"Vom Ende der Einsamkeit"


Welche Auswirkungen hat die frühe Erfahrung von Verlust auf die Entwicklung einer Persönlichkeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich Benedict Wells in seinem neusten Roman und traf damit bei mir thematisch voll ins Schwarze. Dabei beleuchtete er nicht nur das Leben seines Protagonisten Jules, der durch den Tod seiner Eltern den Halt im Leben verliert, sondern auch die seiner Geschwister und anderer Menschen, welche ihm im Laufe der Geschichte begegnen und ihre eigenen Lasten zu tragen haben.
Unterteilt ist das Buch in mehrere Zeiträume, in denen wichtige Dinge geschehen und Entscheidungen getroffen werden müssen. So kommt das Buch zeitlich gesehen schnell voran - wir erleben Jules somit als kleines Kind, als Jugendlichen und auch Erwachsenen - wird aber für all jene, die sich daraus eine dichte Handlung versprechen, eher enttäuschend sein. In meinen Augen gehört Vom Ende der Einsamkeit allerdings zu den Büchern, die ohne viel Handlung auskommen und vielmehr aus Personen, Gefühlen und tiefsinnigen Dialogen bestehen. Der Roman ist ein rein menschlicher, ohne viel Tammtamm, dafür aber umso gefüllter mit Leben.
Das einzige Problem bei dieser Art von Buch ist nur, dass, wenn man die Hauptfigur der Erzählung nicht hunderprozentig mag, auch das Buch nie hunderprozentig mögen wird. Und so ging es mir mit Jules. Er ist ein netter, nachdenklicher Typ, was bei mir normalerweise nur Begeisterung auslösen kann, doch oftmals hatte ich das Gefühl einen John Green für Erwachsene zu lesen. Genau wie bei Greens Romanen konnte ich keinen richtige Beziehung zu Wells "Helden" aufbauen. Vielleicht lag das an seiner Neigung, in Selbstmitleid zu baden, vielleicht auch an der Tatsache, dass er wie eine Nebenfigur in seinem eigenen Leben wirkte; doch egal was es war, Jules erhielt meine Zuneigung nicht in dem Maße, in dem es andere Figuren aus dem Buch schafften.  
Ein zweiter Kritikpunkt war, dass der Autor, mithilfe von Gesprächen und Gedanken seiner Charaktere, dem Leser die ganze Thematik vor dessen Augen auseinandernahm, herumphilosophierte und gar nicht erst zuließ, dann man das Verhalten der Figuren selbst interpretieren oder verstehen konnte. Zu jeder Entscheidung folgte eine Erklärung, zu jeder Handlung eine erläuterung und so blieb dem Leser kaum Raum sich selbst Gedanken über die Geschichte zu machen. Zwar gab es dadurch sehr schöne Passagen, die ich mir auch gerne angestrichen hätte, aber im Großen und Ganzen mag ich diese Vorgehensweise von Schriftstellern nicht. Ich denke lieber selbst.
Um es kurz zu sagen...+Wells Roman steckt voller Tiefsinn, Psychologie und Verlusten und ist damit ein sehr gefühlvolles Buch, welches nur selten ganz zart am Kitsch kratzt. Der Stil ist angenehm und die Dialoge oftmals authentisch, manchmal sogar witzig.
-Jules und ich wurden leider nicht ganz warm, weshalb ich den Roman nicht so gut bewerten konnte, wie erhofft. Weiterhin waren seine Gespräche und Gedankengänge in vielen Fällen zu analysierend und ließen kaum Platz für eigene Ideen.

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