Teuer, Teurer, Kaffee?

Teuer, Teurer, Kaffee?

Es ist wieder einmal soweit: Die Kaffeepreise sind in den Schlagzeilen und Herr und Frau Schweizer debattieren in Leserbriefen und Internetkommentaren heftig darüber, was denn eigentlich angemessen sei, weshalb es zu Hause sowieso besser ist, und was natürlich auch nie fehlt: “Solange die Leute bei Starbucks….”. Tatsächlich ist das Thema höchst philosophisch, aber gerade weil ich im Coffee-Guide Zürich die Preise bewusst nicht in die Bewertungen einfliessen lasse, möchte auch ich einige Gedanken zum Thema äussern. Überhaupt, was passt besser zum notorisch teuren Pflaster Zürich als eine Diskussion über Preise?

Die wohl grösste Schwierigkeit in der ganzen Preisdiskussion rund um Kaffee ist, das nach wie vor von einem verallgemeinerbarem Produkt “Kaffee” ausgegangen wird. Somit wird im Prinzip debattiert ob 10.- angemessen sei für ein Glas Wein, worauf die Antwort eindeutig lauten würde: kommt drauf an. Aber auf was denn? Beim Kaffee theoretisch auf eine ganze Menge! Den Anfang macht die Qualität des Rohkaffees. Während viele Cafés zwar Kaffee ausschenken der in Bohnenform zu üblichen Weltmarkt-Konditionen gehandelt wurde, finden langsam aber sicher auch immer mehr direkt gehandelte Spezialitätenkaffees ihren Weg in die besten Lokale der Stadt. Solch eine Tasse darf und soll dann durchaus auch mehr kosten. Die vielleicht grösste Preisspanne findet man in Zürich zurzeit im Café Noir, wo der normale Espresso 3.80 kostet, während eine Tasse Civet Coffee 18.- kostet.

So sehr ich Aufpreise für Qualität und Exklusivität unterstütze, scheint mir die Vermarktung von Tierexkrementen als Spezialität das Letzte zu sein was die Kaffeebranche braucht um die Konsumenten für Qualitätsunterschiede zu sensibilisieren. Oft korrelieren mit der Qualität des Rohkaffees auch die Kosten die bei der Veredelung entstehen, denn langsameres Rösten in kleineren Mengen ist schlichtweg teurer. Man vergleiche: Im eben genannten Café Noir werden pro Jahr etwa 15 Tonnen Kaffee in 25kg-Chargen geröstet, bei etwa 20 Minuten Röstzeit, während Starbucks zentralisiert für ganz Europa 7’000 Tonnen verarbeitet à 90-240kg, bei ca. 11Min Röstzeit. Und damit sind wir noch lange nicht bei den ganz grossen Röstern angelangt, die in noch viel kürzerer Zeit viel grössere Mengen für den Supermarkt (und auch viele Cafés) rösten. Dann hat der Gastronom also seinen Einkauf getätigt und beginnt mit den Kalkulationen wie Miete, Personal, etc. miteinberechnet werden sollen. Auch hier lasse ich in jenen Lokalen gerne etwas mehr liegen, die z.B. ihre Baristi schulen. Als nächstes wird es aber besonders philosophisch, nämlich wenn es um Geschmack geht.

Klar, für einen guten Kaffee zahle ich gerne mehr als für einen schlechten. Aber wann ist er denn gut? Objektiv betrachtet natürlich einmal wenn alle eben genannten Faktoren auf Qualität hindeuten. Oder wenn der Baristi den gemäss Schulbuch perfekten Espresso extrahiert hat, den sogenannten “Godshot”. Aber was bedeutet schon Gott für einen Atheisten? Für eine halbwegs objektive Geschmacksbeurteilung braucht es zwar keinen Glauben, aber Werkzeuge, also Kenntnisse worauf denn überhaupt zu achten ist, ausser “schmeckt / schmeckt nicht”. Da dies auf die wenigsten Kaffeetrinker zutreffen dürfte – und der 3.- Espresso im Stammlokal bisher auch ohne Langsamröstung und Herkunftsinformationen schmeckte – scheint die Rechtfertigung von Preisen mit Geschmack extrem schwierig. Wie bekommt man also etwas für sein Geld? Einerseits heisst es wachsam zu sein und nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Dann merkt man z.B., dass ein Kaffee bei Starbucks gar nicht speziell teuer ist, weil die Standardgrösse „tall“ grösser ist als eine normale Kaffeetasse. Deshalb gilt es die Grösse “short” zu bestellen und auf Extras zu verzichten. Mit 4.40 ist auch ein Espresso bezahlbar und Fairtrade zertifiziert dazu.

Zudem gibt es beim Mitbringen eines eigenen Bechers noch -.80 Rabatt. Eine Tasse Filterkaffee auf den Weg für 3.60 hat mir schon öfters das Pendeln um 6 Uhr früh erleichtert ohne dass ich mich abgezockt gefühlt hätte. Ansonsten findet man das beste Preis-Leistungsverhältnis grundsätzlich in all jenen Lokalen, die hier im Coffee-Guide besonders gute Bewertungen erhalten haben. Denn dort steht es meistens nicht nur mit dem subjektivem Geschmack zum Besseren, sondern auch tatsächlich mit dem verwendete Rohkaffee, der Röstung und der Zubereitung.


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