Verräterische Algorithmen

Meine Frau hat mir neulich berichtet, dass sie als Teenager ein großer Fan der Serie "Allein gegen die Mafia" war. Das an sich ist wenig überraschend, die vom ZDF mitproduzierte Serie der öffentlichen italienischen Rundfunkanstalt Radiotelevisione Italiana war ein ziemlicher Erfolg, der sowohl von Kritikern als auch von Zuschauern gute Noten bekam. Nur von Silvio Berlusconi nicht, der durch die Serie Italien verunglimpft sieht.

Überraschter war ich über das, was mir mein Smartphone vorschlug, als ich die Phrase "Allein gegen die" eingab. Mafia war nicht dabei, zumal der Algorithmus scheinbar sowieso nur die Worte "gegen die" berücksichtigt, denn das Ergebnis war das gleiche, wenn ich nur "gegen die" eingab.

Nun muss man wissen, dass die Vorschläge auf statistischen Analysen beruhen, welche Wörter oft zusammen eingegeben werden. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch die Autovervollständigung von Wörtern, die gerade geschrieben werden, weshalb mitunter auch falsch geschriebene Begriffe vorgeschlagen werden, wenn die Nutzer sie nur konsequent genug falsch schreiben.

Eine vorgeschlagene Phrase wird also oft verwendet. Kein Wunder, dass "gegen die Wand" der erste Vorschlag meines Programms war. Auf Platz zwei und drei folgten dann "gegen die Türken" und "gegen die Regierung". Was will mein Smartphone mir damit sagen? Die Ergebnisse bekomme ich übrigens sowohl beim Schreiben einer SMS als auch einer Sofortnachricht über einen Dienst wie Line oder WhatsApp vorgeschlagen.

Unterhalten sich die Nutzer von Windows-Phone vielleicht ausführlich über geschichtliche Daten, beispielsweise den Kampf von Prinz Eugen gegen die Türken 1714 bis 1718 oder den Aufstand gegen die Regierung der DDR im Jahr 1989? Oder lassen sich die Deutschen vielleicht in zwei große Gruppen unterteilen, eine linksradikale, die am liebsten gegen die Regierung kämpfen will und eine rechtsradikale, die gegen die Türken zu Feld ziehen will? Vielleicht noch eine dritte, die der Meinung ist, dass bei so viel Kampf das Land gegen die Wand fährt.

Vielleicht wird die Phrase gegen die aber auch so unterschiedlich verwendet, dass der Algorithmus hier schlicht an seine Grenzen kommt. Trotzdem interessant, dass gegen die Türken und gegen die Regierung offenbar besonders häufig vorkommen. Wobei die Vorbehalte offenbar gegenseitiger Natur sind, wie eine Untersuchung zum Thema "deutsch-türkische Lebenswelten" aus dem Jahr 2009 nahelegt. Demnach hätten 40 Prozent der in Deutschland lebenden Türken ein Problem damit, wenn ein gläubiger Christ in ihre Familie einheiraten würde. Noch schlechter kommen allerdings gläubige Juden (48 Prozent) und überzeugte Atheisten (69 Prozent) weg.

Verräterische Algorithmen
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Allerdings gibt es auch zwei erfreuliche Ergebnisse. Immerhin sind die Deutschtürken fremden Religionen aber aufgeschlossener als ihre Landsleute in der Türkei. Und andere Tests bringen keine ausländerfeindlichen Parolen. Wer beispielsweise Türken sind oder Ausländer sind eingibt, dem werden eher harmlose Worte wie die, auch, wir, ja und nicht vorgeschlagen. Selbst die zu braunen Parolen einladende Formulierung Deutschland den wird nicht mit Deutschen vervollständigt, sondern mit ganzen, Rest, ersten und nicht. Das sind genau die gleichen Wörter die man auch erhält, wenn man nur das Wörtchen den eintippt.

Selbst Windows Phone lässt sich umerziehen. Denn der Algorithmus berücksichtigt auch das Eingabeverhalten auf dem jeweiligen Telefon. Mittlerweile wird mir bei der Eingabe von allein gegen die auch das Wort Mafia angezeigt.


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