Totaler Krieg in Stuttgart

Totaler Krieg in StuttgartHeiner Geißler außer Rand und Band! Der Mann, der Attac-Mitglied ist, Maßanzug trägt und in Ferrnsehdiskussionen immer nur mit dem rechten Arm rudert, damit niemand die Marke seiner teuren Uhr erkennen kann, hat sich mit einem unsäglichen Nazi-Zitat außerhalb der Gemeinschaft der Demokraten gestellt. Wie das Kollektiv der Leitmedien eben meldet, habe Geißler bereits vor Tagen bei einer Sitzung von Stuttgart21-Fans und -Gegnern alle Anwesenden wie einst Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast gefragt: "Wollt ihr den totalen Krieg".
Eine Antwort habe der ehemalige CDU-Politiker und gescheiterte Kohl-Putschist nicht bekommen, jetzt allerdings bekommt er Ärger. Wie ein Mann fordert die demokratische Presse ein Geißler-Verbot. Zudem müsse sich der Schlichter für seinen Nazijargon entschuldigen, bei den Opfern, zumindest aber bei Deutschlands Medien, die seine Äußerung drei Tage lang nicht mitbekamen.
Geißler aber sieht keinen Grund dafür. Ausdrücklich verteidigte er die Wortwahl "totaler Krieg", obgleich damit die Singularität der Naziverbrechen verharmlost wird wie etwa mit der "Spiegel"-Überschrift "Die Marke Hitler".
Geißler verteidigt sich. Totale Kriege habe es immer gegeben. "Ach was, das ist keine Sprechweise der Nazis. Der totale Krieg, den gibt es auch anderswo, den haben wir zurzeit in Syrien", ordnete der erfahrene Polithaudegen das Geschehen zwischen 1939 und 1945 historisch neu ein. In Stuttgart herrsche schon seit geraumer Zeit "totaler Krieg", da sei er sehr sicher. "Es hat über 100 Verletzte gegeben, ein Mensch ist total blind geworden bei dieser Auseinandersetzung", sagte Geißler mit Blick auf die schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei vor zehn Monaten im Stuttgarter Schlossgarten.
Rückendeckung bekommt Heiner Geißler vom Historiker und ehemaligen Leiter des Zentrums für Antisemitismus-Forschung Wolfgang Benz. "Man sollte immer vorsichtig sein mit dem Zitieren von NS-Vokabular. Man soll sich aber auch nicht unnötig in Aufregung hineinsteigern, wenn einmal eine solche Äußerung, fällt", sagte der dem Deutschlandfunk.
Das gelingt den Deutschen oft schon ganz gut. Über Jahre hinweg hatte SPD-Chef Franz Müntefering versucht, das aus der Nazi-Terminologie bekannte Wort "ausmerzen" im gesellschaftlichen Diskurs neu zu etablieren, die Sparkasse im mitteldeutschen Halle startete eine Werbekampagne mit dem Satz des Panzergenerals Heinz Guderian "Klotzen statt kleckern", der Kaffeeröster Tchibo hatte "Jedem das seine" versprochen und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sah in der Vergabe von Namensschildern an Bereitschaftspolizisten eine ebenso "unerträgliche" Personenkennzeichnung wie die mit dem Judenstern im 3. Reich.
Ob Heiner Geißler mit seinem Goebbels-Zitat durchkommt, steht jedoch noch nicht fest. "Eine Entschuldigung - und zwar schnell!", fordert ein Christoph Schwennicke im "Spiegel", der Goebbels noch im letzten Jahr achtungsvoll ein "Genie" genannt hatte. Statt Buße zu tun für seinen verbalen Missgriff, wie es üblich und angebracht sei, rechtfertige Geißler "die grauenhaften Worte sogar".
Schwennicke ist, mitten im Sommerloch, empört. Nein, so geht das nicht, findet auch Heise. Nein, nicht in unserer "Wallungsdemokratie" (Schwennicke). Hier kommt jeder Nazivergleich, jedes Hitlerzitat, jede Goebbels-Anspielung gerade recht, ein Faß aufzumachen, dass es scheppert. Totaler verbaler Krieg in Stuttgart! Aufregung über einen irrlichternden 81-Jährigen deutschlandweit! Ein Fall für den Bundespranger! Die Welt schaut auf diesen Mann, der "Spiegel" immer vornweg. Bald sogar in eigener Sache: Von Hitlers Lieblingspanzermann Guderian ("Es gibt keine Zukunft des Reiches ohne den Nationalsozialismus") ließ sich das Wallungsmagazin schließlich schon vor geraumer Zeitzu einer Überschrift inspirieren.


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