierten Routen oft schmerzlich, zum anderen findet sich an vielen Felsen auch keine Schwierigkeitsbewertung der einzelnen Routen. Ist man mit einem Kletterpartner bzw. mit einer Gruppe unterwegs, die das jeweilige Gebiet gut kennt, kann man auf diese Art leicht Tipps und Informationen über einzelne Routen einholen. Wagt man sich aber in ein neues Gebiet vor, so empfiehlt es sich vorab einen Gebietsführer im Fachhandel zu kaufen. In diesen Büchern sind nicht nur Skizzen und Bilder vom Fels mit den einzelnen Kletterrouten und deren Schwierigkeitsgrad enthalten, sondern auch wichtige Informationen zu Anfahrt, Zustieg und eventuellen Sperrzeiten des Felsens. Bei der Routenwahl sollte man generell beachten, dass man sich nicht selbst überschätzt. Schwierigkeitsgrade, die man in der Halle gut beherrscht, kann man am Fels meist nicht erzielen.

 

Die Ausrüstung – (k)eine Frage der Sicherheit

Neben Gurt, Seil (mindestens 60 m) und Karabinern sind Expressschlingen wohl die wichtigsten Utensilien am Fels. Anders als in der Halle hängen diese nicht in den einzelnen Routen, sondern müssen mitgebracht werden.  Expressschlingen bestehen aus zwei Karabinern, die mittels einer kurzen, vernähten Bandschlinge verbunden sind. Expressschlingen werden beim Vorstieg als Zwischensicherungen an Bohrhaken eingesetzt.

Es kann jedoch auch notwendig sein, weitere Zwischensicherungen mittels Friends, Klemmkeilen und Co zu legen. Klemmkeile sind kleine Drahtkabelstopper, die in Rissen und Spalten am Fels verkeilt werden. Friends sind komplexere Klemmgeräte, die sich mittels mehrerer beweglicher Achssegmente in Rissen und Spalten verspreizen können. Die richtige Anwendung mobiler Klemmgeräte sollte auf jeden Fall vorab ausführlich geübt werden.

Ist man oben in einer Kletterroute angekommen, stellt sich die Frage: Das Seil umlenken und gleich wieder abgelassen werden oder einen Standplatz bauen? Dies beantwortet zumeist der Fels. Je nach Charakter der Route und Umlenkungs- bzw. Sicherungsmöglichkeit an deren Ende, empfiehlt sich das Eine oder das Andere. Um einen Standplatz zu bauen benötigt man Bandschlingen.  Diese sind im Handel bereits fertig vernäht in verschiedenen Längen erhältlich. Für den Anfang ist es zweckmäßig zumindest eine kurze (60-80 cm) und eine lange (ca. 120 cm) mitzuführen. Beabsichtigt man den Seilpartner von oben nachzusichern, muss man beachten, dass viele Sicherungsgeräte wie Mammut Smart, ATC und Tube nicht oder nur in bestimmten Ausführungen dafür geeignet sind. Im Zweifelsfall kann man auf die klassische Methode mittels Halbmastwurf zurückgreifen. Des Weiteren wird hierbei nicht über den Körper, sondern einem Fixpunkt am Felsen gesichert.

Klettergebiete sind oft nicht überwacht und es erfolgt keine regelmäßige Kontrolle auf Sicherheit. So kann es gerade nach einem strengen Winter zu einem höheren Steinschlagrisiko kommen. Somit ist das Tragen eines geeigneten Kletterhelms unerlässlich. Dieser schützt selbstverständlich auch davor, dass man sich den Kopf am Fels anstößt. Generell gibt es zwei unterschiedliche Arten von Kletterhelmen: Hartschalenhelme und Hybridkonstruktionen, die in der Regel aus Polycarbonat und Hartschaum gefertigt sind. Hartschalenhelme sind zumeist robuster, dafür auch ein wenig schwerer und oft schlechter durchlüftet als Hybridhelme. Generell lässt sich aber sagen, dass alle derzeit am Markt befindlichen Helme auf Sicherheit geprüft sind. Die Wahl des Helmes sollte somit anhand der Passform und des Tragekomforts erfolgen.

 

Fazit

Felsklettern ist ein toller Sport, der neben Kondition auch ein fundiertes Wissen erfordert. Bringt man alle Voraussetzungen zur sicheren Durchführung mit, ist Klettern eine Sportart, die neben einer Menge Spaß auch ein herrliches Naturerlebnis bietet. Kommt man als Anfänger gerade aus der Halle, benötigt man neben geeignetem Material auch fachkundige Anleitung. Denn egal ob in der Halle oder am Fels, eines ist ohne Frage gleich: Sicherheit geht vor.


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