Total gestresst

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Endlich wurde er ausgesstrahlt. Ich habe ganz schön gezittert und gebangt vor der Ausstrahlung des Beitrages auf SAT 1. Zwar waren die beiden Redakteure sehr nette Menschen gewesen, aber was letzten Endes aus ein paar Stunden Dreh in zweieinhalb Minuten zu sehen sein würde, war ungewiss. Mit dem Ergebnis bin ich jedoch zufrieden – sieht man einmal ab von der Bezeichnung „Krankheit“ für Hochsensibilität. Zum Glück scheinen viele das überhaupt nicht wahr genommen zu haben …

Beitrag SAT 1 zum Thema Hochsensibilität

Beim ersten Ansehen war ich zugegebenermaßen völlig entsetzt. Nicht über mein Aussehen, daran bin ich durch den ständigen Einsatz von Webcams gewöhnt. Mir wurde schon öfter gesagt, dass es meiner Stimme sehr deutlich anzuhören sei, wenn ich gestresst bin. Zwar ist mir das selbst auch schon aufgefallen, aber mir war nicht klar, wie sehr – bis ich mich in diesem Beitrag sah. Was mich richtiggehend schockierte (denn auch das war mir nicht klar) war der Gegensatz, der mich beim Ansehen richtig ansprang: zwischen gestresstem und entspanntem Zustand.

Ein Teil der Dreharbeiten fand auf dem Bertha-von-Suttner-Platz in Bonn stand – mein Stressplatz Nr. 1. Hier fahren verschiedene Bahnen, Unmengen von Bussen, Autos und Fahrräder. Fußgänger überqueren den Platz oder steigen in die öffentlichen Verkehrsmittel ein. Auf diesem Platz komme ich sehr häufig vorbei, als Fußgängerin, Fahrgast oder auch als Radfahrerin. Wenn ich längere Zeit hier stehen muss, wird mir schwindelig von all der Bewegung um mich herum.

Da stand ich nun also auf dem Platz und sah mir das Treiben an. Es war am späten Vormittag und noch vergleichsweise ruhig. Ich fühlte mich auch noch ganz gut.Ich bin eigentlich kein besonders visueller Mensch. Aber während ich mich so umsah, hatte ich das Gefühl, es fiele eine Art Schutzschicht von mir ab, etwas wie Watte und mir wurde klar, dass ich vor allen Dingen auf diesem Platz die Dinge wahrnehme, die nicht „so in Ordnung sind“. Mir fallen Fußgänger auf, die gerade eben noch mal über die Straße huschen um eine Bahn zu bekommen, während Autos sich schon gefährlich nähern, die Tauben im Rinnstein, die minutenlang dem Tod zu entkommen scheinen;ich bange um jeden Radfahrer, der auf diesem Platz fährt (sie sehen so schutzlos aus im Vergleich zu der Autolawine). Dann verschwand wieder eine Schicht. Es wurde sehr viel lauter. Und dann noch einmal. Mit dem Verschwinden jeder weiteren Schicht fühlte ich mich zunehmend nackt und hilflos, vollkommen ausgeliefert. Innerhalb weniger Minuten war ich total gestresst.

Jetzt ließen die Redakteure aber auch nicht locker. Sie wollten unbedingt und ganz genau wissen, was denn nun in mir vorgeht. „Es geht alles einfach in mich rein“ war alles, was ich noch heraus bekommen konnte. Vielleicht hätte ich sagen sollen (aber das ist mir eben erst eingefallen), dass das Chaos auf dem Platz jetzt in mir ist – ICH BIN DAS CHAOS und das nimmt so viel Raum ein, dass für mein eigenes Selbst gar kein Platz mehr übrig ist …

Nachdem ich dann wieder zuhause in einer ruhigen Umgebung war konnte ich mich der bemerkenswerten Tatsache zuwenden, dass ich aber trotz alledem noch eine Art Schutz zu haben scheine – selbst wenn er sehr dünn ist und leicht davonfliegt.

Wie ist es mit Ihnen? Wie erleben Sie öffentliche Räume? Vielleicht haben Sie ja auch gute Tipps für den Umgang mit Notfall-Situationen? Ich freue mich über Ihre Kommentare und wünsche Ihnen schon jetzt an dieser Stelle ein stressfreies Weihnachtsfest.

Herzlichst,

Ihre Monika Richrath


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