Verlogene Moral

Einst war es Cicero, der den Begriff „Moral“ im Zusammenhang mit der Ethik unters Volk brachte. Wir beschäftigen uns also schon mehr als 2000 Jahre mit dieser philosophischen Lehre, und gerne wird die Ethik bei uns als erstrebens- und schützenwert erachtet. Zuletzt gestern, als sich das Parlament ausnahmsweise mal frei von Parteizwängen für oder gegen die Widerspruchslösung bei Organspenden entscheiden konnte. Das Ergebnis ist bekannt, aber eine Lösung gab es nicht, denn ich werde bereits regelmäßig von meiner Krankenkasse befragt, ob ich nicht Organspender sein wolle. Jain! Und so wird es auch bleiben, aber warum bin ich so ein lebensfeindlicher Mensch?

Bereits im Grundgesetz ist die Ethik/ Moral ein hohes Gut und wird mit Anstand, Gleichberechtigung und Menschenwürde verbunden. Als die Gründer unserer Bundesrepublik diese Artikel verfassten, hatten wir den zweiten Weltkrieg hinter uns und uns konnte der neue moralische Anspruch auf uns selbst gar nicht hoch genug sein, trotz der damaligen Diskriminierung von Frauen, die weder einen eigenen Job suchen durften, noch Kinder abtreiben. Selbst heute schwebt die moralische Keule der Schwangerschaft über jeder Frau. Sie MUSS eigentlich jedes Kind empfangen, ob gewollt oder ungewollt, ob durch Gewalt verursacht oder mit Behinderung. Wir (meistens Männer) spielen uns als Hüter der Moral auf, bestimmen, was wir nicht zu bestimmen haben und verurteilen aufs Schärfste, sollte sich jemand dieser Ethik entziehen. Selbst Mord kommt da so leicht über die Lippen, als wäre es nichts, eine Frau als Mörderin abzutun, nur weil sie sich gegen ein Kind entschieden hat. Und die moralische Kirche steht da gerne vorne mit dabei, um die Falschheit dieses Vergehens im Namen Gottes anzuprangern. Die Lächerlichkeit dieses Umstandes ist den katholischen Kirchenfürsten nicht wirklich klar, denn sie kritisieren die Rasierklinge auf der sie selber reiten und dies schon seit deren Existens. Zum Glück haben wir das Grundgesetz, auf welches sich jeder Bürger/ Mensch in unserem Land berufen kann, oder?

In der Theorie ist das so, doch um dieses menschlich gemeinte Recht durchzusetzen benötigt es oft genug Anwälte, Richter und oberste Instanzen und trotzdem wird dieses Recht oft genug abgesprochen, denn wir sind eben nicht alle gleich, so wie es in unseren Artikeln steht. Eine Frau hat nicht dieselben Rechte wie ein Mann, einer armer Mensch nicht die eines wohlhabenden Menschen und ein kranker Mensch nicht die Möglichkeiten die ein gesunder hat! Warum ist das so? Wir sind eine moderne Zivilisation, leben in einer Demokratie, haben im Rücken einen Sozialstaat, welcher aus der Gemeinschaft aller 80 Millionen Menschen in Deutschland besteht, oder etwa nicht? Ginge es alleine um die Bürger unseres Landes, wäre vieles leichter und sicher ebenfalls moralischer. Doch woher nehme ich diese Theorie? Aus meinem Leben, wo Krankenkassen raten, doch zu einer anderen zu wechseln, weil die Kosten für das kranke Kind doch eine zu hohe Belastung für die übrigen Mitglieder sei. Solche Dinge habe ich im Elternverein für leukämie- und tumorerkranke Kinder erlebt. Ein Schlag in die Fresse der betroffenen Eltern, die viel besseres zu tun hätten, als zu solchen Terminen zur Krankenkasse zu fahren. Die Entschuldigung ist furchtbar einfach. Es wurde von „Oben“ befohlen und zack ist der Mitarbeiter aus der moralischen Menschenpresse heraus.

Solche Tatsachen habe ich einige erlebt, ob mit Krankenkassen, Krankenhäusern, Sozialämtern usw. wo ich gekämpft habe, damit die Gerechtigkeit und das Recht nicht auf der Strecke bleiben, nur weil sich jemand nicht zu helfen weiß. Da tun sich wahre Abgründe an Verwerflichkeit auf und dies alles als unser Vater Staat, der doch dieses Grundgesetz verteidigen soll, zu unserem Schutz und nicht zum Schutz vor Geldsparpolitik, Diskriminierung von Mensch und Tier (Massentierhaltung) oder Vermögen. Doch so sieht die Realität aus und wir alle müssen sie ertragen, auch bei der Organspendendiskussion. Als gäbe es keine andere Lösung als entweder spenden oder mit seinen Organen begraben zu werden. Doch, es gibt eine Lösung, aber meine Krankenkasse entrüstete sich empört, als ich schriftlich antwortete, warum ich keinen Ausweis haben wolle, denn ich will bezahlt werden für meine Organe! Nicht, weil ich persönlich noch etwas davon hätte oder weil es mir von religiöser Seite aus verboten ist, wie im Judentum. Von mir aus können meine Überreste in einem Pappsarg verbrannt werden und ich mache noch meine eigene Urne, wenn es sein muss, und dann reisen meine Hinterbliebenen nach Polen oder die Niederlande, wo die Verbrennung viel preiswerter ist, denn an meinem tot noch zu verdienen halte ich tatsächlich für moralisch bedenklich, wenn den Angehörigen der teure Sarg aus Eichenholz aufgeschwatzt wird, denn man will doch den Toten ehren oder etwa nicht?

Sollte ich alle überlebt haben und sich niemand finden lassen, der dann das Geld für meine Organe erben könnte, bekommt es laut Gesetz sowieso der Staat, also wo ist da die moralische Verwerflichkeit? Weil ich Geld dafür bekomme Leben zu retten? Soldaten bekommen Geld dafür Leben zu nehmen, Rüstungsunternehmen sind Lieferanten des Todes, Börsen handeln mit Getreide und wenn es keinen Erlös bringt wird die Ernte vernichtet, damit der Preis hoch bleibt. Damit werden im Jahr Milliarden verdient, meistens noch ohne jemals Steuern dafür zu bezahlen. Ist das Ethisch? Anscheinend hat keine Regierung Probleme damit Menschen ins Abseits zu stellen oder gar zu töten, doch Geld für seine Organe zu bekommen ist komplett undenkbar! Das finde ich nicht, denn bei all dem Geld, was alleine in Deutschland verdient wird ohne jeden Moralanspruch, was sind da 2500,- Euro für eine Niere, einen Lungenflügel, ein Herz, wenn man viele Menschenleben damit retten kann. Wer sich moralisch schlecht dabei fühlt Geld für sein letztes Gut zu nehmen, spendet eben kostenlos, weil es eine persönliche Entscheidung ist, so wie ein Kind kriegen zu wollen oder eben nicht.

Damit wir uns richtig verstehen. Falls jemals in Deutschland das Grundgesetz ethisch, moralisch, sozial und rechtlich angewandt wird, weide ich mich in der Stunde meines Todes gerne selber aus und lege meine Organe kostenlos auf Eis, doch bis dahin verschenke ich nichts, womit andere noch Geld machen.

Ihr, sehr moralischer, Arno von Rosen …


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